Symbolbild Smartphone Nutzung

Symbolbild Smartphone Nutzung 

© unsplash

Digital Life

Internetnutzung in Österreich ist keine Frage des Alters mehr

Ein Besuch bei den Großeltern bedeutet für viele Enkelkinder heute vor allem auch, Fragen zu Smartphone, Laptop und anderen digitalen Begleitern zu beantworten: Wo finde ich dieses eine Foto, Warum macht mein Handy kein Geräusch, wenn ich Nachrichten bekomme und wieso sehe ich meine WhatsApp-Nachrichten nicht im Mail-Postfach. 

Das sind Beispiele für Fragen, die Großeltern ihren Enkelkindern stellen, wenn sie zu Besuch sind. Diese helfen meistens gerne, aber ist der Generationenunterschied in Bezug auf die digitale Bildung wirklich so gravierend? 

Eine Antwort auf diese Frage liefert der D21-Digital-Index. Dabei handelt es sich um eine Online-Befragung, mit der man die Digitalität einer Gesellschaft messen kann. In Deutschland wird der Index bereits seit 2001 genutzt, A1 hat nun zum ersten Mal die Ergebnisse der Online-Befragung für Österreich präsentiert. 

➤ Mehr lesen: Experte: „Kinder wachsen bald mit KI-Freunden auf“

Der Zugang zum Internet

65 von 100 Punkte erreichen die Österreicherinnen und Österreicher beim Digital-Index. Dieser fasst die Kategorien Zugang, Kompetenz, Grundeinstellung und Nutzung gewichtet zusammen. Selbst mit hoher Lernbereitschaft bleibt digitale Bildung eine Herausforderung, vor allem dann, wenn es am Zugang zum Internet scheitert. 

Dieses Problem ist in Österreich aber wesentlich kleiner als in anderen Ländern. Denn in Österreich haben beispielsweise 85 Prozent der Bevölkerung Zugang zum 5G-Netz von A1 und nutzen dieses auch regelmäßig, wie der D21-Digital-Index zeigt: 92 Punkte wurden beim Index in der Kategorie Zugang erreicht. 

Die Einstellung gegenüber der Digitalisierung 

Neben dem Zugang gibt es eine weitere Komponente, die stark beeinflusst, wie gut Österreicherinnen und Österreicher mit der Digitalisierung zurechtkommen. “Ohne das Wollen funktioniert es nicht mit der Digitalisierung”, sagt Stefanie Exel von Kantar, die die Befragung durchgeführt hat. Deshalb wurde auch die Einstellung der Teilnehmenden abgefragt. Dafür wurden die Personen in verschiedene Segmente eingeteilt. Insgesamt werden bei der Kategorie "Grundeinstellung" 53 Punkte im Index erreicht, es gibt hier also noch Luft nach oben. 

5 Prozent sehen sich dabei selbst als sogenannte “digitale Vermeider”, während sich 51 Prozent in der “digitalen Mitte” verorten. 44 Prozent der Befragten behaupten von sich selbst “Digitale Profis” zu sein. Teilt man diese Ergebnisse auf die grundsätzliche Stimmungslage auf, zeigt sich, dass 57 Prozent der Befragten distanziert und 43 Prozent aufgeschlossen gegenüber der Digitalisierung sind. Fragt man die Personen nach dem Einfluss der Digitalisierung in der Zukunft, glaubt jede zweite befragte Person, dass sie von der Digitalisierung profitieren wird. “Immerhin ein Drittel der Befragten empfindet einen Anpassungsdruck. Das zeigt, dass es nicht nur positiven Rückenwind gibt”, sagt Exel. 

➤ Mehr lesen: Wie wir mit Hass im Netz umgehen können

Wie häufig Österreicherinnen und Österreicher das Internet nutzen 

Dennoch oder vielleicht gerade deshalb nutzen fast alle der Befragten digitale Technologien. Insgesamt werden in der Kategorie "Nutzung" 57 Punkte im Index erreicht. So gaben 94 Prozent der Befragten an, das Internet täglich zu nutzen, wobei 92 Prozent mobil auf das Internet zugreifen. In Bezug auf die Generationen ist der Unterschied kleiner, als viele Menschen wahrscheinlich glauben würden. Zumindest, wenn man der Selbsteinschätzung glaubt.

Begriffsdefinition der Generationen

  • Generation Z+ (14 bis 29 Jahre)
  • Generation Y (30 bis 44 Jahre)
  • Generation X (45 bis 59 Jahre)
  • Babyboomer (60 bis 69 Jahre)
  • Nachkriegsgeneration (70 Jahre oder älter) 

Denn 79 Prozent der Nachkriegsgeneration gaben an, dass sie das Internet täglich nutzen. Die Babyboomer nutzen das Internet mit 86 Prozent nur um einen Prozentpunkt weniger als die GenZ mit 87 Prozent. Mit 93 Prozent nutzt die GenY das Internet täglich am meisten. “Das Internet ist keine Generationenfrage mehr”, fasst Natascha Kantauer-Gansch von A1 diese Ergebnisse zusammen. Damit aber alle bei der Digitalisierung mitgenommen werden, möchte A1 mit Initiativen wie der A1 Seniorenakademie vor allem jene bei der Digitalisierung unterstützen, die nicht mit dem Internet aufgewachsen sind. 

