Gelbe Tonne: So wird der Metallmüll wieder vom Plastik getrennt
In einigen Bundesländern werden metallische Abfälle und Kunststoffverpackungen schon länger gemeinsam gesammelt. Ab 2025 wird das in ganz Österreich so ablaufen. Für die Abfallwirtschaft ist das ein Vorteil. In Wien etwa wird die gelbe Tonne mit blauen Einwurflöchern als Hauptgrund dafür gesehen, dass innerhalb eines Jahres 25 Prozent mehr Abfall gesammelt und wiederverwertet werden konnte.
Für Plastik und Metall gibt es aber unterschiedliche Recyclingprozesse. Wie also werden die Materialien wieder getrennt, die in der Gelben Tonne bzw. im Gelben Sack vermischt werden?
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Sortieranlagen trennen Fraktionen
Die Abfallbehälter werden in regelmäßigen Abständen von der Müllabfuhr abgeholt. Der gesamte Inhalt landet in Sortieranlagen, von denen es in Österreich 14 Stück gibt. In einer Sortieranlage wird der Müll durch unterschiedliche Maschinen, teilweise auch händisch, in mehrere Kategorien, sogenannte Fraktionen, aufgeteilt.
Die Methoden, die dabei angewendet werden, nutzen Unterschiede in den Materialeigenschaften aus. Siebe teilen den Müll in Größenkategorien auf. Leichte Folien werden mittels Druckluft von Förderbändern geblasen oder angesaugt. Infrarotkameras können verschiedene Kunststoffsorten unterscheiden, die dann durch gezielte Luftstöße in unterschiedlichen Containern landen. Ganz am Anfang des Bearbeitungsprozesses steht übrigens eine Maschine mit bedrohlichem Namen: der Sackaufschneider.
"Insgesamt gibt es 16 verschiedene Stofffraktionen, die wir aussortieren", sagt Stefan Tollinger, Geschäftsführer des Abfallentsorgungsunternehmens Brantner und VOEB-Regionalvorstand für Niederösterreich. Bei Kunststoffen sind dies etwa PET (Polyethylentherephtalat), PP (Polypropylen) oder PE (Polyethylen).
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Magnet- und Wirbelstromabscheider
Metalle werden meist in die Fraktionen Eisen und Nicht-Eisen eingeteilt. Eisen aus dem gemischten Müll herauszubekommen, ist denkbar einfach. Der Magnetabscheider sammelt das Eisen einfach mit einem Elektromagneten ein. Aluminium ist allerdings nicht magnetisch. Um etwa Getränkedosen aus dem Müll herauszufiltern, verwendet man meistens sogenannte Wirbelstromabscheider, wie das Entsorgungsunternehmen Saubermacher der futurezone schildert.
Unter dem Ende eines Förderbandes sitzt dabei ein Magnetrotor mit einem starken Neodym-Magneten. Mit hohen Drehzahlen erzeugt er ein Magnetfeld, das auch Nichteisenmetalle kurzfristig magnetisiert. Sie werden durch sich abstoßende Magnetpole vom Förderband weggeschleudert und landen in einem eigenen Container.
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Elektrostatische Separatoren
Eine weitere Möglichkeit sind sogenannte elektrostatische Separatoren. Sie laden Müll, der von einem Förderband kommt, elektrostatisch auf. Über einer geerdeten Metalltrommel entladen sich leitfähige (z.b. metallische) Objekte und fallen direkt in einen Container, nicht leitfähige Fraktionen entladen sich langsamer, werden von der Metalltrommel gebürstet und landen in einem separaten Behälter.
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Sonderfall Tetra Paks
Ein Sonderfall bei der Plastik- und Metallmüllsortierung sind Tetra Paks, in denen Milch und andere Getränke verkauft werden. Sie bestehen zu 70 Prozent aus Papier, zu 25 Prozent aus Plastik und zu 5 Prozent aus Aluminium.
Laut Tollinger bilden Tetra Paks eine eigene Müllfraktion. Sie werden in eigenen Recyclinganlagen verarbeitet, wo die gesamte Verpackung in Flüssigkeit aufgeweicht wird. Die Alufolie kann abgeschieden werden, das Plastik ebenso. Wie Tollinger erzählt, klappt das bei Verbundkartonverpackungen (wie Tetra Paks allgemein bezeichnet werden) aber noch nicht optimal: "Da ist sicher noch ein Stück des Weges zu gehen."
Um verbundene Materialien kümmert sich Recycling
Gegenstände, die aus Metall und Kunststoff sind - etwa jene kleinen Klammern, mit denen Toastbrot-Verpackungen oft verschlossen sind - können in Sortieranlagen kaum sortenrein aufgespalten werden. Ebenso schwierig ist das bei anderen, fest verbundenen Materialkombinationen. Aludosen, in die Plastikfolie gestopft wurde, zählen etwa dazu. Hier Metall von Plastik zu trennen, sei erst in nachgelagerten Prozessen möglich, etwa in Recyclinganlagen, sagt Tollinger.
Dort werden Metalldosen, die aus der Sortieranlage in großen, 250 bis 300 Kilogramm schweren Ballen kommen, geschreddert. Aus dem zermahlenen Metall können Kunststoffanteile entfernt werden, zum Beispiel wieder durch Wirbelstromabscheider.
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Roboter und KI sind im Kommen
In Zukunft werden Roboter, Bilderkennung und Künstliche Intelligenz bei der Abfallsortierung in immer größerem Maße zum Einsatz kommen, ist Tollinger überzeugt. Schon jetzt kommen diese Technologien überall dort zum Einsatz, wo es um eine möglichst hohe Qualität der Fraktionen geht.
Essensreste sind egal, Batterien nicht
Generell seien Abfallentsorger bei der möglichst fachgerechten Mülltrennung auf die Unterstützung der Bevölkerung angewiesen. "In der Gelben Tonne haben wir rund 15 Prozent Verunreinigungen", sagt Tollinger. Damit seien nicht Lebensmittelreste oder sonstige Inhalte gemeint, die noch auf den Verpackungen haften. Sie stellen üblicherweise kein Problem dar.
Unangenehm sei Abfall, der in den Restmüll gehört oder gesondert entsorgt werden sollte, etwa auf Mistplätzen. Batterien sind in Sortieranlagen besonders gefährlich, weil sie mechanisch beschädigt werden und dabei manchmal zu brennen beginnen. Auch Saubermacher appelliert: Keinen Sperrmüll oder Dinge, die nicht Verpackungen sind, in die Gelbe Tonne oder den Gelben Sack werfen.
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