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Ende einer Ikone: Vor 20 Jahren verunglückte die Concorde

"Sie haben Flammen hinter sich", meldet der Tower des Pariser Flughafens Charles de Gaulle. Doch es ist zu spät, das Flugzeug ist bereits zu schnell - es muss abheben. Nur Minuten nach dem Start stürzt der Überschalljet Concorde in ein Hotel. Alle 109 Insassen des Air-France-Flugs 4590 kommen an diesem 25. Juli vor 20 Jahren ums Leben, vier Menschen sterben am Boden.

Metallstück überrollt

Es ist ein fürchterliches Unglück und der Anfang vom Ende eines Mythos. Zehn Jahre später urteilte ein französisches Gericht darüber, was damals passiert war. Die Concorde rollte beim Start über ein Metallstück, das ein zuvor abgeflogener Jet verloren hatte. Das löste eine verhängnisvolle Kettenreaktion aus: Die Lamelle ließ einen Reifen am Fahrwerk der Concorde platzen, Gummiteile durchschlugen einen Flächentank des Flugzeugs, und das ausströmende Kerosin fing Feuer. Eine Lamelle besiegelte also damals das Schicksal von 113 Menschen.

Königin der Lüfte

Für viele war ein Flug mit der Concorde ein Traum. Sie war der einzige Überschalljet, der dauerhaft im Reiseverkehr eingesetzt wurde. Auf den Strecken von Paris und London nach New York war die schneeweiße Concorde mit der spitzen Nase ein Vierteljahrhundert lang unterwegs - als "Königin der Lüfte" sozusagen. Nur rund dreieinhalb Stunden brauchte sie mit doppelter Schallgeschwindigkeit über den Atlantik, weniger als halb so lang wie normale Flugzeuge. An Bord gab es Champagner und Kaviar, der Inbegriff von Luxus.

Verhaltensänderung

Air France und British Airways hatten den Linienverkehr 1977 aufgenommen. 2003 wurde der Flugbetrieb eingestellt. Viele fragen sich, ob die Concorde heute noch fliegen würde, hätte es das Unglück nicht gegeben. Die Antwort ist wohl: eher nein.

"Es veränderte sich schon etwas vor dem Absturz. Die Passagiere, die man dort an Bord der Concorde erwarten würde - die Berühmten, die gekrönten Häupter, die Magnaten - hatten ihr Verhalten geändert", weiß Luftfahrtexperte Cord Schellenberg. Viele seien auf Privatjets umgestiegen, die nicht an einen Linienflugplan gebunden waren. "Die Kundschaft wollte eben auch die Flexibilität, nicht nur von London Heathrow nach New York JFK zu fliegen, sondern vielleicht von Nizza nach Washington", so der Experte. Mit der Concorde und ihrem begrenzen Angebot war das nicht möglich.

Wenig Platz, hohe Kosten

Und die Concorde war auch eines - ziemlich eng. Für Luxus wie eingebaute Betten oder Trennwände war schlicht gar kein Platz. Hinzu kamen ein riesiger Treibstoffverbrauch und unverhältnismäßig teure Instandhaltungskosten. Der "fliegende Bleistift" wirkt auch allein aus Umweltgründen heute völlig aus der Zeit gefallen.

Nachfolger wird es schwer haben

Trotzdem tüfteln immer wieder Unternehmen an einer neuen Concorde. Doch wer hofft, bald im Überschallflugzeug durch die Welt zu jetten, dürfte eher enttäuscht werden. "Dass nach Corona überhaupt das Wagniskapital am Markt vorhanden ist, in den nächsten Jahren in ein neues Flugzeugprojekt zu investieren, bezweifle ich", schätzt Schellenberg.

Und so bleibt die Erinnerung an ein außergewöhnliches Flugzeug, mit dem man die Zeit schlagen konnte. Schellenberg ist sicher: "Ohne den Absturz wäre die Concorde ins Museum geflogen. So ist sie auf den Schrottplatz geflogen. Sie war schon eine Ikone der Luftfahrt, das muss man anerkennen."

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