Für die Lieferanten werden die kommenden Tage äußerst anstrengend.

Für die Lieferanten werden die kommenden Tage äußerst anstrengend.

© REUTERS / BRENDAN MCDERMID

Digital Life

Amazon Prime Day 2024: So tappt ihr nicht in die Schnäppchenfalle

Seit 10 Jahren ist Amazon Prime in Österreich verfügbar. Und seit 2015 findet der Prime Day gewöhnlich im Sommer statt. Auch dieses Jahr werden am 16. und 17. Juli wieder vermeintliche Schnäppchen angeboten. 

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Das mittlerweile 2-tägige Event hat sich in den vergangenen Jahren zu einer der größten Shopping-Gelegenheiten der Welt entwickelt. Im vergangenen Jahr wurden allein am ersten der beiden Tage 375 Millionen Produkte gekauft - ein Rekord für Amazon. Schätzungen zufolge setzte das US-Unternehmen an den 2 Tagen des Prime-Day-Events 14,7 Milliarden Dollar um.

Aktionstage in Österreich sehr beliebt

“Solche Aktionstage werden in Österreich sehr gern genutzt, ähnlich wie Rabattmarkerl im Supermarkt”, sagt Experte Thorsten Behrens, Projektleiter der Watchlist Internet. Die zeitlich begrenzten Angebote bergen allerdings auch die Gefahr überhasteter Kaufentscheidungen.

Als wichtigster Tipp gilt daher: nichts überstürzen und Preise vergleichen. Preisvergleichsportale wie geizhals.at und idealo.at zeigen nicht nur, wo es ein Produkt gerade besonders günstig gibt, sondern auch den zeitlichen Preisverlauf. Ähnliche Funktionen bieten Browsererweiterungen wie etwa keepa.

Dass Preise kurz vor den Aktionstagen künstlich hochgetrieben werden, nur um dann einen hohen Rabatt anzuzeigen, ist eigentlich illegal. Laut EU-Modernisierungsverordnung müssen Rabatte im Vergleich zum günstigsten Preis der vergangenen 30 Tage ausgezeichnet werden. “Das müsste zwar so sein, in der Praxis ist das allerdings sehr schwer nachzuverfolgen”, erklärt Behrens der futurezone. “Daher muss man genau kontrollieren, worauf sich der Rabatt bezieht. Das kann auch der Herstellerpreis sein.” 

Vorsicht vor zeitlich beschränkten Angeboten

Sogenannte Blitz-Angebote gaukeln zusätzlich Dringlichkeit vor. Hier sollen Käufer möglichst rasch zum Kauf verleitet werden. Nicht nur zeitlich ist das Angebot begrenzt, es stehen oft auch nur begrenzte Stückzahlen zur Verfügung.

“Von Countdowns und begrenzten Stückzahlen sollte man sich auf keinen Fall stressen lassen“, betont Elisabeth Barth, Juristin beim Verein für Konsumenteninformation. „Die Verknappung eines Angebots verleitet leicht zu Impulskäufen. Wer kann aber schon überprüfen, ob tatsächlich nur drei oder doch mehrere Hundert Stück auf Lager liegen?”

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Dennoch ist es möglich, beim Prime Day gute Deals zu ergattern. Das Preisvergleichsportal Geizhals hat im vergangenen Jahr die Prime-Day-Preise der 10.000 beliebtesten Produkte mit den Preisen aus der Vorwoche verglichen.

Am meisten konnte man dabei bei Überwachungskameras sparen (-32 Prozent), gefolgt von Elektrorasierern (-27 Prozent) und - passend zur Jahreszeit - Monoblock-Klimageräten (-23 Prozent). Auch Smart-Home-Sensoren und Kindersitze waren im Schnitt 21 Prozent günstiger zu haben als in der Woche zuvor.

Notebooks, Kopfhörer und Monitore waren laut Geizhals-Suchanfragen besonders beliebt. Hier konnte man durchschnittlich Ersparnisse von -13 Prozent bis -16 Prozent erzielen. Auch SSD-Speicher und Fernseher bewegen sich in diesen Rabatt-Regionen. Sehr stark rabattiert sind am Prime Day Amazon-Produkte wie das Fire Tablet (-38 Prozent), FireTV-Stick (-33 Prozent) oder Amazon Echo Lautsprecher (-22 Prozent). 

In der Abofalle

Ist man zum Kauf bereit, gilt es, auf mögliche Abofallen zu achten. Um Schnäppchen abzustauben, ist beim Prime Day ein Amazon-Prime-Abo nötig. Amazon bietet dabei für Neukunden standardmäßig eine 30-tägige kostenlose Probezeit an. “Vergisst man, das Abo zu kündigen, hat man am Ende mehr bezahlt, als wenn man woanders eingekauft hätte”, sagt Behrens.

