Dark Eagle: US-Army testet überraschend Hyperschallrakete
Die US-Army hat am Donnerstag gemeinsam mit der US-Navy erfolgreich eine Hyperschallrakete von der Cape Canaveral Space Force Station in Florida gestartet, wie es in einer entsprechenden Mitteilung des Verteidigungsministeriums heißt. Der Test war im Vorfeld nicht angekündigt, lediglich eine Luftraumsperre wurde verhängt, wie es in den Lokalnachrichten heißt.
Gemeinsam mit der Pressemitteilung wurde lediglich ein Foto veröffentlicht.
Videoaufnahmen zeigen den Raketenstart aber zumindest aus der Entfernung:
Verschiedene Unterstützungsflugzeuge, darunter eine NASA WB-57F und ein Navy NP-3D, waren während des Tests in der Luft. Zudem sind 2 Gulfstream-Jets der Missile Defense Agency im Einsatz gewesen. Sie alle beobachteten den Start und sammelten Daten. Der Einsatz dieser Flugzeuge ist bei Hyperschalltests üblich, wie The War Zone schreibt.
Dark Eagle
Dieser Test war bemerkenswert, da es sich um den ersten erfolgreichen Abschluss vom Anhänger-basierten Dark-Eagle-Startsystem handelte. Es ist ein wichtiger Meilenstein für das Projekt, das in der Vergangenheit Probleme mit dem Launcher hatte, die zu zahlreichen Verzögerungen geführt haben.
➤ Mehr lesen: Mysteriöser Raketentest der Space Force in Cape Canaveral
Die Hyperschallgleiter von einem mobilen System abfeuern zu können, hat einige Vorteile. So kann der mobile Transporter Erector Launcher (TEL) per LKW leicht an verschiedene Standorte verlegt werden. Dies erhöht die taktische Flexibilität und erschwert es Gegnern, die Position der Raketen vorherzusagen oder gezielt anzugreifen.
Zudem erweitert es freilich auch die Möglichkeiten für Angriffe, weil die Reichweite der Raketen so effektiver genutzt werden kann. Entsprechend stationiert erlauben mobile Startsysteme Angriffe auf Ziele, die weit entfernt oder schwer zugänglich sind. Nicht zuletzt ist ein mobiles Startsystem auch günstiger, weil es ohne umfangreiche Infrastruktur auskommt und in bestehende Logistiksysteme integriert werden kann.
"Meilenstein"
"Dieser Test stellt einen wichtigen Meilenstein in der Entwicklung eines unserer modernsten Waffensysteme dar”, wird Navy-Chef Carlos Del Toro zitiert. Man wolle Hyperschallraketen auch in Schiffe und U-Boote integrieren. Erst kürzlich wurde bekannt, dass die USS Zumwalt, das Typschiff der gleichnamigen Klasse, für den Einsatz von Hyperschallraketen umgerüstet wurde.
➤ Mehr lesen: Zumwalt: Hyperschallraketen für das "unnötigste Schiff der Flotte"
Aufbau der Hyperschallrakete
Die Hyperschallrakete des Dark Eagle-System, auch bekannt als Long Range Hypersonic Weapon (LRHW), besteht aus 2 Hauptkomponenten: einem zweistufigen Raketenbooster und einem Hyperschall-Gleiter ohne aktiven Antrieb.
Bei dem Konzept wird das Gleitfluggerät per Booster-Rakete auf hohe Geschwindigkeit beschleunigt und in große Höhe gebracht. In dieser Flugbahn in der Atmosphäre gleitet die Waffe ohne Triebwerk dann mit Hyperschallgeschwindigkeit (also über Mach 5) an ihr Ziel. Dabei ist das Design so konzipiert, dass sie während des Flugs unberechenbare Bewegungen ausführen kann. In früheren Angaben hieß es, dass das System Geschwindigkeiten von bis zu Mach 17 bei einer maximalen Reichweite von 2.775 Kilometer erreichen kann.
Die Kombination aus Höhe, Geschwindigkeit und der unvorhersagbaren Flugbahn macht es schwierig, die Waffe abzufangen. Die folgende schematische Darstellung zeigt den Unterschied zu ballistischen Raketen und Hyperschall-Marschflugkörpern.
Unterschied zu Hyperschall-Marschflugkörpern
Hyperschall-Gleiter unterscheiden sich grundlegend von Hyperschall-Marschflugkörpern. Letztere fliegen in der Atmosphäre und somit viel tiefer. Sie werden durch ein aktives Triebwerk (z. B. Scramjet) angetrieben.
Abgesehen von ihrer hohen Geschwindigkeit, durch die sie ebenfalls schwer abgefangen werden können, unterscheiden sie sich nicht von der Funktionsweise gewöhnlicher Marschflugkörper. Darum ist ihre Entwicklung auch weniger komplex als die der Hyperschall-Gleiter.
Kommentare