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Google Nest Hub im Test: Schlaftracking mit Radar

Mittig über dem Display befindet sich der Radarsensor, der Bewegungen im Bett registriert.

Vor kurzem hat Google die 2. Generation seines smarten Displays Nest Hub präsentiert. Rein äußerlich unterscheidet sich der Hub kaum von seinem Vorgänger (futurezone-Test), im Inneren hat sich aber so einiges getan. So wurde etwa der Sound – insbesondere der Bass - markant verbessert. In Sachen Grund-Funktionalität ist alles gleichgeblieben. Integriert ist der Google Assistant, der auf Sprachbefehl Dinge für einen erledigen kann. Dazu zählt neben dem Abspielen von Musik oder Videos auch das Steuern des Smart Homes und mehr.

Völlig neu ist folgende Funktion: Dank Radar kann der Hub – natürlich vorausgesetzt er steht neben dem Bett – den Schlaf tracken. Das funktioniert kabellos und ohne zusätzliches Wearable. Dank des Radars kann außerdem auch die Musikwiedergabe per Handbewegungen gesteuert werden. Ich habe den Hub getestet.

Äußeres, Bild und Ton

Wie erwähnt unterscheidet sich der neue Nest Hub äußerlich kaum von seinem Vorgänger. Die Display-Diagonale beträgt 7 Zoll, die Auflösung liegt bei 1024 x 600 Pixel. Trotz der eher bescheidenen Pixeldichte von 170PPI geht die Anzeigequalität in der Praxis in Ordnung. Das Bild ist hell und kontraststark und zum Anzeigen von Fotos oder dem ein oder anderen YouTube-Video reicht es aus. Den verbesserten Ton im Vergleich zum Vorgänger merkt man deutlich. Musik- oder Podcasthören machen mit dem Nest Hub Spaß.

Das Schlaftracking

Die Hauptfunktion des neuen Nest Hubs ist das Schlaftracking. Jenes funktioniert auf Basis von Googles selbst entwickelter Radar-Technologie Soli (sie kam der Gestensteuerung des Pixel 4 schon zum Einsatz). Der Sensor dafür befindet sich über dem Display und ist – worauf im Rahmen des Einrichtungsprozesses mehrmals hingewiesen wird – keine Kamera. Soli registriert Bewegungen, seien sie mit der Hand oder durch einen im Bett liegenden Menschen.

Um das Schlaftracking zu nutzen, muss man das Smart Display so auf das Nachtkästchen stellen, dass das Radar einen freien Blick auf die im Bett liegende Person hat. Google empfiehlt auf Höhe der Bettkante. Ich habe, ohne groß darüber nachzudenken, den Hub einfach so hingestellt, dass ich vom Bett aus einen guten Blick auf das Display habe. Vor dem ersten Einsatz muss man das Radar kalibrieren. Dazu muss man sich einfach wie gewohnt ins Bett legen und eine Minute warten. Anschließend ist der Sensor einsatzbereit.  

Legt man sich ins Bett wird durch ein Icon oben angezeigt, dass das Schlaftracking aktiv ist. Schaltet man dann vor dem Einschlafen das Licht aus, wird der Bildschirm mit der Uhren-Anzeige angenehm gedimmt, so, dass man nicht durch ein grelles Leuchten gestört wird. Alternativ kann man den Screen auch ganz ausschalten. Außerdem muss man Google mitteilen, wann man optimalerweise ins Bett gehen und aufstehen möchte.

Dann heißt es nur mehr schlafen und auf die Daten warten. Ablesen kann man jene entweder direkt am Nest Hub oder in der Google Fit-App. Die App zeigt an, wie lange man geschlafen und wie viel Zeit man im Bett verbracht hat. Außerdem gibt es Infos zur Schlafqualität. Das Tracking zeigt an, ob man sich bewegt, geschnarcht oder gehustet hat. Auch Lichtveränderungen und die Atemfrequenz werden gemessen. Was Google im Unterschied zu anderen Schlaftracking -Geräten nicht ausweist, sind die Schlafphasen - also etwa REM-Schlaf und Tiefschlaf.

Das Tracking selbst funktioniert überraschend gut. Die Zeiträume von Wachsein und Schlaf werden erstaunlich genau erfasst. Der Nest Hub lässt sich auch nicht davon irritieren, wenn man zu zweit im Bett schläft. Registriert werden kann aber nur der Schlaf jener Person, auf dessen Seite das Gerät platziert ist.  

Was wäre Schlafen ohne Wecker und darum hat der Nest Hub auch eine umfangreiche Weckfunktion. So kann man zwischen vielen verschiedenen Tönen auswählen. Falls man im Schlafzimmer auch ein vernetztes Licht hat, kann man jenes außerdem automatisch angehen lassen. Und auch eine Morgenroutine für alle vernetzten Geräte kann eingerichtet werden. So kann man etwa automatisch Musik abspielen.

