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Bewegungsdaten: Österreicher im neuen Lockdown mehr unterwegs

Zwar hat der zweite harte Lockdown ab 17. November im Vergleich zum „soften“ davor einen deutlichen Rückgang der Mobilität gebracht – allerdings nicht so stark wie im März. Das geht aus den aktuellen anonymisierten Analysen über Bewegungsdaten der Österreicher vom Mobilfunkanbieter A1 und Invenium, einem Spin-off der TU Graz, hervor.

Noch vor dem ersten Lockdown im März waren werktags im Schnitt 73 Prozent der Österreicher unterwegs. „Zu Beginn des ersten Lockdowns wurde die Mobilität auf 46 Prozent heruntergefahren“, sagt der Verkehrswissenschafter Michael Cik von Invenium gegenüber der futurezone. Im „soften“ Lockdown ab 3. November waren wieder 63 Prozent der Bevölkerung unterwegs, gefolgt von 57 Prozent im aktuellen zweiten harten Lockdown. Das Ausmaß vom Frühjahr wurde in der zweiten Welle somit nicht mehr erreicht.

Auch die Mobilität mit dem Auto im aktuellen Lockdown ging laut der Straßenbaugesellschaft Asfinag nicht so stark zurück wie im ersten Lockdown. 

 

Relevante Zonen

Die Effekte des Lockdowns, etwa durch Schulschließungen und Home Office, zeigen sich besonders in Stadtzentren. A1 und Invenium verglichen zwei für die Menschen relevante Zonen, wo sie sonst einkaufen, arbeiten, das gastronomische Angebot nutzen und ihre Freizeit verbringen: Die Mariahilferstraße in Wien und die Innsbrucker Innenstadt.

Auf der belebten „Mahü“ wurde die Anzahl der Besucher, also Menschen, die sich zwischen 15 Minuten und 4 Stunden dort aufhalten, gemessen. Am 19. November des vergangenen Jahres waren am späteren Nachmittag etwa 82.000 Menschen unterwegs. Der erste Dienstag im Lockdown 1 bewirkte einen starken Einbruch. „Zwar waren immer noch 8.000 Menschen einkaufen oder spazieren, aber es gab eine Reduktion der Mobilität von fast 90 Prozent“, sagt Cik.

Am Dienstag dieser Woche, zu Beginn des zweiten Lockdowns, gab es wiederum einen Rückgang von 83 Prozent – 14.000 Menschen waren unterwegs. „Es gibt also mehr Besucher in relativ relevanten Zonen, aber nicht so stark wie vorher“, sagt der Experte. Die Mariahilferstraße ist ihm zufolge ein exemplarisches Beispiel: „Auch der Stephansplatz oder der Graben sind in dieser Dimension, weil sie auch von der Gastronomie und vom Handel leben“, so Cik.

Gewöhnungseffekt

Im Vergleich dazu wurden auch die Zahlen in der Innsbrucker Innenstadt ausgewertet. Hier zeigt sich ein ähnliches Bild in abgeschwächter Form. Im Vergleich zum Vorjahr gab es im gesamten Zentrum im ersten Lockdown eine Reduktion von 88 Prozent. Jetzt ist ein Rückgang von 70 Prozent zu verzeichnen. „Das ist vielleicht nicht so signifikant wie in Wien, in der Hauptstadt gibt es aber mehrere Stadtteilzentren, wo man zum Arzt, zur Apotheke oder zum Bäcker gehen kann, während sich in Innsbruck das alles eher auf den Innenstadtbereich konzentriert“, sagt Cik.

Dass im zweiten Lockdown mehr Menschen unterwegs sind als im ersten, lässt sich laut Cik mit einem Gewöhnungseffekt erklären, der sich über viele Monate hinweg eingestellt hat. Anfang März sei die Angst vor der Pandemie noch groß gewesen: „Uns wurde gesagt, dass jeder jemanden kennen wird, der an Corona stirbt.“ Nun würden 50 Prozent der Menschen jemanden kennen, der sich mit dem Virus infiziert hat. Die anfängliche Angst sei gesunken.

Verkehr

Auch im Verkehr kam es zu Rückgängen. Speziell im Lockdown 1 habe sich gezeigt, dass er sowohl im innerstädtischen als auch im Fernverkehr der öffentliche Verkehr extrem zurückgegangen ist – um 80 Prozent. Die aktuellen Daten zeigen eine Reduktion von 60 bis 70 Prozent. 

Der Pkw-Verkehr in den heimischen Ballungsräumen ist laut der Asfinag mit dem zweiten harten Lockdown im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 30 Prozent gesunken. Im März gab es an Werktagen ein Minus von 57 Prozent. Auch beim Lkw-Verkehrsaufkommen gab es zwischen den beiden Lockdowns deutliche Unterschiede. In der abgelaufenen Woche gab es in den Ballungsräumen mit zwei Prozent sogar ein leichtes Plus gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Nach ersten Lockdown-Start machte das Minus beim Lkw noch rund neun Prozent aus.

„Normaler“ Sommer

Mit dem Öffnen von Handel oder Schulen nach dem ersten Lockdown habe sich beim Mobilitätsverhalten der Österreicher im Sommer langsam wieder Normalität eingestellt, sagt Cik. Die Kurven würden zeigen, dass man zwar nie mehr ganz die Mobilität von vor der Corona-Krise erreicht hat, aber nah dran war. Mit den Lockerungen seien viele Menschen dann auch an den Wochenenden wieder weggefahren, ins Grüne oder zur Familie. Die Mobilität stieg dann auch an Wochenenden auf über 50 Prozent. An den vergangenen beiden Wochenenden ging sie wieder zurück. Das könnte laut Cik damit zusammenhängen, dass Gastronomie-Betriebe wieder geschlossen wurden.

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Andreea Bensa-Cruz

Andreea Bensa-Cruz beschäftigt sich mit neuesten Technologien und Entwicklungen in der Forschung – insbesondere aus Österreich – behandelt aber auch Themen rund um Raumfahrt sowie Klimawandel.

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