Ex-ESA-Chef warnt Großbritannien vor Alleingang bei Raumfahrt
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Europas ehemaliger Raumfahrtchef Jan Wörner beklagt einen nationalen Unterton beim britischen Raumfahrtprogramm mit dem Titel „Galactic Britain“ (Galaktisches Großbritannien). Dass das Vereinigte Königreich mehrere Raketenstartplätze auf seinem Territorium plant, sei zwar nicht anti-europäisch, sagte Wörner der Deutschen Presse-Agentur. „Aber es ist nicht schön unter einer nationalen Überschrift“, betonte der frühere Generaldirektor der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA).
„Raumfahrt hat immer gut über Grenzen hinweg funktioniert“, sagte der Deutsche Wörner mit Blick auf die Internationale Raumstation (ISS). Und mit Verweis auf die Zusammenarbeit von Russland mit EU und USA trotz politischer Spannungen betonte er: „Raumfahrt ermöglicht eine Kooperation selbst in Krisenzeiten.“ Er sei stets gegen national ausgerichtete Raumfahrtaktivitäten gewesen: „Aus dem Weltraum sieht man keine Grenzen.“
„Der Weltraum sollte unser aller Weltraum sein“
Die britische Regierung hat nach dem Brexit eine stärkere Unterstützung für die Raumfahrtbranche angekündigt. Geplant sind mehrere Weltraumbahnhöfe, etwa im hohen Norden Schottlands und auf der nördlichsten Shetland-Insel Unst, von denen aus bereits 2022 erstmals kleine Satelliten ins All geschossen werden sollen. Der Markt gilt als äußerst lukrativ. Auch andere Länder ziehen Basen für solche Starts in Erwägung. In Deutschland etwa gibt es Überlegungen für eine schwimmende Plattform in der Nordsee.
„Der Weltraum sollte unser aller Weltraum sein“, sagte Wörner. Er betonte, dass Großbritannien keinesfalls als einziges ESA-Mitglied einen nationalen Weg stärke. Auch andere Länder wie Frankreich, aber auch Deutschland übten Druck aus. Es sei grundsätzlich gut, dass Großbritannien die Raumfahrt fördere, sagte Wörner, mahnte aber zur weiteren Zusammenarbeit. „Besser wäre ein starkes Großbritannien in einem starken Europa.“
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