Weitere Funktionen

Tagsüber ist das Gerät standardmäßig ein digitaler Bilderrahmen. Wer Google Fotos verwendet, kann auf dem Nest Hub seine Bilder anzeigen lassen. Entweder wird dort eine automatisch generierte Auswahl der besten Aufnahmen präsentiert (Vorsicht, so können auch eher peinliche Schnappschüsse auf dem Nest landen), oder man wählt manuell aus welche Alben (etwa Favoriten) angezeigt werden sollen. Wer nicht will, dass seine Fotos angezeigt werden, kann auch auf eine von Google kuratierte Auswahl an Kunstwerken umschalten. Alternativ lässt sich auch lediglich eine Uhr darstellen.

Abgesehen davon unterstützt der Hub alles, was der Google Assistant kann. Am besten funktioniert jener, wenn man fest im Google-Universum verankert ist und auch andere Dienste wie den Google Kalender oder die Google-Notizen-App verwendet. Dann kann man per Sprachbefehl Erinnerung oder Termine erstellen oder seine Einkaufsliste befüllen. Hat man seine Smart-Home-Umgebung auch in der Google-Home-App integriert, kann man jene auch direkt per Sprachbefehle steuern. Das Abspielen von Musik, Videos oder Suchanfragen geht aber auch dann, wenn man mit Google sonst wenig am Hut hat.  

Die Gestenkontrolle zum Steuern der Musikwiedergabe funktioniert außerordentlich gut. Man kann mit Wink- bzw. Wischbewegungen die Wiedergabe pausieren bzw. zum vorigen oder nächsten Song springen. Blöd, dass das gerade in der Küche praktisch wäre, wo man beim Kochen oft zu schmutzige Hände hat, um den Touchscreen zu bedienen.

Fazit: Nettes Nachtkästchen-Gadget

Um knapp 100 Euro ist der Nest Hub ein nettes Gerät für den Nachttisch. Der Bildschirm reicht aus, um vor dem Schlafen vielleicht noch ein YouTube-Video zu schauen. Ein, zwei Zoll mehr hätte ich aber sehr begrüßt. Der Sound übertraf meine Erwartungen und ist bestens geeignet, um damit die Morgennachrichten, Musik oder einen Podcast anzuhören. Googles Sprachassistent selbst wird laufend weiterentwickelt und ist – sofern man im Google-Universum verankert ist – ein hilfreicher Begleiter im Alltag. Ich verwende ihn regelmäßig, um meine Einkaufsliste zu aktualisieren, das Thermostat zu steuern und natürlich zum Musik- bzw. Radiohören.

Das Schlaftracking mit dem Nest Hub ist die bequemste derartige Lösung, die ich kenne. Man muss kein Handy auf die Matratze legen, oder sich um eine aufgeladene Smartwatch am Handgelenk kümmern. Man muss sich lediglich ins Bett legen und es wird aufgezeichnet. Das geht auch so problemlos, wie ich es mir vorstelle. Ich muss nicht ständig etwas neu kalibrieren oder neu einstellen, es funktioniert einfach.

Und was bringt mir das?

Wie viel einem das in der Praxis tatsächlich bringt, ist eine andere Frage. Wenn ich in Google Fit schaue, steht dort, dass ich gestern pünktlich ins Bett gegangen bin und in etwa so lang geschlafen habe, wie empfohlen. Allerdings heißt es dort auch: „Dein Schlaf war unruhig.“ Googles folgender Ratschlag, „vermeide alles, was die Qualität deines Schlafs beeinträchtigen könnte“, ist aber in etwa so hilfreich, wie „lebe gesünder“. Der Hub selber liefert zwar gelegentlich auch noch Schlaftipps der renommierten Mayo Clinic, jene sind aber nicht personalisiert und bestehen lediglich aus einem Absatz Text.

Dennoch: Schwarz auf Weiß zu sehen, wie sich Dinge wie Sport, Alkohol positiv bzw. negativ auf die Nachtruhe auswirken, hat für mich durchaus einen Effekt. Mit harten Daten als Grundlage bin ich dann eher dazu geneigt, anstelle des Feierabendbiers eine Runde mit dem Fahrrad zu drehen. Und wenn man dann tatsächlich nachweislich besser schläft, hat man ein kleines Erfolgserlebnis - und man ist erholter.

Chance verpasst

Schade finde ich, dass Google das Design im Vergleich zum Vorgänger nicht aktualisiert oder zumindest das Display um ein paar Zoll vergrößert hat. Besitzer der ersten Generation, die kein Interesse an Schlaftracking haben, haben also kaum einen Grund, upzugraden.  

Pro und Contra

Pro:

  • Müheloses Schlaftracking
  • Guter Sound
  • Günstiger Preis

Contra:

  • Wenig Verbesserungstipps auf Basis der Daten
  • Kleiner Screen
  • Altes Design

Preis und Verfügbarkeit

Der Google Nest Hub 2 in Österreich ab sofort im Google Store verfügbar und kostet 99,99 Euro. Damit ist er rund 30 Euro günstiger als sein Vorgänger, der zum Start 129 Euro kostete. Er ist in den Farben "Chalk" (hellgrau) und "Charcoal" (dunkelgrau) verfügbar. Der Rahmen bleibt dabei immer weiß, lediglich die Farbe des Lautsprechers ändert sich.

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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