Nacon Revolution X Unlimited

Nacon Revolution X Unlimited

© Nacon

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Controller mit Extra-Klick: Nacon Revolution X Unlimited im Test

Der Nacon Revolution X Unlimited kostet 200 Euro.

Man muss kein Profi sein, um wie ein Profi zu spielen. Nachdem Microsoft als erster Konsolen-Hersteller die Ära der Pro-Controller offiziell eingeläutet hat, haben die Dritthersteller nachgezogen.

Auch Nacon machte mit und brachte vor 4 Jahren den X Pro Controller auf den Markt – der aus heutiger Sicht simpel für einen Pro-Controller wirkt. Mit dem neuen Revolution X Unlimited (200 Euro, auch erhältlich bei Amazon) ist das jetzt ganz anders. Hier bekommt man ein Komplettpaket, das beinahe keine Wünsche offen lässt.

Einer für alle

Der Unlimited kann für die Xbox One und Xbox Series genutzt werden, am PC und per Bluetooth. Er hat einen Akku verbaut, der für 10 Stunden Spielzeit ausreicht. Für den kabellosen Betrieb mit Xbox und PC wird ein USB-A-Dongle genutzt, um die Latenz zu reduzieren.

Im Lieferumfang ist eine Ladeschale enthalten. Diese hat auch einen Steckplatz für den Dongle. Das heißt: Dongle in den Platz der Ladeschale stecken und dann Ladeschale mit Xbox oder PC per USB verbinden: So wird nur ein USB-Anschluss belegt.

Revolution X Unlimited in der Ladeschale

Revolution X Unlimited in der Ladeschale

Die Ladeschale hat einen USB-C-Anschluss. Zur Verbindung kann das mitgelieferte, 3 Meter lange USB-Kabel verwendet werden. Sollte also bei einer Marathon-Session doch mal dem Unlimited der Saft ausgehen, kann man einfach die Ladeschale ab- und den Controller anstecken.

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Etwas lästig ist, dass der Controller nicht sicher genug in die Ladeschale rutscht. Man muss ihn sehr präzise darauf ablegen, damit er auch wirklich Kontakt hat und geladen wird. Gibt man ihn nur schludrig auf die Ladeschale und achtet nicht darauf, ob der LED-Ring um den rechten Stick rot pulsiert, um den Ladevorgang anzuzeigen, hat man bei der nächsten Gaming-Session womöglich einen leeren Controller in den Pfoten.

Für große Hände

der Unlimited ist groß und im Vergleich zum regulären Xbox-Controller deutlich dicker. Damit eignet er sich nur für User mit großen Händen – wer Handschuhgröße M (bequem, nicht hauteng) und kleiner trägt, wird vermutlich wenig Freude mit dem Controller haben.

Für meine L-Größe-Hände passt der Unlimited sehr gut, ein normaler Xbox-Controller fühlt sich für mich etwas zu klein an, um ausreichend komfortabel zu sein. Die Seiten und Rückseiten der Griffstücke des Unlimited sind gummiert und strukturiert. Zwecks der Rutschfestigkeit macht es Sinn, das haptische Gefühl entspricht aber nicht dem Preis des Controllers. Manche würden es „fühlt sich billig an“ nennen.

Revolution X Unlimited

Revolution X Unlimited

Anpassen erwünscht

Wie für Pro-Controller üblich, sind im Lieferumfang etliche Teile zur Anpassung enthalten. Die Rückseite der Griffstücke lässt sich abnehmen, um Gewichte einzulegen. Verfügbar sind Gewichte mit 10, 14 und 16 Gramm.

Beim Steuerkreuz kann man zwischen der traditionellen Kreuzform und der vom Xbox-Controller bekannten Scheibenform wählen. Für die Sticks gibt es ein Paar konkave Oberteile und 2 Paare konvex – einmal flach und einmal höher.

Für die Sticks gibt es noch Metallringe in 2 Größen. Diese werden über den Schaft gestülpt. Dadurch wird der maximale Bewegungsradius reduziert. Zusammen mit den richtigen Stick-Kurven, die in der App angepasst werden können, kann man so die Reaktionszeit für schnelle Richtungswechsel stark reduzieren.

