Wie es zum Blackout bei Facebook, Instagram und WhatsApp kam
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Ungefähr 6 Stunden dauerte der Totalausfall bei Facebook, WhatsApp und Instagram. Damit war die stundenlange Unterbrechung des Online-Dienstes die umfangreichste in seiner jüngeren Geschichte. Nun sind die Services wieder online.
Grund für den Ausfall war angeblich eine fehlerhafte Konfiguration im Netzwerk des Facebook-Imperiums. "Wir möchten zu diesem Zeitpunkt klarstellen, dass wir glauben, dass die Ursache dieses Ausfalls eine fehlerhafte Konfigurationsänderung war", schreibt Facebook in seinem Blog.
Fehlerhafte Konfiguration führte zu Fehler
Offenbar gab es einen Fehler bei der Implementierung eines Updates beim Border Gateway Protocol (BGP). Dadurch brach das Netzwerk des Unternehmens sowie die DNS-Konfiguration zusammen und war weder von externen noch von internen Systemen erreichbar.
Facebook, Instagram, WhatsApp und alle anderen Dienste, die zu dem Zuckerberg-Unternehmen gehören, waren von der Bildfläche verschwunden. "Facebook hat seine Schlüssel im Auto eingeschlossen", tweetete Experte Jonathan Zittrain, Direktor des Berkman Klein Center für Internet und Gesellschaft in Harvard.
Cloudflare beschreibt in einem Blog-Eintrag das Problem. BGP wird genutzt, um mögliche Wege (Routen) bekannt zu geben, die Anfragen nehmen können, um das gewünschte Ziel zu erreichen. Ist ein Weg blockiert, etwa wegen eines Server-Ausfalls, sagt man mit BGP den Routern, wohin sie die Daten stattdessen schicken sollen.
Gestern ab 17:40 Uhr hat Facebook plötzlich ungewöhnlich viele BGP-Änderungen vorgenommen. Laut Cloudflare wurden die Wege zurückgezogen. "Damit hat sich Facebook effektiv selbst vom Internet genommen", schreibt Cloudflare.
Ohne die Routen waren die DNS-Server auf der ganzen Welt verwirrt. Tippt man "facebook.com" ein, stellen die DNS-Server eine Anfrage an den Domain-Name-Server, der bei großen Unternehmen üblicherweise von den Unternehmen selbst betrieben wird. Weil Facebook aber mittels BGP die "Wegbeschreibung" zu seinem Netzwerk entfernt hatte, konnte der Name-Server ebenfalls nicht erreicht werden. User*innen sahen deshalb nur Fehlermeldungen, wenn sie versuchten die Website im Browser zu öffnen.
Laut Cloudflare hat Facebook gegen 23:00 Uhr damit begonnen, wieder die richtigen Routen mit BGP auszuliefern.
Ein Team musste ins Rechenzentrum
Dadurch war es auch unmöglich, den Fehler durch einen externen Zugriff auf die Systeme zu beheben. Weil das komplette Facebook-Netzwerk nicht erreichbar war, musste offenbar ein Team in ein Rechenzentrum im kalifornischen Santa Clara geschickt werden, um bei den dortigen Servern und Rechnern den "Reset-Knopf" zu drücken.
Chaos im Unternehmen
Im Facebook-Unternehmen selbst dürfte der massive Ausfall zu Chaos geführt haben. Angeblich sind Facebook-Mitarbeiter*innen nicht einmal die Büroräumlichkeiten gekommen, weil die Zutrittskontrolle über vernetzte Zutrittskarten organisiert ist und dieses System ebenso vom Ausfall betroffen war. Darüber hinaus waren auch die internen Kommunikationstools vom Ausfall betroffen und funktionierten nur bedingt.
Stunde von TikTok und Twitter
Während Facebook im eigenen Chaos versank, schlug die Stunde von Twitter und TikTok. "hello literally everyone", twitterte der Account des Kurznachrichtendienstes und spielte auf all jene User*innen an, durch die Facebook-Ausfälle zwischenzeitlich auf Twitter wechselten. Angeblich verzeichnete Twitter einen Rekord bei der Anzahl an User*innen, die gleichzeitig auf der Plattform waren.
Ähnliches war auf TikTok zu beobachten. Unzählige Nutzer*innen machten sich über die Ausfälle im Zuckerberg-Imperium lustig und nutzten die Umstände für Witze über Facebook, Instagram und WhatsApp.
Aktienkurs von Facebook brach ein
Eine langfristige Frage ist, ob der Ausfall Werbekunden von Facebook dazu veranlassen wird, über Alternativen nachzudenken. Denn gerade viele kleine Unternehmen rund um die Welt verlassen sich auf Facebook, um Kunden anzulocken. Für sie bedeutete die Störung verlorenes Geschäft.
Die Facebook-Aktie schloss mit einem Minus von knapp 5 Prozent. Vor dem Ausfall wurde das Unternehmen mit 342 US-Dollar pro Aktie bewertet. Wegen des Blackouts sackte die Aktie zwischenzeitlich auf 323 Dollar ab, konnte danach aber wieder leicht zulegen.
Facebook in der Krise
Dadurch hat sich auch das Vermögen von Facebook-CEO Mark Zuckerberg verkleinert. Laut Forbes hat er durch den Ausfall rund 6 Milliarden Dollar verloren, kann aber immer noch ein Vermögen von gut 117 Milliarden Dollar vorweisen.
Für Facebook, das gerade in den USA unter verstärktem politischen Druck steht, war ein mehrstündiger Ausfall eine blamable Krönung ohnehin schlechter Wochen. Erst am Sonntag hatte eine ehemalige Mitarbeiterin sich als Whistleblowerin zu erkennen gegeben und warf dem Online-Netzwerk vor, Profit über das Wohl der Nutzer*innen zu stellen. Am Dienstag soll sie im US-Senat befragt werden.
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