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© Thomas Prenner, futurezone

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Kindle Kids Edition im Test: E-Reader und Bücher-Abo für Kinder

Tablets und Smartphones haben längst im Kinderzimmer Einzug gehalten. Mit E-Readern sieht man Kinder aber seltener. Amazon will nun auch Jüngeren Lust aufs elektronische Lesen machen und hat vor kurzem eine eigene Kinder-Version seines E-Book-Lesegeräts Kindle auf den Markt gebracht. Ich habe das Angebot gemeinsam mit meiner 10-jährigen Tochter Karla getestet. 

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Beim Kindle Kids handelt es sich im Wesentlichen um eine um kindergerechte Features erweiterte Version des Kindle-Einsteigermodells (futurezone-Test). Angeboten wird das Gerät gemeinsam mit einer farbigen Hülle (Achtung Klischee: rosa oder blau) und einem Amazon FreeTime Unlimited Abo, das im ersten Jahr kostenlos ist und Zugang zu Hunderten altersgerechten Büchern verspricht. Der Speicherplatz ist mit 8GB doppelt so groß wie bei der Erwachsenenversion.

Die Kindle Kids Edition ist anders als andere Amazon E-Reader, die mit sogenannten "Spezialangeboten" günstiger zu haben sind, werbefrei und kostet regulär - samt magnetischer Hülle und ein Jahr Bücherabo - knapp 110 Euro. Das Bücherabo kostet nach 12 Monaten - je nach der Anzahl der Kinder und ob man Prime-Kunde ist oder nicht, zwischen 3 und 10 Euro pro Monat und wird automatisch verlängert.

"Sorglos-Garantie"

Einen weiteren Anreiz soll eine 2 Jahre-Sorglos-Garantie bieten. Kaputte Geräte können an Amazon zurückgeschickt werden und sollen dann - selbst wenn sie vom Nachwuchs mutwillig zerstört wurden - innerhalb dieses Zeitraums ersetzt werden. Wie hoch die Toleranzschwelle von Amazon dabei tatsächlich ist, lässt sich nur vermuten. 

Weil das Lesen von Büchern im Vordergrund stehen soll, ist der Zugang zum Web oder zu Social Media bei der Kindle Kids Edition standardmäßig deaktiviert.

Um das Gerät zu nutzen, ist ein Amazon-Konto notwendig. Eltern können sich mit ihren Zugangsdaten anmelden und danach die Konten für ihr Kind am Gerät einrichten. Auch das Einrichten mehrerer Kinderkonten ist möglich. Eingegeben wird dabei unter anderem das Alter der Kinder, das als Basis für die angezeigte Bücherauswahl dient.

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„Sind gute Bücher drauf“

Das Bücherangebot für Karla umfasst zwar die gesamte Harry-Potter-Reihe auf Deutsch und einige andere ansprechende Titel, wirkt auf mich aber über weite Strecken lieblos. Karla findet das nicht: "Sind gute Bücher drauf", sagt sie.

Die Bücher scheinen als "Empfehlungen", "Beliebte Bücher" und "Trends" auf dem Homescreen auf. Das Angebot kann aber auch über "Figuren und Themen", z.B. "My Litte Pony", "Conni" oder "Detektivgeschichten", erkundet werden. Durch das Stöbern finde man immer wieder interessante Sachen, meint Karla: "Zum Beispiel 'Die drei !!!'". Suche man hingegen gezielt nach Büchern, seien die nicht immer gleich zu finden.

Leseziele

Daneben können auch tägliche Leseziele festgelegt und für Kinder geeignete E-Books aus der Bibliothek der Eltern auf das Profil ihrer Kinder übertragen werden. Sie können auch über das Eltern-Dashboard unter eltern.amazon.de für das Konto der Kinder freigeschaltet werden. In dem Dashboard können auch tägliche Zeitlimits festgelegt werden. Eltern können sich dort auch über den Lesefortschritt ihrer Kinder informieren.