Nutzung des Internets über die Generationen

Nutzung des Internets über die Generationen 

Die 5 digitalen Basiskompetenzen 

Digitale Kompetenz bedeutet mehr, als das Internet öffnen zu können. Die EU definiert mit dem Digital Competence Framework von 2010 5 Basiskompetenzen, die im Rahmen des Index abgefragt wurden: 87 Prozent der Befragten gaben an, dass sie Fotos und Videos mit ihrem Smartphone erstellen und verschicken können. Für 83 Prozent ist es darüber hinaus kein Problem, die Funktionen ihres Smartphones anzupassen. 88 Prozent der Personen gaben an, dass sie Informationen finden, wenn sie im Internet danach suchen, während sich 81 Prozent in der Lage sehen, einfache Texte zu erstellen. Die fünfte Basiskompetenz bezieht sich auf die Sicherheit, und hier gaben 73 Prozent der Befragten an, starke Passwörter zu nutzen.

Die 5 Basiskompetenzen

Die 5 Basiskompetenzen 

Insgesamt verfügen somit 56 Prozent der Befragten über alle 5 digitalen Basiskompetenzen. Hier gibt es aber auch einen Unterschied in Bezug auf die Bildung: Jene Personen mit einer niedrigen Bildung gelten mit 55 Prozent als weniger resilient gegenüber dem digitalen Wandel, als jene mit einer hohen Bildung, die einen Resilienzgrad von 71 Prozent erreichen. 

Wie es um die weiteren digitalen Kompetenzen steht 

Allgemein gehört zur digitalen Kompetenz aber auch, dass man die Seriosität von Nachrichten einschätzen kann. Hier gaben 70 Prozent der Teilnehmer an, dass sie unseriöse Meldungen erkennen, wenn sie welche sehen. Auch bei Behörden und Ämtern wird die Digitalisierung immer spürbarer. 81 Prozent der Befragten fühlen sich fit im Umgang mit diesen Angeboten. 

Grenzen zu setzen ist ebenso eine wichtige Kompetenz im digitalen Zeitalter. 68 Prozent der Teilnehmenden gaben an, dass sie sich ein Limit für die Nutzung digitaler Medien setzen. Schaut man sich die Ergebnisse genauer an, zeigt sich, dass vor 71 Prozent der GenZ die Bildschirmzeit-Funktionen nutzen. In Bezug auf die digitale Kompetenz teilt sich spätestens beim Umgang mit Code die Spreu vom Weizen. Aber auch hier gaben 25 Prozent an, dass sie sich in der Lage sehen, Code zu lesen.  

Dass digitale Kompetenzen in der heutigen Zeit eine essenzielle Rolle spielen, ist vielen Menschen bewusst. Im Rahmen der Befragung gaben 60 Prozent an, dass es in Zukunft komplexere Fähigkeiten brauchen wird, um Teil der digitalen Welt zu sein, und 70 Prozent sind überzeugt, dass sie am Arbeitsmarkt ohne digitale Grundkenntnisse kaum Chancen hätten. Eine Minderheit, also 8 Prozent, glaubt aber, dass man in Zukunft keine digitalen Fähigkeiten brauchen wird, weil alles Notwendige analog erledigt werden könne. 52 Prozent haben bereits Nachteile aufgrund von fehlenden digitalen Kompetenzen erlebt und 30 Prozent sehen in der Digitalisierung eine Gefahr für die Demokratie. 

➤ Mehr lesen: Werkzeug der TU Wien soll automatisch Fehler in Software finden

Die Rolle der KI 

Wie schnell der digitale Wandel voranschreitet, zeigt vor allem auch die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz. Laut der Studie nutzen 62 Prozent der Befragten zumindest selten Künstliche Intelligenz. 7 Prozent würden unter keinen Umständen KI nutzen. Hier zeigt sich aber ein Unterschied bei den Geschlechtern. Denn während 69 Prozent der befragten Männer angegeben haben, KI zu nutzen, sind es bei den Frauen nur 55 Prozent. Das könne auch daran liegen, dass Männer sich häufiger mehr zutrauen als Frauen.

Nutzung von KI

Nutzung von KI 

In Bezug auf das Alter gibt es auch einen Unterschied. Denn bei der GenZ nutzen 85 Prozent KI, während es bei der Nachkriegsgeneration nur 29 Prozent sind. Dabei verwenden Menschen Anwendungen Künstlicher Intelligenz am häufigsten für die Suche nach Informationen, für Übersetzungen oder das Erstellen von Texten. ChatGPT ist mit 70 Prozent die am häufigsten genutzte KI-Anwendung in Österreich. Auch mit dem beruflichen Umfeld ist das Thema KI-Nutzung relativ stark gekoppelt. Jene mit einem Bürojob nutzen KI mit 78 Prozent deutlich häufiger als Nicht-Berufstätige mit 47 Prozent. 

Ob die Selbsteinschätzung der Befragten tatsächlich die Realität widerspiegelt, kann mit dieser Studie nicht eindeutig geklärt werden. Es gehe aber gar nicht so sehr um den konkreten Wert, sondern um die Muster und Entwicklungen dieser Befragung. Auf die Frage, ob es diese Studie auch in Zukunft geben wird, sagt Kantauer-Gansch von A1: “Wir sind sehr interessiert daran.” 

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Sandra Czadul

Begeistert von Wissenschaft und stets auf der Suche nach Ideen, die uns voranbringen.

mehr lesen
Sandra Czadul

Kommentare