So viel kostet eine Prime-Mitgliedschaft

Ein Abonnement für Amazon Prime kostet in Österreich und Deutschland

  • 8,99 Euro pro Monat
  • 89,90 Euro pro Jahr

Für Studenten und Studentinnen gibt es eine vergünstigte Mitgliedschaft um

  • 4,49 Euro pro Monat
  • 44,90 Euro pro Jahr

Überzeugt das gekaufte Produkt nicht, bietet Amazon für viele Waren eine 30-tägige Rückgabegarantie an. Diese ist allerdings freiwillig, warnt Behrens. Das Unternehmen kann daher selbst bestimmen, wie der Zustand der Ware auszusehen hat.

“Amazon kann etwa verlangen, dass das Produkt noch originalverpackt ist, wenn man es nach mehr als 2 Wochen zurückschicken will.” Außerdem gibt es einige Produktkategorien, für die die Rückgabegarantie nicht gilt, wie etwa Elektronik, Computer, Bürobedarf und Videospiele.

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Auf der sicheren Seite ist man, wenn man sein 14-tägiges Widerrufsrecht in Anspruch nimmt. “In dieser Zeit kann man die Ware ohne Angabe von Gründen zurückgeben und man erhält sein Geld zurück”, sagt Behrens. Das Widerrufsrecht gilt jedoch nicht für alle Produktkategorien. Individuell angefertigte Produkte sind davon etwa ausgenommen, ebenso wie Hygieneartikel, wozu auch gewisse Kosmetikprodukte gehören. “Hier muss man aber vor dem Kauf ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass das Widerrufsrecht nicht gilt”, sagt Behrens.

Falsche oder gekaufte Bewertungen sind zwar immer noch ein Problem, aber wenn ein Produkt viele gute Bewertungen hat, ist das zumindest ein erster Anhaltspunkt, dass es etwas taugt”, sagt Behrens. “Was man aber nicht sieht: Ob das Produkt auch für mich geeignet ist.” Wer spezielle Erwartungen an ein Produkt hat, sollte daher in den Bewertungen suchen, ob diese Anforderungen auch erfüllt werden. Amazon bietet etwa eine Stichwortsuche über den Bewertungen an.

Auf Internet-Domains achten

Aktionstage wie der Amazon Prime Day werden auch von Kriminellen genutzt, um Profit zu machen. Allein im Juni wurden mehr als 1.000 neue Internetadressen (Domains) registriert, die mit Amazon in Verbindung gebracht werden können.

85 Prozent davon wurden laut dem Sicherheitsanbieter Check Point als bösartig oder verdächtig eingestuft. Hinter Adressen wie "amazonapp.nl" oder "user-amazon-id.com" befinden sich Amazon-Seiten, die es darauf abgesehen haben, Nutzernamen, Passwörter und Zahlungsinformationen zu stehlen. Es gilt daher, genau zu prüfen, ob die Domain verdächtige Zusätze oder Endungen aufweist.

Vorsichtig sollte man bei vermeintlichen Amazon-E-Mails sein, bei denen man aufgefordert wird, seine Daten einzugeben (sogenanntes Phishing). Diese E-Mails verwenden ebenso verdächtige Absenderadressen und fallen durch dringliche Formulierungen oder unrealistisch günstige Angebote auf. Klickt man den Link im Mail an, wird man auf eine falsche Amazon-Seite weitergeleitet.

Phishing-Mails nicht nur von Amazon

Solche Phishing-E-Mails kommen allerdings nicht nur im falschen Amazon-Gewand, auch falsche Versandbestätigungen von verschiedenen Paketdiensten werden rund um den Prime Day gerne verschickt. Wer dort auf den Link klickt, geht die Gefahr ein, infizierte Software herunterzuladen oder ebenso auf eine falsche Händlerseite weitergeleitet zu werden. 

Nicht nur über E-Mail, auch am Telefon geben sich Kriminelle derzeit vermehrt als Amazon-Mitarbeiter aus. Auch hier versuchen sie, an persönliche Daten zu kommen, wobei sie Probleme bei Lieferungen oder etwa einen angeblichen Hackerangriff auf das Amazonkonto vortäuschen. Bei solchen Anrufen sollte man keinesfalls seine Daten bekannt geben oder eine Überweisung durchführen, sondern einfach auflegen.

Wer auf die Betrüger hereingefallen ist, sollte seine Passwörter ändern und seine Bank bzw. die Kreditkartenfirma kontaktieren. Ist ein finanzieller Schaden aufgetreten, sollte bei der Polizei eine Anzeige erstattet werden.

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Marcel Strobl

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Ich interessiere mich vor allem für Klima- und Wissenschaftsthemen. Aber auch das ein oder andere Gadget kann mich entzücken.

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