Eine F-35A bei der Luftbetankung
Bizarrer Absturz von F-35 Stealth Fighter geklärt
Am 28. Jänner stürzte eine F-35A spektakulär ab. Der Stealth-Fighter taumelte steil nach unten und explodierte beim Aufprall. In dem viral gegangen Video sieht man rechts davon den Piloten am Fallschirm, der sich mit dem Schleudersitz retten konnte.
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Der Unfall ist bei der Eielson Air Force Base passiert und hat den US-Streitkräften in etwa 196 Millionen US-Dollar gekostet – die F-35A war ein Totalverlust. Der Pilot wurde nur leicht verletzt. Jetzt hat die Air Force einen Unfallbericht veröffentlicht, der erklärt, wie es zu dem Unglück kam.
Probleme mit dem vorderen Fahrwerk
Nach dem Start zu dem routinemäßigen Trainingsflug ließ sich das vordere Fahrwerk nicht komplett einfahren. Die hydraulische Flüssigkeit war mit Wasser kontaminiert und fror. Die Strebe konnte dadurch nicht voll ausgefahren werden, weshalb das vordere Fahrwerk nach links verdreht war.
Nachdem der Pilot die üblichen Checks abgearbeitet hat, die für so einen Fall vorgesehen sind, war das Fahrwerk immer noch um 17 Grad verdreht. Also startete der Pilot einen Conference Call mit Technikern von Lockheed Martin (Hersteller der F-35) und dem Supervisor der Air Force, der für den Flug gerade im Dienst war.
Es dauerte etwa 50 Minuten, bis ein Plan ausgearbeitet wurde. Eine Notlandung mit dem Fangseil, das es bei der Hauptpiste von Eieslon gibt, wurde als zu gefährlich eingestuft. Solche Fangseile kommen üblicherweise bei Flugzeugträgern zum Einsatz, gibt es aber auch in Varianten für normale Landebahnen, um eben bei Notlandungen Maschinen zu bremsen oder um Flugzeugträgerlandungen zu üben.
Durch das verdrehte Fahrwerk hätte sich die F-35A aber im Fangseil verheddern, schleudern und womöglich sogar überschlagen können. In dieser Situation hätte der Pilot nur Sekundenbruchteile gehabt, um sich mit dem Schleudersitz rechtzeitig zu retten.
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Touch-and-Go machte es noch schlimmer
Stattdessen führte der Pilot Touch-and-Go-Landungen durch. Dabei setzt das Flugzeug zur Landung an, setzt auf der Piste auf, startet aber dann sofort wieder, anstatt stehen zu bleiben.
Die Hoffnung war, dass sich durch den Kontakt mit der Piste das vordere Fahrwerk geradestellt. Nach 2 Versuchen wurde die Situation aber schlimmer statt besser.
Nicht nur, dass sich das vordere Fahrwerk nicht gerade stellte: Jetzt ließ sich das Hauptfahrwerk an der linken und rechten Seite nicht mehr ganz ausfahren. Der Grund dafür war Eis, das sich an den Streben gebildet hat. Und das löste das Problem aus, das schließlich zum Absturz führte.
Bordcomputer glaubte, die F-35A ist am Boden
Nach dem zweiten Touch-and-Go glaubten die Gewichtssensoren des Fahrwerks (Weight on Wheels), dass die F-35A am Boden steht. Dadurch wechselte der Bordcomputer automatisch auf Boden-Steuerung, die üblicherweise aktiv ist, wenn die F-35A auf der Landebahn bewegt wird. Nur war die F-35A nicht auf der Piste, sondern in der Luft. Die Maschine wurde dadurch unkontrollierbar und der Pilot musste sich mit dem Schleudersitz retten.
Laut dem Bericht waren die Rettungskräfte innerhalb einer Minute beim Piloten. Eine Satellitenaufnahme zeigt, wo die Absturzstelle des Flugzeugs ist und wo der Pilot mit dem Fallschirm gelandet ist.
Satellitenaufnahme mit Markierungen, die den Absturzort zeigen und die Stelle, an der der Pilot gelandet ist
© US Air Force
Der Bericht erklärt auch, warum die F-35A so steil zu Boden gefallen ist. Nachdem der Pilot den Schleudersitz betätigt hatte, stieg die F-35A in eine Höhe von 813 Meter auf. Dort ereignete sich ein Strömungsabriss (Stall), der den Stealth-Fighter zu Boden taumeln ließ. Als der Schleudersitz betätigt wurde, war die F-35A bereits zu 30 bis 40 Grad nach oben geneigt und 38 Grad zur Seite.
Mehrere Ursachen für den Absturz
Der Bericht kommt zum Schluss, dass die kontaminierte Hydraulikflüssigkeit der Ursprung der Probleme war. Es gebe Defizite bei den Wartungsroutinen, der Lagerung und der Überprüfung von gefährlichen Stoffen, wie eben Hydraulikflüssigkeit.
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Die Lockheed-Techniker im Conference Call seien ebenso mitverantwortlich. Im April 2024 gab es einen Lockheed-Wartungsnewsletter, indem erklärt wurde, dass die Gewichtssensoren besonders bei kaltem Wetter fehleranfällig sind. Am Tag des Absturzes hatte es -17 Grad Celsius bei Eielson.
Die Techniker hätten also wissen müssen, dass es zu dem Problem mit der Bodensteuerung kommen kann. Laut dem Bericht hätten sie statt des zweiten Touch-and-Go-Versuchs eine kontrollierte Notlandung, bei der der Pilot den Schleudersitz nach dem Aufsetzen betätigt, empfehlen sollen.
Die Lektionen aus dem Unglück können nicht nur der Air Force wertvolle Informationen liefern, damit ähnliche Unfälle nicht mehr passieren. Auch andere Länder mit kalten Wintern können jetzt besonders darauf achten, die Problemverursacher zu vermeiden. Dazu gehört etwa Kanada, das 2026 seine ersten F-35As bekommen wird. Auch Finnland soll seine ersten F-35As 2026 erhalten.
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