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Austrian Audio PG16 im Test: Bequemes Gaming-Headset aus Österreich

Das PG16 wurde auf der Xbox Series X, PS5 und W11 PC getestet

70 Jahre existierte das Audiounternehmen AKG in Wien. 1947 wurde es gegründet, 2017 wurde der Standort in Wien aufgelassen. Seitdem ist AKG eine Marke im Samsung-Konzern.

Das Ende von AKG in Wien war der Startschuss für Austrian Audio in Wien. Das 2017 gegründete Unternehmen setzt sich aus ehemaligen AKG-Mitarbeiter*innen zusammen. In der Tradition von früher werden wieder Kopfhörer und Mikrofone in Wien entworfen und entwickelt.

Mit dem PG16 bringt Austrian Audio jetzt sein erstes Gaming-Headset auf den Markt.

Klassisches Headset zu erschwinglichem Preis

Mit einem UVP von 139 Euro ist das PG16 im preislichen Mittelfeld bei Gaming-Headsets. Eine Produktion in Österreich geht sich um diesen Preis natürlich nicht aus: Gebaut wird es in China.

Das Headset wird klassisch per 3,5mm Klinke verbunden. Das mitgelieferte Kabel ist nicht geflochten, was wohl auch dem Ziel geschuldet ist, den Preis unten zu halten. Das Kabel ist jedoch austauschbar.

Im Lieferumfang ist noch ein HSA6-Adapter für die Verwendung mit Desktop-PCs enthalten. Ansonsten gibt es noch ein Transportsäckchen und einen Klett-Kabelbinder, den man sich selbst auf die Wunschlänge zuschneidet.

Rot ist nicht Rot ist nicht Rot

Das PG16 ist im Wesentlichen derselbe Kopfhörer wie der Hi-X15 – mit 99 Euro das günstige Gerät von Austrian Audio. Die ovalen Ohrmuscheln und das ovale Gehäuse, an dem der Aluminium-Arm befestigt ist, haben einen ansprechenden Retro-Touch.

Was das ästhetische Feingefühl etwas stört: Die Plastikspangen am Bügel versuchen das eloxierte Rot des Aluminiums zu duplizieren, sind aber knapp daneben. Außerdem ist am Gehäuse der Ohrhörer das Austrian-Audio-Logo in einem Rot, das wiederum die 2 anderen Rottöne nicht ganz trifft.

Für den Transport zusammenfaltbar

Das glänzende schwarze Plastik am Gehäuse der Ohrhörer und am Bügel ist anfällig für Fingerschmierer. Trotz des hohen Plastikanteils wirkt das PG16 robust. Beim normalen Hantieren ist kein Knacken zu hören und die Verstellung der Bügel rastet verlässlich in jede der 13 Positionen ein.

Das PG16 kann für den leichteren Transport zusammengefaltet werden. Die Ohrmuscheln sind dazu nach außen drehbar. Beim Faltprozess ist bei dem mir zur Verfügung gestellten Testgerät ein Knackgeräusch zu hören, beim linken Gelenk. Den gelegentlichen Transport sollte das PG16 problemlos überstehen. Als Alltagskopfhörer für den Weg zur Arbeit/Schule und zurück, mit mehrmaligen Falten täglich, würde ich das PG16 allerdings nicht verwenden – abgesehen davon, dass das nicht-abnehmbare Mikrofon etwas seltsam in der U-Bahn anmuten würde.

Komfortabel am Kopf, mit wenig passiver Dämpfung

Obwohl das PG16 eher wuchtig aussieht, ist es sehr bequem am Kopf. Selbst nach 6 Stunden durchgehender Spielzeit mit Brille, spürte ich weder einen unguten Druck um die Ohren, noch an der Oberseite des Kopfes.

Verantwortlich dafür ist nicht nur die dicke Memory-Foam-Polsterung an Ohren und Bügel, sondern auch ein eher geringer Anpressdruck. Dadurch hört man noch relativ viel von der Umgebung beim Spielen, etwa wenn im selben Zimmer die Mitbewohner*in telefoniert oder in Home-Office ein Teams-Meeting abhält.

Das Ganze geht aber auch in die andere Richtung. Dreht man die Lautstärke zu hoch auf, am Windows-PC ist das bereits ab 40 Prozent, kann eine 2 Meter entfernt sitzende Person problemlos das Lied erkennen, das gerade abgespielt wird. Wenn sich niemand im selben Zimmer befindet, bzw. man ohnehin nicht so laut zocken/Musikhören will, empfinde ich die nicht so starke passive Dämpfung als positiv: Unter Umständen kann noch das Klingeln der Postbot*in an der Tür so gehört werden.

