Um Fehlermeldungen zu bestimmen, müssen Daten zur Verfügung stehen.

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Zugriff auf Autodaten erschwert: ÖAMTC sieht rasche Pannenhilfe in Gefahr

Rund 1,4 Millionen Mal pro Jahr leistet der ÖAMTC Pannenhilfe. Bei 40 Prozent der Einsätze können Fehler durch Diagnosewerkzeuge behoben werden, mit denen Fahrzeugdaten über eine standardisierte Schnittstelle ausgelesen werden. 

Der Zugang zu den Daten werde von den Autoherstellern aber zunehmend erschwert, warnte ÖAMTC-Direktor Oliver Schmerold am Dienstag bei einem Pressegespräch in Wien. 

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Kostenpflichtige Zugangsschlüssel

Etwa durch kostenpflichtige Zugangsschlüssel, die notwendig sind, damit Pannenhelfer*innen auf die Daten zugreifen und Fehlercodes auslesen können. Die sind auch notwendig, um die Fehlercodes zu löschen, damit das Fahrzeug nach Behebung der Panne wieder in Betrieb genommen werden kann. 

Bei mangelnder Mobilfunkabdeckung ist das vor Ort aber oft nicht möglich. Beispielsweise in Tiefgaragen, in denen der Empfang eingeschränkt ist.  Dann kann auf die Daten nicht zugegriffen werden.  Auch wenn nur defekte Batterien ausgetauscht  oder Treibstoff nach einer Fehlbetankung abgepumpt werden muss, müssten die Fahrzeuge abgeschleppt werden, sagte Harald Feichtinger, der bei dem Mobilitätsclub die Pannenhilfe leitet. Alltägliche Pannen könnten nicht mehr an Ort und Stelle behoben werden. Das koste unnötig Zeit und Nerven, sagt Feichtinger.

Die Hersteller verweisen auf Sicherheitsanforderungen und auch darauf, dass ohne spezielle Authentifizierungsprozesse nicht mehr nachvollzogen werden könne, wer auf Fahrzeugdaten zugegriffen habe. 

"Konsumentenfreundliche Regelung fehlt"

Eine konsumentenfreundliche Regelung für das Problem fehle jedenfalls, kritisierte Schmerold. Die Hersteller würden auch ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) aus dem vergangenen Oktober ignorieren, das eine Beschränkung des Datenzugangs im Zuge von Wartungs- und Reparaturarbeiten untersagt. 

Der ÖAMTC fordert deshalb seine Mitglieder auf, sich in einem Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zu wenden, um die Umsetzung des freien Zugangs zu Wartungs- und Reparaturdaten sicherzustellen

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Daten seit Jahren Thema

Probleme mit Daten aus dem Auto beschäftigen den ÖAMTC seit Jahren. Eine Revision der Typengenehmigungsrichtlinie, die von der EU 2018 herausgegeben wurde, behandle zwar das Thema, lege aber nicht fest, wie der Datenzugang auszusehen hat, erläutert Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessensvertretung. 

In Grundzügen sei das Problem mit dem Data Act der EU in Angriff genommen worden. Die Datenverordnung, die im Herbst 2025 in Kraft tritt, sei aber zu unspezifisch. Der ÖAMTC machte sich deshalb gemeinsam mit Konsument*innenschutzorganisationen für einen sektorspezifische Regulierung stark, die allerdings Ende vergangenen Jahres gestoppt wurde. Nach Interventionen von Autoherstellern, wie Wiesinger sagte.

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“Illegale Praxis soll legalisiert werden”

Die Automobilindustrie würde auch versuchen, auf die EU-Kommission einzuwirken, durch eine Änderung der Typengenehmigung das EuGH-Urteil zu konterkarieren. Die illegale Praxis solle damit legalisiert werden, kritisiert Wiesinger. 

ÖAMTC-Direktor Schmerold vermutet, dass die Hersteller Umsatzrückgänge aus dem Kerngeschäft mit Einnahmen aus dem Verkauf von Datendiensten kompensieren wollen. Werde der Entwicklung nicht gegengesteuert, drohe Autofahrer*innen die zunehmende Bindung an die Dienste eines Herstellers. Anfragen der futurezone bei Autoherstellern zu dem Thema blieben bisher unbeantwortet. 

Bei der Mitgliederaktion gehe es nicht um ein Scharmützel zwischen Interessenvertretungen, sondern darum, unmittelbaren Auswirkungen auf Konsumenten entgegenzuwirken, sagte Schmerold. 

Die Briefe an die EU-Kommissionspräsidentin werden bis Anfang Juni von Pannenhilfe-Fahrern ausgehändigt, können aber auch online abgerufen werden und liegen auch an allen Stützpunkten des Autofahrerclubs auf. 

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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