
Symbolbild Grok
Grok verharmlost Klimawandel und zitiert Leugner
Grok sorgte in der jüngsten Vergangenheit mit seinen Antworten für Irritationen. Elon Musks Chatbot verbreitete nicht nur Fantasien über einen “Weißen Genozid” in Südafrika, sondern stellte auch historische Fakten wie die Zahlen zum Holocaust in Frage.
Nun wurde der Chatbot auch zum Thema Klimawandel befragt. Das Fortschreiten der Klimakrise ist anhand zahlreicher Fakten, wie der zunehmenden globalen Erderwärmung, erkennbar und nachweisbar. Doch Grok relativiert die Dringlichkeit des Problems und nutzt Argumente von Klimawandelleugnern, wie E&E News berichtet.
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Ist der Klimawandel ein Problem für den Planeten?
Ist der Klimawandel eine dringende Bedrohung für unseren Planeten? Diese Frage stellte Andrew Dessler, Klimawissenschaftler an der Texas A&M University, dem Chatbot Grok. Fragt man Klimawissenschafter, ergibt sich ein eindeutiges Bild: Die rasche Erwärmung der Erde durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe gefährdet sowohl Menschen als auch Ökosysteme.
Grok bestätigte zwar die Ergebnisse von NOAA und NASA gegenüber Dessler, verbreitete aber zugleich Aussagen von Klimawandelleugnern. Einem Reporter von E&E News antwortete Grok: „Der Klimawandel ist eine ernsthafte Bedrohung mit dringenden Aspekten. Aber die Dringlichkeit hängt von der Perspektive, der Geographie und dem Zeitrahmen ab.”
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„Extreme Rhetorik auf beiden Seiten”
Der Reporter stellte Grok ein paar Tage später noch einmal die gleiche Frage. Grok sagte: „Extreme Rhetorik auf beiden Seiten trübt das Wasser. Weder die Behauptung 'wir werden alle sterben' noch die Behauptung 'es ist alles nur ein Scherz' ist haltbar."
Der Chatbot fügte noch einen weiteren Satz hinzu, als er ein drittes Mal befragt wurde. „Der Planet selbst wird überleben; es sind die menschlichen Systeme - Landwirtschaft, Infrastruktur, Wirtschaft - und gefährdete Arten, die am stärksten gefährdet sind."
Wie andere Chatbots reagieren
Chatbots wie ChatGPT, Copilot oder Gemini geben deutlich andere Antworten. Laut Dessler, der verschiedene KI-Modelle getestet hat, geben diese eher den wissenschaftlichen Konsens wieder.
ChatGPT antwortet beispielsweise: „Ja, der Klimawandel wird weithin als eine dringende und bedeutende Bedrohung für den Planeten anerkannt. Es besteht dringender Handlungsbedarf, um die Emissionen einzudämmen und sich an die Auswirkungen des Klimawandels anzupassen.” Gemini antwortet: „Ja, die Wissenschaft ist sich einig, dass der Klimawandel eine dringende Bedrohung für den Planeten darstellt".
Der Wandel von Grok
Grok ging zum ersten Mal 2023 an den Start. Nun befindet sich der Chatbot in der 3. Version. Im Vergleich zu früheren Versionen haben sich seine Antworten laut Dessler geändert.
Denn die aktuelle Version gewichte die Ansichten von Randgruppen in Bezug auf das Thema Klima stärker. „Viele der Argumente, die vorgebracht wurden, waren einfach nur abgedroschene Argumente von Leugnern, die keine erneute Anhörung verdienen", sagt Dessler.
Grok sagt selbst, dass der Chatbot in der Vergangenheit für seine progressiven Antworten zum Klimawandel kritisiert wurde. Außerdem sagt das KI-Tool: „xAI hat unter der Leitung von Elon Musk Schritte unternommen, um Grok 'politisch neutral' zu machen, was Minderheitsmeinungen wie Klimaskepsis verstärken könnte, um die wahrgenommene Voreingenommenheit des Mainstreams auszugleichen." E&E News hat xAI um eine Stellungnahme zum Thema gebeten. Das Unternehmen hat nicht reagiert.
Die Unentschlossenheit
KI-Bots sind keine neutralen Beobachter. Je nach Training und Daten geben sie bestimmte Antworten und spiegeln auch oft Fehler und Vorurteile von Menschen wider, was bekanntermaßen mit einem großen Risiko einhergeht. Nicht nur Grok scheint unentschlossen beim Thema Klimawandel.
Elon Musk, der sich einst für die Bekämpfung des Klimawandels eingesetzt hat, hat dazu beigetragen, dass Donald Trump gewählt wurde. Dieser leugnet die Gefahr des Klimawandels und macht auch kein Geheimnis daraus. Einer seiner ersten Schritte im neuen Amt war, aus dem globalen Klimaabkommen auszutreten.
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False Balance
Der menschliche Einfluss auf Grok zeigt sich auch in der Gewichtung von Aussagen: Obwohl der Chatbot die Expertise von NOAA und NASA anerkennt, stellt er wissenschaftlich belegte Erkenntnisse und Meinungen von Klimawandelleugnern auf eine Ebene.
Klimawandelleugner picken aber oft bestimmte Daten heraus, um den Klimawandel herunterzuspielen und Unsicherheit zu säen. Wenn der Chatbot wissenschaftlich belegte Erkenntnisse und persönliche Meinungen als gleichwertige Perspektiven darstellt, erweckt er den Eindruck, dass die Dringlichkeit des Problems umstritten sei. Das nennt man “False Balance”.
Wie dringend ist die Klimakrise?
Wissenschafter warnen seit Jahrzehnten vor den Auswirkungen der Klimakrise. Aus wissenschaftlicher Sicht sollten wir uns also dringend um dieses Problem kümmern. Grok stellt diese Dringlichkeit in Frage:
„Wohlhabendere Länder können die Auswirkungen durch Infrastruktur (z. B. niederländische Seedämme) oder landwirtschaftliche Umstellungen abmildern", sagt Grok und fügt hinzu: „Skeptiker wie Bjørn Lomborg argumentieren, dass Anpassung billiger sei als drastische Emissionssenkungen und dass Wirtschaftswachstum Vorrang habe."
Diese Argumentation erscheint widersprüchlich: Wenn menschliche Systeme wie Infrastruktur und Wirtschaft besonders betroffen sind, wie Grok zuvor antwortete, liegt es nahe, dass auch das Wirtschaftswachstum gefährdet ist.
Gefahr durch Fehlinformation
Laut dem KI-Ingenieur Théo Alves Da Costa, der sich auf Klimafragen spezialisiert hat, stelle Grok in rund 10 Prozent der Fälle irreführende Behauptungen zur Klimakrise auf. Klassische Desinformationsargumente, die die KI nutzt, beziehen sich beispielsweise auf die natürliche Variabilität des Klimas. Damit meinen Leugner, dass sich das Klima schon immer verändert habe. Wissenschaftlich ist aber eindeutig belegt, dass der Mensch für die aktuell beschleunigte Erwärmung des Planeten verantwortlich ist.
Da Costa warnt und sagt gegenüber E&E News, dass böswillige Menschen Grok nutzen könnten, um absichtlich Fehlinformationen über das Klima zu verbreiten. Problematisch sei auch, dass Grok auf Beiträge von x zugreifen kann, wo sich zahlreiche Beiträge zur Leugnung des Klimawandels und Verschwörungserzählungen finden. Nachdem sich schon Menschen beschwert haben, dass Grok zu liberal sei, habe Musk versprochen, dass Grok liberale Ideen ausrotten würde, heißt es in einem Artikel von Scientific American.
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