Keine Lautstärkenregelung am Headset

Was mir am PG16 abgeht, ist eine Lautstärkenregelung am Headset. So muss man beim Xbox- und PlayStationspielen immer in die Schnelleinstellungen der Konsole, um die Lautstärke anzupassen.

Das Mikrofon hat einen flexiblen Arm, um es in die richtige Position vor den Mund zu biegen. Es wird automatisch stummgeschaltet, wenn es nach oben geklappt wird. Hier sollte man darauf achten, dass Mikrofon wirklich bis zum Anschlag nach oben zu klappen. Haptisches Feedback wäre hier sinnvoll gewesen, wie etwa ein leichter Widerstand oder ein Klicken, um zu bestätigen, dass das Mikrofon in der Stummschalt-Position ist.

Scharfer Sound mit Bass

Wie viele moderne Gaming-Headsets setzt auch das PG16 auf einen klaren Sound, um etwa bei kompetitiven Multiplayer-Games besser Schritte der Gegner*innen zu hören. Beim PG16 ist das auf der Xbox Series X und PS5 für mich zu übertrieben.

Mittelhohe Töne „peitschen“ manchmal, weil sie überbetont scharf sind. Dazu zählen einige Schussgeräusche und metallische Soundeffekte, etwa wenn Roboter zerstört werden. Auch Stimmen von manchen Charakteren in Dialogen wirken zu deutlich und lauter, als sie sein sollten.

Ich habe deshalb einige Games auf den Konsolen leiser gespielt, als ich es üblicherweise machen würde. Glücklicherweise macht das PG16 auch eine gute Soundkulisse bei niedrigeren Lautstärken, mit einem angenehm präzisen Bass. Er ist markant und da wo er sein sollte, ohne die anderen Klänge zu erdrücken.

Die Separation der Geräuschquellen funktioniert ebenfalls gut. Links, rechts vorne und hinten sind auf der Xbox Series X und PS5 gut zu unterscheiden, nur bei oben und unten wird es schwierig.

Gut für Musik und Filme

Das PG16 ist auch für Musikhören sehr gut geeignet – wenn nicht sogar besser als für Gaming. Der Bass ist knackig, Gesang ist deutlich zu hören und es klingt alles sauber, ohne steril zu sein. Es wirkt fast so, als hat Austrian Audio das Tonprofil des PG16 zu wenig auf Games angepasst oder einfach das vom Hi-X15 übernommen.

Das Klangprofil passt ebenfalls für Filme und Serien. Hier ist es ausbalanciert genug, damit sowohl Actionserien als auch Dramen damit ansprechend klingen.

Für Mac und PC ist im Lieferumfang ein Voucher für die Software SpatialSound Card 7.1. Surround Sound von New Audio Technology enthalten. Diese sollte man nutzen oder zumindest testen, um auch am PC/Mac bei Gaming und Streaming von 5.1-Inhalten eine merkbare Separation der Tonquellen zu erhalten.

Sprache vom PG16 wird klar übertragen. Durch das empfindliche Mikrofon und die nicht ganz so dichte Dämmung kam es aber vor, dass sich das Voicechat-Gegenüber auf der Xbox Series X manchmal leise selbst gehört hat. Andere Geräusche wurden aber nicht mitübertragen. Mit dem PG16 hört man die Gesprächspartner*in sehr gut und fast schon zu klar. Hat man vorher ein anderes Headset genutzt, muss man sich an die neue Stimmfarbe der Spielpartner*innen erst gewöhnen.

Fazit

Das PG16 (139 Euro) ist guter Einstieg für Austrian Audio in die Welt des Gamings. Es wirkt aber so, als wäre das PG16 primär für PC-Spieler*innen designt worden. Als Konsolen-Gamer hätte ich gern eine Lautstärkeregelung am Headset und ein besser an Xbox und PlayStation angepasstes Audioprofil.

Demgegenüber steht ein toller Sound, mit klaren Klängen und pointiertem Bass. Außerdem ist das PG16 sehr bequem, auch bei stundenlangen Spielesessions.

Die niedrige passive Dämpfung kann Vor- oder Nachteil sein, je nachdem in welchem Szenario man das Headset nutzt. Muss man beim Gaming das Zimmer teilen, wird die Person im Home-Office wenig erfreut sein. Ist man solo, hilft die passive Dämpfung dabei, das Klingeln an der Tür oder Läuten des Handys nicht zu überhören.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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