Das Flugboot Aurora Flight Sciences Liberty Lifter auf dem Wasser.

Aurora Flight Sciences Liberty Lifter

© Aurora Flight Sciences

Militärtechnik

Fliegendes Boot: US-Armee streicht ambitionierten Liberty Lifter

DARPA, die Forschungsabteilung der US-Armee, hat bekanntgegeben, dass aus dem Liberty Lifter nichts wird. Die 2022 gestarteten Pläne für das 98 Millionen US-Dollar schwere Projekt werden auf Eis gelegt.

Liberty Lifter wurde speziell für Langstreckentransporte von schweren Nutzlasten konzipiert. Die Transportmaschine aus fortschrittlichen Verbundstoffen sollte bei Rettungs- und Katastropheneinsätzen helfen und vorrangig Logistik-Missionen für das US-Militär fliegen.

Die Gründe für die Aufgabe des Projekts wurden nicht genannt. Es dürfte allerdings mit den Einsparungen zu tun haben, die in den Budgets der US-Streitkräfte vorgesehen sind. So sollen Geldmittel für die Entwicklung des Stealth-Fighters F-47 freigespielt werden. Dieser "Superflieger" liegt US-Präsident Trump besonders am Herzen.

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Luftpolster hebt Liberty Lifter

Es wäre ein sogenanntes Bodeneffektfahrzeug geworden, das Eigenschaften von Flugzeugen und Booten verbindet. Daher nennt man diese Vehikel umgangssprachlich auch fliegende Boote. Sie fliegen nur ein wenige Meter über der Wasseroberfläche.

Dabei machen sich den sogenannten Bodeneffekt zunutze: Unter den Tragflächen und dem Flugzeugrumpf entsteht ein Luftpolster, weil die Luft zwischen den Flugzeugteilen und dem Boden zusammengedrückt wird. Dieses Polster rollt wie eine Walze mit der Maschine und drückt gleichzeitig von unten auf die Flügel, wodurch der Auftrieb verstärkt wird.

Gleichzeitig ist der Luftwiderstand in dieser niedrigen Höhe geringer. Das liegt daran, dass sich die sogenannte Wirbelschleppe, die für einen großen Teil des Luftwiderstands von Flugzeugen verantwortlich ist, nur in der Luft verbreiten kann. Bei niedriger Flughöhe wird das in diesem Fall durch die Wasseroberfläche verhindert.

Das heißt, die Maschine verbraucht weniger Treibstoff als ein reguläres Flugzeug. Der Liberty Lifter könnte dadurch mehr Nutzlast auf weiteren Strecken transportieren.

Hohe Traglast und hohe Reichweite

Anfangs war der Bau einer Demonstrationsmaschine geplant, die ungefähr so groß hätte sein sollen wie eine C-130 Hercules. Die Spannweite ist damit in etwa mit der einer Boeing 747-8 zu vergleichen. Dieser Demonstrator sollte eine Nutzlast von 22,6 Tonnen tragen können.

Abflug des Bundesheers mit einer C-130 nach Frankreich.

Eine C-130 des Österreichischen Bundesheeres. 

Danach war der Bau einer Vollversion des Liberty Lifters geplant. Dieser sollte 8 Turboprop-Triebwerke haben und 77 Tonnen tragen können. Die Reichweite dieses Flugzeugs ohne Beladung hätte 22.224 km betragen sollen.

Die Nutzlast ist ansatzweise mit der einer C-17A Globemaster III vergleichbar. Die kann mit 82 Tonnen mehr laden, hat aber nur eine maximale Leerreichweite von 11.540 km.

Liberty Lifter sollte außerdem dank innovativem Materialeinsatz besonders robust und für Seegangsverhältnisse bis zur Stufe 5 geeignet sein. Bei dieser Stufe können die Wellen bis zu 4 m hoch sein.

Die Maschine hätte besonders im Pazifikraum eingesetzt werden sollen, wo es weit verstreute US-Stützpunkte gibt. Der Liberty Lifter wäre im Vergleich zu Schiffen deutlich schneller unterwegs und weniger anfällig für Angriffe von U-Booten und Seeminen. Außerdem könnte er durch den niedrigen Flug schwieriger für Radarsysteme von feindlichen Kriegsschiffen zu orten sein.

Chinas Seemonster

China war wohl inspiriert vom Liberty Lifter. Kürzlich sind Fotos des "Bohai Seemonster" aufgetaucht. Es handelt sich dabei um ein neues Bodeneffektfahrzeug, das gerade erpropt wird. Allzu viele Details sind darüber nicht bekannt, zumindest gibt es aber Fotos davon.

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Das „Bohai Seemonster“ schwimmt im Wasser.

Dieser vorläufige Spitzname bezieht sich auf das berühmteste Ekranoplan, wie Bodeneffektfahrzeuge auf Russisch genannt werden, der Welt: das Kaspische Seemonster. Die offiziell nur KM benannte Maschine aus den 1960er-Jahren gilt bis heute als Vorbild für Bodeneffektfahrzeuge.

Neben einer Transportmaschinen-Version, war auch eine Variante geplant, die mit Mittelstreckenraketen bewaffnet ist. Allerdings gab es nur Testflüge und die Entwicklung wurde eingestellt. Bei der sowjetischen Armee wurde die Maschine nicht in Dienst gestellt.

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