Kekz Kopfhörer im Test: Kinder in ihrer eigenen Welt
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Wer Kindern Hörspiele, Kinderlieder oder andere Audioinhalte schenken will, kommt heute kaum an den "Tonie"-Figuren für die Toniebox vorbei. Es gibt auch noch andere Audiosysteme speziell für Kinder, etwa die TigerBox. Das Prinzip ist ähnlich: Die jungen Menschen versammeln sich um eine kleine lustige Box mit kindgerechten Motiven und robuster Bauweise, um andächtig dem Lautsprecher zu lauschen. Das Münchener Start-up Kekz verfolgt einen anderen Ansatz: Spezielle Kopfhörer für Kinder, die supereinfach zu bedienen sind. Statt Tonies draufzustellen, klickt man kleine Plastikscheiben rein, um unterschiedliche Audioinhalte zu konsumieren. Wir haben die Kekzhörer getestet.
Wenige Knöpfe
Die Kekzhörer sind in Blau und Rot erhältlich und kommen völlig einfärbig daher. Es gibt einen USB-Ladeanschluss, eine große Taste mit beleuchtetem Kekz-Logo auf dem linken Ohrteil, sowie einen dreistufigen Schieberegler für die Lautstärke. Auf dem rechten Ohrteil ist eine Mulde für die austauschbaren Plastikscheiben - Audiochips genannt. Die On-Ear-Ohrteile sind weich gepolstert und lassen sich einklappen. Im linken Ohrteil versteckt sich ein Annäherungssensor, durch den die Wiedergabe automatisch stoppt, wenn der Kekzhörer vom Kopf genommen wird.
Die Bedienung geht eigentlich nicht einfacher. Ein längerer Druck auf den großen Knopf und der Kekzhörer ist eingeschaltet. Ist ein Audiochip eingesetzt und sind die Kopfhörer aufgesetzt, beginnt die Wiedergabe gleich. Ein Druck auf den Knopf und es wird ein Kapitel bzw. Song vorgespult, ein Doppeldruck und es geht einen Titel weiter zurück. Vierjährige Kinder haben das Konzept schnell begriffen.
Realität ausgeblendet
Hat das Kind den Kekzhörer einmal aktiviert, hört man für die restliche Laufzeit des Audiochips fast nichts mehr von ihm. Durch das solitäre Erlebnis tauchen Kinder komplett in Hörspiele ein und sind erst wieder ansprechbar, wenn man ihnen die Kopfhörer von den Ohren zieht. Können sich Kinder bei Toniebox und Co. noch im Kollektiv um den Audioinhalt versammeln, so geht es bei den Kekzhörern um Einzelkonsumation. Gemeinsame Erlebnisse wie etwa das Mitsingen oft gehörter Melodien entfallen dadurch.
Eigentlich ist alles schon da
Eine Besonderheit ist, dass die Audioinhalte sofort verfügbar sind und nicht erst aus der Cloud auf das Gerät synchronisiert werden müssen. Sind sie etwa auf den Audiochips direkt drauf? Nein. Genau wie bei den Tonies der Toniebox fungieren die mit NFC ausgestatteten Audiochips lediglich als Schlüssel, um bestimmte Inhalte freizuschalten. Die Inhalte selbst sind allesamt auf den Kekzhörern drauf.
Alle Inhalte aller jetzt und künftig käuflich erwerbbaren Audiochips sind also eigentlich schon längst auf dem Kekzhörer drauf? Genau. Ein 32 Gigabyte großer Speicher sitzt im Kopfhörer. Hat der Hersteller gar keine Angst, dass diese Schatztruhe eines Tages von Hackern geknackt wird? Nein, teilt man der futurezone auf Anfrage mit. Eine dreifache Verschlüsselung werde derartige Versuche zuverlässig vereiteln.
Wunderkekz und App in Entwicklung
Vor einiger Zeit hatte das Start-up übrigens noch den Plan, Audiochips auf den Markt zu bringen, deren Inhalte Eltern selbst erstellen können - änlich wie bei den Kreativ-Tonies der Konkurrenz. Aus dem Plan wurde bisher noch nichts. Das Unternehmen arbeitet laut eigenen Angaben aber an einem entsprechenden Angebot unter der vorläufigen Bezeichnung "Wunderkekz". Außerdem entwickelt wird eine App, mit der es künftig möglich werden könnte, neue, noch nicht auf dem Kopfhörer gespeicherte Audioinhalte zu übertragen.
