Ukrainische Kamikaze-Drohne (FPV-Drohne)

Ukrainische Kamikaze-Drohne. Diese Art wird auch FPV-Drohne genannt = First Person View

© REUTERS / STRINGER

Militärtechnik

Ukraines Kamikaze-Drohnen greifen jetzt selbstständig Panzer an

Um sich gegen Drohnen abzusichern, verwenden russische Streitkräfte in der Ukraine sogenannte Signal Jammer, also Störsender. Diese überlagern die Steuerungssignale der Drohnen und sorgen so, dass die Drohnen ihr Ziel verfehlen. Diese Abwehrstrategie ist so wichtig, dass sogar eigene Panzer mit Störsendern ausgestattet werden.

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Diese Abwehrstrategie will die Ukraine umgehen, indem sie Kamikazedrohnen mit einer Art automatischen Zielverfolgung ausstatten, wie Forbes berichtet. Der ukrainische Drohnenentwickler Serhii Sternenko bat etwa im März einem X-Posting um Spenden, um Drohnen zu kaufen und mit der Technologie aufzurüsten. 

Dazu postete er ein Video, das eine autonome Drohne zeigen soll, die einen russischen Panzer zerstört. Der russische Störsender sei bei der Mission aktiv gewesen, wie Sternenko schreibt.

Direkte Sichtverbindung nötig

Dabei ist es von Haus aus schwierig, bewegliche Ziele mit Drohnen zu treffen. Die Drohnenpilot*innen sitzen meist Kilometer weit entfernt und verfolgen den Flug über einen Bildschirm. Selbst wenn Störsender nicht verwendet werden, ist ein Treffer nicht garantiert. 

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Für den Kontakt zwischen Sender und Empfänger ist nämlich eine direkte Sichtverbindung erforderlich, die von keinem Hindernis gestört wird. Geht die Drohne in den Sinkflug über, wird diese Verbindung aufgrund der Krümmung der Erde oder anderen Hindernissen so sehr gedämpft, dass die Drohne die letzten Meter im Blindflug unterwegs ist.

Diesen Blindflug will Sternenko verhindern. Das vorgestellte System scheint dabei allerdings nur halbautomatisch zu sein. Ein Pilot fliegt die Drohne so weit, bis sie Sichtkontakt mit dem Ziel herstellen kann. Dann wird das Ziel (ebenso von einem Menschen) markiert. Die Drohne kann das Ziel dann mithilfe einer an Bord montierten Kamera verfolgen und angreifen.

Unternehmen arbeiten an vollautonomen Drohnen

Die Idee ist nicht neu: Das ukrainische Unternehmen Saker arbeitet etwa an einer Technologie für schwere Drohnen, die ihre Ziele automatisch aufspüren, identifizieren und auswählen können. Einen ähnlichen Ansatz verfolgte der russische Rüstungskonzern ZALA mit seinen Lancet-Drohnen. Auch diese sollen durch Objekterkennung in der Lage sein, autonom Ziele zu finden. Die Software soll allerdings anfällig dafür sein, auch nichtmilitärische Objekte als Ziele zu identifizieren.

Die Systeme haben laut Sternenko zudem den Nachteil, dass sie teurer sind als seine Lösung. Innerhalb weniger Tage erreichte er sein Spendenziel, um die ersten 1.000 Drohnen mit dem automatischen Leitsystem auszustatten. Sie sollen 1.000 Dollar pro Stück kosten - etwa 600 Dollar mehr als ohne.

Ethische Fragen offen

Ein Teil der Kosten dürften auch in die Weiterentwicklung gesteckt werden. In Sternenkos Beitrag heißt es nämlich, dass die Technologie noch verbessert werden muss. In einem weiteren Video sieht man etwa eine Drohne auf ein BM-21-Raketenwerfersystem zuzufliegen, das auf einem Fahrzeug montiert ist. In der letzten Sekunde scheint die Drohne allerdings von seinem Ziel abzukommen und eine fliehende Person anzuvisieren. Nur durch die Trägheit der Drohne wird das ursprüngliche Ziel auch getroffen.

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Das zeigt ein Problem solcher Drohnen auf. Was, wenn ein solches Flugobjekt ein ziviles Fahrzeug oder Passanten ins Visier nimmt? Diese können zwar auch von menschengelenkten Waffen getroffen werden, klare Einsatzregeln sollen allerdings das Risiko minimieren, dass Zivilisten zu Schaden kommen. Beim Verstoß gegen diese Regeln können auch die Drohnenpilot*innen zur Rechenschaft gezogen werden. Das wird schwieriger, wenn die Drohne autonom fliegt.

Diese Überlegungen sind für die Ukraine und auch Russland sekundär. Ihr Ziel ist es, günstige Drohnen zu entwickeln, die die Fahrzeuge von Angreifern zerstören können. 

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