Eingang zur Ausstellung Women at Work im Technischen Museum Wien

Eingang zur Ausstellung Women at Work im Technischen Museum Wien

© David Kotrba

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Women at Work: Wie Frauenarbeit vor 150 Jahren aussah

Vor 150 Jahren fand in Wien die Weltausstellung statt, für die im Prater ein riesiger Gebäudekomplex rund um die sogenannte Rotunde aus dem Boden gestampft wurde. Heute existiert davon nichts mehr, das Technische Museum Wien besitzt aber ein großes Archiv zur Weltausstellung. In den vergangenen Jahren hat sich das Forschungsinstitut des Museums der Aufarbeitung jenes Teils der Weltausstellung gewidmet, der mit dem Frauenpavillon in Verbindung stand. Ab Mittwoch, 3. Mai, kann man dazu eine neue Ausstellung mit dem Titel "Women at Work" bewundern.

Der Frauenpavillon bei der Weltausstellung 1873 in Wien

Der Frauenpavillon bei der Weltausstellung 1873 in Wien

Billige Arbeitskräfte beworben

Im Frauenpavillon wurde erstmals die Erwerbsarbeit von Frauen präsentiert - etwas, was es seitdem bei jeder Weltausstellung gab. Das großteils bürgerliche Publikum, das die Weltausstellung besuchte, erfuhr dadurch meist zum ersten Mal davon, welche Arbeit Frauen in Industrie, Kommunikation, Bauwesen oder Landwirtschaft erledigten. "Über 100 Firmen haben damals präsentiert, was Frauen bei ihnen leisteten", erzählt Peter Aufreiter, der Direktor des Technischen Museums Wien. Ihr Hauptmotiv sei ein wirtschaftliches, kein feministisches gewesen. Frauen waren billige Arbeitskräfte, denen man Ausdauer, Geschick, Geduld und Sorgfalt zuschrieb.

Dennoch bot die Präsentation von Frauenarbeit im Frauenpavillon die Gelegenheit, die Lebensrealität von Frauen zu hinterfragen und soziale Probleme wie fehlende Ausbildungsmöglichkeiten, ungerechte Bezahlung und Armut zu erkennen. Seit 1873 habe sich viel verändert, sagt Frauenministerin Susanne Raab bei einer Pressekonferenz anlässlich der Ausstellungseröffnung. Dennoch könne man auch heute noch gewisse Parallelen zur Lebensrealität von Frauen erkennen, etwa Mehrfachbelastungen durch Erwerbs- und Heimarbeit. Immer noch gelte es Missstände wie Einkommensunterschiede zu bekämpfen.

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Arbeiterinnen in einer Schmuckfederfabrik. Die Federn schmückten Hüte und Kleider

100 Männer neben den Frauen

Für "Women at Work" wird erstmals auch der Festsaal des Technischen Museums als Ausstellungsfläche bespielt. Er sei Anfang des 20. Jahrhunderts im Stil des ausgehenden 19. Jahrhunderts gestaltet worden und biete damit den optimalen Rahmen, um sich in das Jahr 1873 zu versetzen, sagt Martina Griesser-Stermscheg, Leiterin des Forschungsinstituts des Technischen Museums Wien und eine der Kuratorinnen der neuen Ausstellung.

Im Festsaal sind unter anderem mehrere große Porträts von Frauen zu sehen, die für mehr Anerkennung der Leistungen von Frauen gekämpft haben. Die Porträts seien quasi eine Replik auf eine Galerie der "100 wichtigsten Männer", die Wilhelm Exner - der spätere Gründer des Technischen Museums - in seiner Ausstellung der Geschichte der Gewerbe und Erfindungen untergebracht hatte. Mit dieser musste sich der Frauenpavillon das Gebäude teilen.

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Zu Zeiten der Weltausstellung ein neuer Frauenberuf: Telegrafistinnen

Erschütternde Dokumente

Über die Hintergründe der Weltausstellung und des Frauenpavillons kann man sich in einem Online-Portal vertiefen, das anlässlich von "Women at Work" kreiert wurde. Neben Texten und Grafiken gibt es auch hunderte hochaufgelöste Bilder darin zu sehen. Eines der eindrucksvollsten Ausstellungsstücke, die in der physischen Ausstellung im Museum zu sehen sind, ist ein Stapel von drei dicken alten Büchern. Sie sind die Standesprotokolle der Wiener Findlingshäuser des Jahres 1868. Darin verzeichnet sind 8148 Namen von Kindern, die wegen der damaligen Wirtschaftskrise von ihren Müttern abgegeben und damit zu Waisen wurden. In den Waisenhäusern in Österreich lag die Sterblichkeitsrate bei 65 Prozent.

Standesprotokolle der Findlingshäuser Wiens 1868

Standesprotokolle der Findlingshäuser Wiens 1868, gezeigt bei der Ausstellung Women at Work im Technischen Museum Wien

"Die besten Köpfe sind Frauen"

Ursula Plassnik, die ehemalige Außenministerin und nunmehrige österreichische Regierungskommissärin für die EXPO 2025 in Osaka, weist darauf hin, dass Armut, Kinderarbeit und nicht existente Ausbildungschancen für Mädchen auch in der Generation ihrer Großeltern noch weitverbreitet waren. "Die Welt hat immer noch sehr mit Dingen zu kämpfen, mit denen auch wir vor nicht allzu langer Zeit gekämpft haben." Umso wichtiger sei es, Mädchen und Frauen zu fördern und es ihnen zu ermöglichen, jeden Beruf zu ergreifen, den sie erlernen wollen. Frauenministerin Raab ergänzt dazu kämpferisch: "Digitalisierung, Innovation und Technik, dort liegen die Arbeitsplätze der Zukunft. Es braucht die besten Köpfe dafür. Die besten Köpfe sind Frauen."

Gewinnspiel 

Wir vergeben 5x2 Eintrittskarten für das Technische Museum unter allen, die bis 8. Mai, 10.00 Uhr eine Mail mit dem Betreff "Women at Work" an redaktion@futurezone.at schicken. 

Es gelten die Teilnahmebedingungen für Community-Aktionen. Die Gewinner*innen werden schriftlich verständigt, der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

 

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen dem Technischen Museum Wien und der futurezone.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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