Lange Akkulaufzeit
Dass die Lautstärke der Kekzhörer nur dreistufig eingestellt werden kann, nahmen die Testsubjekte klaglos hin. Auf der höchsten Stufe beträgt die Laustärke 85 Dezibel, was immer noch als sicher für das kindliche Gehör gilt.
Positiv beim Testen fiel die Akkulaufzeit auf. Bei 2 bis 3 Hörspiel-Durchgängen pro Tag hält der Akku rund eine Woche ohne Aufladen durch. Neigt sich der Ladestand dem Ende zu, erfolgt eine Durchsage an das lauschende Kind: "Oje, mein Akku ist leer. Bitte verbinde mich mit dem Ladegerät." Sollte das Kind dies ignorieren, erfährt die Außenwelt von dem drohenden Ungemach via rot leuchtender Kekz-Taste auf dem linken Ohrteil.
Fazit und Preis
Die Kekzhörer sind kinderleicht zu bedienen und sorgen für schnelle Musikunterhaltung an jedem Ort. Die Unabhängigkeit von WLAN oder sonstiger Übertragungstechnologie ist praktisch. Die Wiedergabequalität ist gut, der Tragekomfort ausreichend für mehrstündigen Gebrauch. Mit Kekzhörer bestückte Kinder sind quasi von der Außenwelt abgeschottet. Ihre Konzentration auf Audioinhalte ist noch eine Stufe intensiver als bei Wiedergabegeräten, die nicht direkt am Kopf sitzen.
Das Freischalten von bereits am Kopfhörer gespeicherten Inhalten mittels Audiochip funktioniert einwandfrei. Die Auswahl an Chips ist mit derzeit knapp unter 30 Titeln akzeptabel, aber im Vergleich mit der Konkurrenz doch deutlich kleiner. Kekz plant für weitere Updates in Zukunft eine ergänzende App, über die Firmwareupdates bezogen werden können.
Die Kekzhörer gibt es derzeit nur in Blau und Rot. Im Starterset mit einem Audiochip legt man 59,95 Euro hin. Audiochips kommen auf 9,99 Euro pro Stück.
Konkurrenz bei Kinder-Audiosystemen
Das erfolgreichste auf Kinder spezialisierte Musiksystem der vergangenen Jahre ist eindeutig die Toniebox. Die gepolsterte, würfelförmige Abspielbox setzt auf die Synchronisation von Inhalten aus dem Internet über WLAN. Vielfältige, bunte Figuren - die Tonies - dienen als Schlüssel und werden in vielen Geschäften angeboten. Außerdem können Eltern "Kreativtonies" mit eigenen Inhalten bespielen. Die Toniebox kostet 79,95 Euro, Tonies kosten üblicherweise zwischen 12 und 15 Euro.
Relativ ähnlich ist die Tigerbox touch von Tigermedia. Sie wird per Touchscreen bedient und bezieht Inhalte ebenfalls aus dem Internet. Wie bei der Toniebox können sie nach erstmaligem Abrufen aber auch offline angehört werden. Statt Tonies gibt es Tigercards. Außerdem hat die Tigerbox Zugriff auf einen eigenen Streamingdienst mit über 10.000 Titeln. Die Tigerbox touch kostet 99,99 Euro, Tigercards ab 7,99 Euro und gestreamt wird ab 6,25 Euro monatlich.
Auf Open Source und Nachhaltigkeit setzt die Box Hörbert von Winzki. Sie besteht aus nachhaltigen Materialien, ist einfach reparierbar, kann selbst aufgespielte Musikdateien sowie Internet-Radiosender wiedergeben. Außerdem kann Hörbert in Verbindung mit Smartphones als Bluetooth-Lautsprecher dienen. Mit 229 Euro hat das allerdings seinen Preis.
Der Technifant von TechniSat erscheint im Elefanten-Look und hat Hütchen mit Magnetanschluss, die auch tatsächlich Datenträger sind. Jedes Hütchen hat 2 Gigabyte Speicherplatz. Neben den vorinstallierten Inhalten ist Platz für zusätzliche eigene MP3-Dateien. Der Technifant kostet 79 Euro, pro Hütchen sind 19 Euro fällig.
Von Vtech gibt es die Box V-Story mit 75 vorinstallierten Audiotiteln. Ein kleiner Projektor wirft zu den Geschichten Bilder an die Kinderzimmerwand. Über PC können weitere Inhalte gratis geladen werden. Preis der V-Story: 69,99 Euro. Die kleinere Version V-Story Pocket enthält 35 Audiotitel und kostet 34,99 Euro.
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