Vorwurf: Massive Umweltschäden durch E-Auto-Zulieferer von BMW
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"Rohstoff-Versorgung für Batteriezellen: BMW Group kauft nachhaltiges Kobalt im Wert von rund 100 Millionen Euro in Marokko ein", so lautete der Titel einer Aussendung von BMW im Juli 2020. Darin rühmte sich der bayrische Autohersteller, dass Nachhaltigkeit beim Abbau der Rohstoffe "eine zentrale Rolle" spielt.
3 Jahre später sieht die Realität angeblich anders aus: Der marokkanische Kobalt-Lieferant soll Medienberichten zufolge gegen Umwelt- und Sozialstandards verstoßen haben. BMW prüft die Vorwürfe.
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Giftiges Arsen ausgelassen
Nach Recherchen von NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" steht der Verdacht im Raum, dass der marokkanische Bergbaukonzern Managem beim Abbau von Kobalt für Elektroauto-Batterien große Mengen giftiges Arsen in die Umwelt gelangen lasse. Diesen Verdacht würden die Analysen von Wasser- und Urinproben in der Region rund um die Mine Bou Azzer nahelegen.
Zudem sagten Arbeiter*innen, der marokkanische Konzern halte internationale Standards zum Schutz von Arbeiter*innen nicht ein und gehe gegen kritische Gewerkschaften vor.
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Vorwürfe zurückgewiesen
Managem habe alle Vorwürfe zurückgewiesen. Der Bergbaukonzern ist mehrheitlich im Besitz des marokkanischen Königshauses und betreibt nach eigenen Angaben eine Reihe von Minen in mehreren afrikanischen Ländern. (Beitrag in dem Video ab Minute 09:48)
Ein Sprecher von BMW sagte am Montag in München, BMW habe Untersuchungen gestartet und den Rohstoffkonzern Managem zu einer Stellungnahme aufgefordert. "Mögliche Verstöße nehmen wir ernst und gehen diesen nach." Bei einem Fehlverhalten des Lieferanten würde BMW sofort Abhilfe einfordern.
Bereits im Sommer seien erste Vorwürfe gegen Managem aufgekommen, sagte der BMW-Sprecher weiter. Das Unternehmen habe zu dem Zeitpunkt BMW einige Dokumente zur Verfügung gestellt, welche glaubwürdig ausgesehen hätten. Die Umweltzertifikate des Minenbetreibers seien auf dem aktuellen Stand, fügte er an.
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Fragwürdiger Kobaltabbau
Der französische Autobauer Renault hatte Managem vergangenes Jahr ebenfalls als Kobalt-Zulieferer gewonnen und betont, dass "die verantwortungsvolle Produktion von Kobalt durch die Managem Group durch die Zertifizierung nach den Standards der Responsible Minerals Initiative (RMI) sowie durch Bewertungen von NQC und ECOVADIS bestätigt" worden sei.
Die mit Abstand größten Kobaltvorkommen weltweit gibt es im Kongo, wo jedoch immer wieder über Kinderarbeit, Gewalt und Verstöße gegen europäische Umweltstandards berichtet wird.
Aus diesem Grund beziehe BMW kein Kobalt aus dem Kongo mehr, sagte der BMW-Sprecher. BMW bezieht den größten Teil des für seine Batterieautos benötigten Kobalts aus Australien und etwa ein Fünftel aus Marokko.
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