Revolution X Unlimited Lieferumfang

Revolution X Unlimited Lieferumfang

Extratasten

Zusätzlich zu den normalen Tasten gibt es die Buttons S1 bis S6. S1 und S2 sind an der Oberseite, neben LT und RT. Sie sind so positioniert, dass man sie mit den Zeigefingern erreicht, wenn man über die Trigger-Tasten greift. Mit großen Händen bzw. langen Fingern geht das gut – ist man körperlich hier kleiner bzw. kürzer ausgestattet, sind die Tasten nicht bequem zu erreichen.

S3 bis S6 sind an der Rückseite. S3 und S4 sind so positioniert, dass instinktiv die Mittelfinger darauf liegen. Das sind die wichtigsten Zusatztasten, da man dafür nicht umgreifen muss. Sowohl Microsoft als auch Sony setzen bei ihren offiziellen Pro-Controllern bei diesen Tasten auf Paddles – was eine gute Idee ist. Die Tasten vom Unlimited erfüllen ihren Zweck, die Paddles der Konkurrenz fühlen sich aber etwas besser an.

S5 und S6 befinden sich unter S3 und S4. Theoretisch ruhen darauf die Ringfinger. Bei mir überragen die Finger die Tasten, weshalb ich umgreifen müsste, um sie zu benutzen. Damit sind sie für mich nicht zu gebrauchen.

Revolution X Unlimited Rückseite

Revolution X Unlimited Rückseite

Sinnvoller ist da die Taste um das Mikrofon vom Headset stummzuschalten. Sie befindet sich unten direkt neben dem 3,5mm-Klinkenanschluss. Ist das Mikrofon stummgeschaltet, wird ein entsprechendes Icon am Display angezeigt. An der Oberseite gibt es noch eine Taste, um das Menü des Controllers, das am Display angezeigt wird, zu benutzen. Außerdem gibt es eine Schiebetaste, um die View- und Menütaste an der Vorderseite zu sperren.

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Der Klick-Effekt

Wie es sich für einen modernen Pro-Controller gehört, kann der Weg der Trigger-Tasten reduziert werden. Anstatt den vollen Weg drückbar zu sein, schlagen sie so kurz an, wie eine normale Taste. Besonders bei Shootern ist das praktisch. Die Sperrschalter für die Trigger an der Rückseite haben eine Sicherung. Man muss sie erst etwas drücken, bevor man sie nach oben oder unten schieben kann. Das verhindert das unbeabsichtigte Betätigen der Sperre.

Ist die Sperre aktiv, reagieren die Trigger angenehm kurz. Außerdem haben sie ein markantes Klick-Geräusch. Auch die A-, B-, X- und Y-Taste haben dieses sehr befriedigende akustische Feedback, ebenso das Steuerkreuz.

Die Tasten klingen nicht nur gut, auch das Drückgefühl ist ausgezeichnet. Mein Nemesis sind nur wieder einmal die Analogstick-Tasten. Das Drücken von L3 und R3 ist, wie bei fast allen Controllern, für meinen Geschmack zu schwer, weshalb ich diese Tasten üblicherweise auf S3 und S4 lege.

Beim Steuerkreuz sind die diagonalen Richtungen nicht präzise genug. Selbst beim Scheibenkreuz kommt es viel zu oft vor, dass, wenn man zb. rechts-unten drückt, die Schalter für rechts und unten nicht gleichzeitig, sondern nacheinander ausgelöst werden. Damit das nicht passiert, muss ich fester bzw. energischer die Diagonalen drücken, als es für mich angenehm ist.

Nacon Revolution X Unlimited

Nacon Revolution X Unlimited

Analogsticks ohne Drift

Die Analogsticks haben die Hall-Effect-Bauweise, wodurch es nicht zum Drift kommen sollte, der bei normalen Sticks im Laufe der Zeit passiert. Der Widerstand der Analogsticks ist nicht einstellbar. Er ist einen Hauch geringer als bei anderen Pro-Controllern. Je nach eigenem Spielstil kann man das gut oder schlecht finden. Wer viel und lang casual spielt, schont damit die Daumengelenke – wer intensiv auf hohem Niveau spielt, hat vielleicht lieber mehr Widerstand, weil dann präziseres Zielen möglich ist und die Sticks schneller in die Ausgangsstellung zurückspringen.

