Vater fotografiert nacktes Kind für Arzt: Google meldet Missbrauch
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Junge, unerfahrene Eltern haben es schwer, besonders wenn das Kind krank wird. Da beruhigt es ungemein, der Ärzt*in ein Foto des Problems schicken zu können, um schnell abklären zu können, ob es sich um etwas Ernstes handelt. Was man jedoch nicht bedenkt: Dass man dabei leicht unter den Verdacht gerät, seine Kinder zu misshandeln.
Die New York Times berichtet so von gleich 2 Fällen, die so in den USA passiert sind. In beiden Fällen fotografierten die Eltern den Genitalbereich ihrer Kinder und schickten das Bild an ihre Ärzt*innen weiter. Google sperrte die Personen daraufhin von all ihren Diensten. Dabei verloren die Eltern auch all ihre in Google-Diensten gespeicherten Daten.
Ferndiagnose mit Foto
Der Hauptfall ereignete sich dabei im Februar 2021, als viele Arztpraxen in den USA wegen der Coronapandemie noch geschlossen waren. Ein Vater bemerkte dabei eine Schwellung im Genitalbereich seines Kindes und schickte die Fotos im Vorfeld einer Video-Diagnose an seinen Arzt. Dieser verschrieb daraufhin Antibiotika gegen die Infektion.
Dabei wurden die Fotos mit einem Android-Smartphone geschossen, das die Bilder automatisch mit Google synchronisierte und in die Cloud hochlud. Eine spezielle Google-Software, die eigentlich bei Kindesmissbrauch Alarm schlagen soll, markierte die Bilder daraufhin als verdächtig. Die Software vergleicht dabei Bilder mit gängigen Abbildungen von Missbrauchsfällen. Nach einer weiteren Analyse wurden die Kinderschutzorganisation "National Center for Missing and Exploited Children" (NCMEC) und die Polizei informiert.
Zugang zu Accounts gesperrt
Obwohl die Behörden in beiden Fällen die Ermittlungen einstellten, verloren beide Eltern den Zugriff auf ihre Google-Mailaccounts, Adressbücher sowie Fotos. Einem Vater wurde sogar der Handyvertrag gekündigt, den er über Google abgeschlossen hatte. Da er so auf seine alte Handynummer keinen Zugriff nicht mehr hatte, konnte er sich auch in andere Internetdienste nicht mehr einloggen. Er hofft, zumindest die Fotos, die das Aufwachsen seines einjährigen Sohnes dokumentierten, von der Polizei zurückzubekommen.
Google versicherte der New York Times, dass das Unternehmen nur Bilder von Nutzer*innen scannt, die ein "bestätigende Maßnahmen" durchführen. Offenbar zählt dazu auch das automatische Synchronisieren mit Google Fotos. Sobald Google verdächtige Bilder erkennt, sei das Unternehmen laut Bundesgesetz verpflichtet, sie beim National Center for Missing and Exploited Children zu melden. Allein im Jahr 2021 habe man so 621.583 Fälle an die Organisation gemeldet. Davon leitete das NCMEC 4.260 Fälle an die Polizei weiter.
Kritik von Datenschutzexpert*innen
Während der Schutz von Kindern vor Missbrauch sicher wichtig ist, argumentieren Kritiker*innen, dass das Scannen der Fotos einen enormen Eingriff in die Privatsphäre der Nutzer*innen darstellt. Sicherheitsexperte Jon Callas von der Electronic Frontier Foundation nannte die Praktiken von Google gegenüber der NYT als "aufdringlich". "Das ist genau der Alptraum, über den wir uns alle Sorgen machen", meinte Callas.
Auch Apple präsentierte im vergangenen Jahr Pläne, lokale Bilder auf Apple-Geräten nach Kinderpornografie und -missbrauch zu scannen. Nach Kritik legte das Unternehmen das Projekt auf Eis. Mit der Einführung von iOS 15.2 veröffentlichte Apple aber eine Funktion für Kinderkonten, die Nacktheit auf den Bildern erkennen kann. Die betroffenen Bildausschnitte werden dabei unkenntlich gemacht und es wird eine Warnung angezeigt.
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