
Kann man die Smartphone-SIM im Router verwenden?
Kann man Handy-Tarife im Internet-Cube nutzen?
LTE- bzw. 5G-Router sind in Österreich beliebt. Das liegt nicht nur daran, dass der Glasfaserausbau im Vergleich zu anderen europäischen Ländern in Österreich nur langsam voranschreitet: Vielen Nutzern reicht auch ein Internet-Cube, wie die SIM-Router mitterweile häufig genannt werden, aus.
Zusätzlich kommt der Kostenpunkt hinzu. Internettarife, die LTE nutzen, gibt es bereits ab 20 Euro im Monat, schnellere 5G-Tarife sind nur geringfügig teurer.
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Gleichzeitig bieten viele Mobilfunkanbieter Smartphonetarife mit unlimitiertem Internet an. Diese Tarife sind meist noch günstiger als ihr Pendant für den Router und bieten oft bessere Übertragungsraten. Ein Beispiel: Der Tarif Mobile Sim Only Unlimited bei Magenta bietet unlimitiertes 5G um 29,90 Euro (350 Mbit/s Download, 50 Mbit/s Upload). Ein gleichwertiger Tarif (Internet 5G M mit 300 Mbit/s Download, 50 Mbit/s Upload, 24 Monate Bindung) für mobiles Internet kostet 47,90 Euro im Monat, enthält aber einen SIM-Router.
Aus Nutzersicht ist klar: Der Handytarif ist 18 Euro günstiger - vorausgesetzt, ein Router ist bereits vorhanden und nicht von einem anderen Anbieter gesperrt. Aber kann man Smartphone-Tarife überhaupt im stationären SIM-Router verwenden?
EU-Recht schreibt freie Gerätewahl vor
Geht es nach der EU, lautet die Antwort eindeutig „Ja”. Laut der Netzneutralitäts-Verordnung (Verordnung 2015/2120, Artikel 3), die bereits seit April 2016 gilt, haben Endnutzer das Recht, ihren Internetzugangsdienst mit den „Endgeräten ihrer Wahl” zu nutzen. Das bestätigt auch die Aufsichtsbehörde Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR). Sofern eine SIM-Karte nicht fest im Endgerät verbaut ist (wie etwa bei Kfz vorkommen kann), herrscht freie Wahl.
Auf futurezone-Nachfrage bei Österreichs großen Mobilfunkanbietern gibt es allerdings Abweichungen bei Detailfragen. Bei A1 gebe es weder Einschränkungen noch Drosselungen, wenn man einen Smartphone-Tarif über einen Internet-Cube nutze, sagt ein Unternehmenssprecher. Lediglich eine zweite SIM-Karte zur selben Rufnummer wird auf maximal 10 Gigabyte beschränkt. Diese Zusatz-SIM kostet bei A1 6,90 Euro im Monat und ist für die Nutzung im Zweithandy oder im Tablet gedacht.
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Magenta gibt an, dass „SIM-Karten für eine angemessene und faire Nutzung laut Vertragsbestimmungen vorgesehen” sind. Bei einem Verbrauch von mehr als 5 Terabyte (5.000 Gigabyte) pro Kalendermonat gehe das Unternehmen von einer missbräuchlichen Nutzung aus. In dem Fall werden die Nutzer kontaktiert und ihr Nutzungsverhalten analysiert. Sollten andere Anwender in dem Gebiet durch die Mehrnutzung eingeschränkt sein, kann Magenta die Down- und Uploadgeschwindigkeit drosseln und im schlimmsten Fall den Anschluss bis Ende der Abrechnungsperiode komplett sperren.
Etwas schwammig formuliert Drei seinen Standpunkt. Man halte sich selbstverständlich an die regulatorischen und rechtlichen Bestimmungen, rate allerdings davon ab, Handy-SIMs in Routern zu verwenden. Als Grund dafür sagt Drei: „Während Voice SIM-Karten auf mobile Nutzung und damit verbundenes rascheres Handover (Wechsel der genutzten Standorte) ausgerichtet sind, sind Daten-SIMs eben eher auf stationäre Nutzung optimiert.“ Außerdem seien Router-SIM-Karten auf eine "wesentlich einfachere Inbetriebnahme ausgerichtet" als Handy-SIM-Karten.
Meist bessere Nutzungsklasse
Dennoch haben Handytarife gegenüber reinen Datentarifen einen Vorteil: Sie sind in der Regel nämlich in einer besseren Nutzungsklasse angesiedelt. Das ist vor allem dann von Vorteil, wenn Mobilfunkmasten stark ausgelastet sind. Dann werden Kunden in der besseren Nutzungsklasse nämlich bevorzugt und erhalten mehr Bandbreite.
Ein Beispiel: Kunde A und B haben jeweils einen Tarif mit 150 Mbit/s Downloadrate, die maximal verfügbare Bandbreite beträgt allerdings nur 150 Mbit/s. Bei gleicher Nutzungsklasse ist die Downloadgeschwindigkeit bei beiden Anschlüssen also 75 Mbit/s. Hat Kunde A allerdings eine deutlich bessere Nutzungsklasse (etwa aufgrund eines teureren oder mobilen Tarifes), surft dieser mit 130 Mbit/s im Netz, während bei Kunden B nur 20 Mbit/s ankommen.
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Preisersparnis ausrechnen
Ob sich ein Wechsel auf einen Handytarif im Router lohnt, lässt sich leicht erreichen. Gängige 5G-Router erhält man neu bereits für rund 200 Euro, gebraucht sind sie entsprechend günstiger. Bei einer - wie im oberen Beispiel ersichtlichen - Preisdifferenz von 18 Euro pro Monat wäre der Router in einem Jahr abbezahlt.
Wer bereits einen SIM-Router besitzt, fährt also mit einem unlimitierten Smartphone-Tarif besser als mit einem Internet-Cube-Tarif. Und nicht nur preislich sind die Tarife oft attraktiver, auch bei der Leistung wird meistens mehr geboten. Außerdem sind stationäre Tarife oft auf 2 Jahre gebunden, während es mobile Tarife häufiger ohne Bindung gibt.
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