Was beim Unlimited leider nicht ganz eliminiert wurde, ist das „Wackeln“ in der Ausgangsstellung der Analogsticks. Ich mag es überhaupt nicht, wenn sich die Analogsticks in einem Bereich bewegen lassen, in dem sie keine Eingabe auslösen. Bei dem Controller, den Nacon zum Testen geschickt hat, ist dieser Bereich beim linken Analogstick so klein, dass es fast nicht auffällt. Der Rechte hat dieses Wackeln aber merkbar nach oben und nach links. Es ist nicht markant genug, dass es beim regulären Gaming stört, aber für mich zumindest irritierend, weil es: 1) da ist und 2) nicht bei beiden Analogsticks gleich ist.

Nacon Revolution X Unlimited versus Revolution X Pro

Nacon Revolution X Unlimited versus Revolution X Pro

Xbox-Modus und PC-Modus

Geht es um das Finetuning des Controllers, wird es etwas kompliziert, aufgrund der verschiedenen Modi. Der Controller hat einen Xbox- und einen PC-Modus. Diese werden durch 3-sekündiges Halten der Multifunktions-Taste an der Oberseite des Controllers umgeschaltet. In welchem Modus man sich befindet, sieht man anhand eines kleinen Icons links oben im Display.

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Auf der Xbox kann man den Controller nur im Xbox-Modus nutzen, am PC in beiden Modi. Im Xbox-Modus beträgt die Latenz immer 4 ms. Im PC-Modus kann sie auf 2 ms kabellos oder 1 ms bei Kabelverbindung reduziert werden. Außerdem kann im PC-Modus das Gyroskop aktiviert werden – also die Bewegungssteuerung. Das ist ein ungewöhnliches Feature bei einem Pro-Controller und wird vermutlich von den wenigsten Usern genutzt werden.

Sinnvoller ist, dass im PC-Modus die Controller-Tasten mit Tastatur-Tasten belegt werden können. So ist es dann zumindest mit Umwegen möglich, sich Makros auf den Controller zu legen. Anders funktioniert es leider weder auf PC noch auf der Konsole. Wer zb. S5 gerne mit L2+R2 belegt hätte, oder S6 mit rechts, unten, rechtsunten + X, hat Pech gehabt.

Nacon Revolution X Unlimited

Nacon Revolution X Unlimited

Klassischer und erweiterter Modus

Über einen Umschalter an der Rückseite wird zwischen dem klassischen (C) und erweiterten Modus (A) gewechselt. Der jeweils gewählte Modus gilt dann, wenn der Controller im Xbox- oder PC-Modus ist.

Im klassischen Modus können über das Display Anpassungen vorgenommen werden. Neben der Belegung der Zusatztasten, können die Response-Kurve für die Analogsticks und die Größe der Totzone gewählt werden. Im erweiterten Modus können am Display nur die Zusatztasten neu belegt werden. Die Feineinstellungen für die Analogsticks macht man per Xbox- bzw. PC-App – was wiederum im klassischen Modus nicht geht.

Das Einstellen der Headset-Lautstärke, Mikrofon-Verstärkung, Game-Chat-Balance und Balance zwischen verschiedenen Audioquellen ist in allen Modi möglich – außer, wenn der Controller im Bluetooth-Modus ist. Stichwort Bluetooth: Spielt man auf der Xbox oder dem PC, kann man den Controller zusätzlich mit einem Bluetooth-Gerät verbinden, wie etwa dem Smartphone. Dann bekommt man die Audiowiedergabe zusätzlich aufs Headset eingespielt, das mit dem Controller verbunden ist. So kann man zB. zocken und dabei seine eigene Spotify-Playlist hören.

Nacon Revolution X Unlimited

Nacon Revolution X Unlimited

Die Profile

Wie bei Pro-Controllern üblich, können verschiedene Profile genutzt werden, zB. eines für Shooter und eines für Rennspiele. Weil dieser Controller zwischen PC- und Xbox-Modus und klassischem und erweiterten Modus unterscheidet, gibt es auch entsprechend viele Profile.

