Eine Testbombe einer B61-12.

Eine Testbombe einer B61-12.

© USAF

Militärtechnik

Seltenes Foto zeigt Attrappen von neuen US-Kernwaffen in Europa

Ein Bild vom Militärflugplatz Volkel in den Niederlanden zeigt einen F-16-Kampfjet, der mit einer Trainingsversion einer B61-12-Kernwaffe der USA ausgestattet wurde. Das Foto stammt aus dem Jahr 2021 und damit aus einer Zeit, bevor überhaupt mit der Serienproduktion der Bombe begonnen wurde. Diese wurde nämlich erst 2022 in den US-Lagerbestand aufgenommen.

Bunker können Wasserstoffbomben lagern

Die Wasserstoffbombenattrappe wurde dabei unter den rechten Flügel einer F-16 Viper montiert, wie Hans Kristensen, Direktor des Nuclear Information Project der Federation of American Scientists in einem Blogbeitrag informiert. Kristensen legt sich auf Volkel als Ort der Aufnahme fest, da er den charakteristischen Flugzeugunterstand am Bildrand erkennt. 

Die Attrappe ist klar erkennbar.

Die Attrappe ist klar erkennbar.

Elf der 32 Bunker auf dem Militärflugplatz Volkel seien laut Kristensen mit einem unterirdischen Schutzraum ausgestattet, der bis zu 4 B61-Bomben aufnehmen kann. Normalerweise würden darin aber nur jeweils 1 bis 2 Bomben gelagert. Geschätzt befinden sich somit 10 bis 15 Bomben auf dem Stützpunkt. Volkel ist dabei einer von mehreren Orten in Europa, auf denen das US-Militär B61-Bomben aufbewahrt. Diese können im Rahmen der Vereinbarungen über die gemeinsame Nutzung von Atomwaffen an ausgewählte NATO-Mitglieder abgegeben werden.

Dass es sich um eine Attrappe einer B61-12 handelt, kann man am ausgeprägten Heckteil erkennen. Sie ist die erste Version dieser Wasserstoffbombe, die mit einem präzisionsgelenkten Heckteil ausgestattet ist, das durch ein INS/GPS-Lenksystem gesteuert wird. Damit ist sie deutlich treffsicherer als die Vorgängermodelle und gleitet auf ihr Ziel zu. Als Antrieb nutzt die Bombe lediglich die Schwerkraft. Sie wird allerdings von Raketenmotoren in einen Spin versetzt, um sie in der Luft zu stabilisieren.

Hohe Genauigkeit und relativ kleiner Sprengkopf

Die B61-12 hat eine Zielgenauigkeit von 30 Metern und kann mit einem 50-Kilotonnen-Sprengkopf ausgestattet werden. Dieser erzeugt bei der Detonation am Boden einen Krater mit einem Durchmesser von etwa 30 bis 68 Metern, je nach Bodenbeschaffenheit. Zudem kann die B61-12 auch mehrere Meter tief ins Erdreich eindringen und somit auch tiefgelegene Bunker treffen können. Ihr Vorgänger, die B61-11, schlug in einem Umkreis von 110 bis 170 Metern um ihr Ziel ein. Daher brauchte man bei dieser Version auch einen 400-Kilotonnen-Sprengkopf, um das gewünschte Ziel zu neutralisieren.

➤ Mehr lesen: Wasserstoffbombe ist seit Jahrzehnten vor der US-Küste verschollen

Die Entwicklung der B61-12 geht auf das Jahr 2014 zurück, im November 2021 wurde die erste fertige B61-12 Wasserstoffbombe produziert. Ihre Stückkosten liegen bei 28 Millionen US-Dollar, die Produktion von 44 bis 500 Stück ist geplant.

Unklar, ob sich B61-12-Bomben in Europa befinden

Ob es sich bei der F-16 in dem Bild um einen Kampfjet der niederländischen Luftstreitkräfte handelt, ist unklar. Die "königliche Luftmacht" mottet ihre alten F-16-Jets eigentlich ein, das letzte Exemplar soll im kommenden Jahr gegen einen F-35A-Kampfjet ausgetauscht werden. Ob sich momentan betriebsfähige B61-12 in Europa befinden, ist ebenso unklar. Laut Politico sollten die ersten Exemplare aber noch 2022 in Europa eintreffen.

In den USA entwickelt man derweil bereits die 13. Version der Wasserstoffbombe. Diese soll noch stärker und genauer sein. Außerdem könnte es sein, dass die B61-13 nur vom US-Militär genutzt wird. 

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