Kinder bekommen für das Erreichen von Lesezielen und für gelesene Seiten oder Bücher Kinder Belohnungen. Karla findet das gut. "Man sieht, wie viel man schon gelesen hat", sagt sie.

Wörterbuch

Kinder können über ein Wörterbuch durch das Markieren des Wortes auch Definitionen nachschlagen. Für die Wörter wird dann auch eine Art virtuelle Karteikarte erstellt, auf die über einen "Vokabeltrainer" zugegriffen werden kann. Karla macht davon aber kaum Gebrauch. Würde sie aber, wenn das Freetime Abo auch englischsprachige Titel im Angebot hätte. Dass dies nicht der Fall ist, sieht sie als Nachteil: "Harry Potter auf Englisch hätte ich gerne gehabt."

Hörbücher können auf der Kindle Kids Edition im Gegensatz zur Erwachsenen-Version nicht gehört werden. Karla würde das zwar gut finden, wäre aber andererseits auch nicht auf die Idee gekommen, Audiobücher mit dem E-Reader zu hören.

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Intuitive Bedienung

Mit der Bedienung der Amazon-Software, die sich nicht von Erwachsenengeräten unterscheidet, hat Karla kaum Probleme. "Beim Blättern ist es manchmal vor- statt zurückgegangen", meint sie allerdings. Gut findet sie, dass die Schriftgröße und die Schriftart angepasst werden können. Nicht so gut werden allerdings Grafiken dargestellt. "Man kann nur wenig erkennen."

Die wechselnden auf Kinder angepassten Bildschirmschoner-Motive - meist Tierzeichnungen, etwa Pandas oder Vögel  -  gefallen Karla. "Ich mag es, wenn immer ein anderes Bild da ist." Das Licht kann man zwar verstellen, es ist Karla aber - vor allem am Abend - zu kalt und grell. Wenn man es wärmer oder wie sie sagt, "orangener" machen könnte, wäre das fein. Auf wenig Zustimmung stößt bei Karla auch die angebotenen Farben der Schutzhüllen. Rosa mag sie gar nicht, hellblau auch nicht besonders.

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Fazit: Generell "ok" ...

Generell, meint Karla, finde sie das Gerät aber ok. Vor allem für das Lesen im Bett sei es gut geeignet. Denn durch die integrierte Beleuchtung brauche sie kein Licht. Am Tag liest Karla aber lieber "normale" Bücher. Auch das man den Kindle in jede Tasche stecken kann, sei praktisch: "Wenn man in Urlaub fährt, muss man nicht 5 Bücher mitnehmen." Ihr Fazit: "Wie ein iPad für Kinder, auf dem man nur Bücher hat."

... aber:

Ich stehe dem Amazon-Kinder-Kindle und E-Book-Readern für Kinder reservierter gegenüber. Das Gerät ist für das Geld vollkommen in Ordnung und auch ganz gut umgesetzt. Funktionen wie der Vokabeltrainer unterstützen das Lernen beim Lesen. Belohnungen motivieren vielleicht auch dazu, mehr zu lesen. Weniger gut finde ich, dass man sich mit dem Gerät an das Amazon-Angebot bindet.

E-Books kann man mittlerweile auch in Büchereien - etwa der Virtuellen Bücherei in Wien - ausleihen. Kinder müssen dafür nicht einmal etwas bezahlen. Gerade aber mit dem Amazon Kindle ist das Ausleihen von E-Books dort nicht möglich, weil ein proprietäres Format zum Einsatz kommt und das für den E-Book-Verleih hierzulande gängige EPUB-Format nicht unterstützt wird. Dazu kommt, dass Kinder Bücher, die sie gelesen haben, auch gerne an Freundinnen und Freunde weitergegeben. Und das ist bei E-Books - nicht nur von Amazon - generell ein Problem.

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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