Im klassischen Modus, in dem die Profile nicht per App bearbeitet werden können, gibt es:

  • 4 Xbox-Profile
  • 4 PC-Profile
  • 4 Blueooth-Profile

Im erweiterten Modus, in dem die Profile per App justiert werden, gibt es:

  • 4 Xbox-Profile
  • 4 PC/Blueooth-Profile

Zwischen den Profilen wird durch Drücken der Profil-Taste an der Rückseite durchgeschaltet. Am Display und anhand der Farbe des LED-Rings des rechten Sticks sieht man, welches Profil gerade gewählt wurde.

Nacon Revolution X Unlimited

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Verbindungsfrust

Um die Profile im erweiterten Modus wie gewünscht anzupassen, muss man es erst mal in die App schaffen. Das war auf der Xbox Series X ein echtes Problem. Obwohl ich die Anleitung am Bildschirm genau befolgt habe und der Controller richtig mit der Xbox verbunden war, weigerte sich die App zu starten. Ich habe über eine halbe Stunde gebraucht, mit an- und abstecken, Modi wechseln, Konsole neustarten, usw, bis endlich die Firmware aktualisiert war und die App überhaupt mal gestartet hat.

Super nervig ist zudem, dass die App nur genutzt werden kann, wenn der Controller per Kabel verbunden ist. Will man also zB. in einem Profil im erweiterten Modus schnell die Vibration ausschalten oder die Controller-Kurve anpassen, muss man den Wireless-Dongle abstecken und den Controller per Kabel anstecken. Das ist weder schnell noch bequem.

Die App selbst ist in Ordnung, aber nicht besonders übersichtlich. Zudem wirkt sie träge. Außerdem ist es nicht möglich, ein Profil vom Xbox-Modus zum PC-Modus zu übertragen und umgekehrt. Hat man zB. ein gutes Profil für die Xbox für Rennspiele erstellt, will das aber auch im PC-Modus nutzen, muss man dasselbe Profil nochmal für den PC-Modus anlegen und alles nochmal einstellen.

Nacon Revolution X Unlimited

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Fazit

Der Nacon Revolution X Unlimited ist ein großartiger Pro-Controller, mit einigen Schwächen, die nicht nötig gewesen wären. Das sind vor allem die Verbindungsprobleme beim ersten Einrichten auf der Xbox und dass die App nicht im kabellosen Modus genutzt werden kann. Das nimmt leider schon ganz am Anfang die Freude am Unlimited.

Wenn man hier aber geduldig ist und sich eine Stunde (oder 2, wenn die App sich mal wieder trotz korrekter Verbindung nicht öffnen lässt) Zeit nimmt und alles einstellt und danach hoffentlich nie wieder (oder zumindest nur sehr selten) die App braucht, macht der Unlimited richtig Spaß. Das leise, aber knackige Klicken der Mikroschalter ist Musik in Gamer-Ohren, das schnelle Ansprechen der Tasten so, wie man es haben will.

Das Display scheint zu Beginn zwar wie ein Gimmick, aber das schnelle Neubelegen der Zusatztasten damit macht Sinn (weil man dann nicht per Kabelverbindung in die App muss). Auch das Einstellen von Lautstärke für Ton, Mikrofon und die Game-Chat-Balance ist über das Display sinnvoll und, zumindest für mich, bequemer als das Herumwühlen in den Xbox-Party-Einstellungen. Ebenso sinnvoll ist das mitgelieferte Zubehör für Anpassungen: Da ist nichts Überflüssiges dabei, nur damit die Packung voller ausschaut, um einen hohen Preis zu rechtfertigen.

Hat man große Hände, etwas Geduld und kann über die Startschwierigkeiten mit dem Evolution hinwegsehen, ist er eine gute Investition – wenn man auf Paddles verzichten kann. Dass gerade diese dem Evolution fehlen, tut weh. Die S3- und S4-Tasten erfüllen zwar dieselbe Funktion, die Paddles des Microsoft Elite Series 2, bzw. des Sony DualSense Edge, sind für mich aber bequemer.

200 Euro sind zudem ein stolzer Preis für ein Produkt eines Drittherstellers. Den Xbox Elite Series 2 gibt es derzeit um etwa 160 Euro (bei Amazon). Da muss man auf die vielen Modi und das Display verzichten und sich auf 3 Profile beschränken. Dafür klappt das Verbinden mit der Xbox problemlos.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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