NEOM: Saudi-Arabien baut Mega-Kanal mitten in der Wüste
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
Das futuristische Siedlungsprojekt NEOM in Saudi-Arabien setzt sich aus mehreren Städten zusammen. In einer davon, genannt Marafy, soll ein künstlicher Kanal entstehen - für einen Wüstenstaat eher ungewöhnlich.
11 Kilometer lang und 100 Meter breit soll er sein. Damit wäre er der allererste Kanal in Saudi-Arabien überhaupt, wie das verantwortliche Immobilienunternehmen Roshn in einer Presseaussendung erklärt.
Platz für 130.000 Leute
Der Kanal soll von Schiffen befahren werden können und somit Häuser und Gemeinden in Marafy miteinander verbinden, heißt es. Das Siedlungsgebiet entsteht nahe Dschidda, der wichtigsten Hafenstadt Saudi-Arabiens.
Laut Roshn soll Marafy mehrere Bezirke umfassen und das kulturelle und architektonische Erbe der Region widerspiegeln. Die Region werde außerdem durch ein modernes Verkehrssystem mit Bussen, Wassertaxis, und einer U-Bahn ergänzt.
"Marafy wird die Messlatte für die Immobilienentwicklung in der Region höher legen, die Lebensqualität steigern und einen großen Einfluss auf Dschidda haben", sagte David Grover, CEO der Roshn Group. "Es ist eines der ikonischen Projekte, die Dschidda zu einem Reiseziel von Weltklasse machen werden". Nach seiner Fertigstellung wird Marafy 130.000 Menschen Platz bieten.
Megaprojekt mitten in der Wüste
NEOM wird neben Marafy aus den Regionen bzw. Städten Trojena, Sindalah, Oxagon und The Line bestehen. Letzteres gilt als das spektakulärste der Projekte. Die Bandstadt soll 170 Kilometer lang und 500 Meter hoch sein. Bei einer Breite von nur 200 Metern soll sie Raum für 9 Millionen Menschen bieten.
➤ Mehr lesen: The Line und mehr: Das sind die 4 futuristischen Städte von NEOM
Das Projekt stößt jedoch auch auf viel Kritik. Manche Expert*innen halten es für “unrealistisch” und für einen Marketing-Gag. Außerdem werden Saudi-Arabien bei der Planung Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. So sollen sich manche Bewohner*innen gegen den Abriss ihrer Häuser geweigert haben, der für den Bau nötig war. Gegen sie wurden lange Haftstrafen verhängt, bzw. wurde ihnen sogar mit der Todesstrafe gedroht.
Zukunft ohne Öl
Für Saudi-Arabien soll NEOM eine Zukunft einläuten, in der die Haupteinnahmequelle Erdöl zunehmend versiegt. „Letztlich soll die Stabilität des Königreichs Saudi-Arabien auch in Zukunft gesichert sein. Wenn kein Erdöl mehr produziert werden kann, muss man wissen, wie es weitergeht“, erklärte Rüdiger Lohlker, Orientalistik-Professor mit Schwerpunkt Arabische Welt an der Uni Wien in einem früheren Gespräch mit der futurezone. Ziel sei es unter anderem, die junge Elite im Land behalten. Sie erhält aktuell meist im Ausland eine gute Ausbildung.
➤ Mehr lesen: So realistisch ist das Mega-Projekt "The Line"
Saudi-Arabien wolle mit seinem Vorhaben nicht nur Dubai nacheifern, sondern es übertreffen und sich damit global als technikzentrierte Macht positionieren, erklärt er.
Kommentare