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Netzpolitik

Webseite zeigt 6.000 Gesichter der Kapitol-Erstürmung

Seit kurzem ist mit "Faces of the Riot" eine Webseite online, die 6.000 Gesichter rund um die Kapitol-Proteste und die nachfolgende Erstürmung zeigen. Alle Gesichtsbilder, die in einem einfachen Raster angeordnet sind, stammen von Videos des rechten Netzwerks Parler. Ein Student hatte nach dem Leak von auf der Plattform geposteten Inhalten sämtliches Videomaterial durch Open-Source-Gesichtserkennungssoftware gejagt und so aus 200.000 Köpfen 6000 Personen herausgefiltert.

An FBI melden

Mit der Webseite will der Initiator dazu beitragen, dass alle Personen, die beim gewaltsamen Sturm auf das Kapitol mitmachten, ausgeforscht und zur Rechenschaft gezogen werden. Sämtliche Hinweise, um wen es sich bei den Personen handelt, sollen dem FBI weitergeleitet werden. "Es ist absolut möglich, dass viele Leute, die auf dieser Webseite aufscheinen, nun ihrem echten Leben für ihre Aktionen die Konsequenz tragen müssen", teilte der Initiator gegenüber Ars Technica mit. Er will zu seinem eigenen Schutz anonym bleiben.

Schon bisher konnten über die in sozialen Medien geposteten Videos und Bilder viele Personen ausfindig gemacht werden, die aktiv am Sturm auf das Kapitol beteiligt waren. 5 Personen starben während der Proteste am 6. Jänner. Die Webseite geht einen Schritt weiter und listet die Köpfe sämtlicher Teilnehmer systematisch auf. Die Vorgangsweise erzeugt allerdings bei vielen, auch jenen, die ein hartes Vorgehen gegen gewalttätige Demonstranten fordern, für Unbehagen.

Mittlerweile mit Kontext

Denn sie zeigt nicht nur Personen, die im Inneren des Gebäudes unterwegs waren, sondern alle, die bei den Protesten vor Ort waren. Alle anwesenden Menschen unter Generalverdacht und an den Pranger zu stellen, geht vielen zu weit. Aufgrund der Kritik hat der Webseiten-Betreiber zu jedem Kopf das dazugehörige Video online gestellt, das den Kontext der Aufnahme zeigt. Er teilte zudem mit, man könne auf Twitter eine Nachricht schicken, falls es sich bei einer gezeigten Person nicht um einen Randalierer handle.

Schon ein erster Blick auf die angeführten Gesichter lässt Zweifel aufkommen. Die Videos, die bei den ersten fünf Personen angehängt sind, geben keinen einzigen Hinweis darauf, dass die Personen an der Erstürmung des Kapitols oder anderen gewalttätigen Auseinandersetzungen beteiligt waren. Sie tätigen nicht einmal Aussagen in diese Richtung, sondern berichten nur von den Protesten vor dem Kapitol. Eine alte Frau schildert, wie Demonstranten mit Tränengas zurückgedrängt wurden. Ein Mann gibt zu Protokoll, man müsse akzeptieren, dass die Wahl verloren sei und sich damit abfinden.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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