Links die Ear (a), rechts die Ear von Nothing.

Links die Ear (a), rechts die Ear von Nothing.

© Marcel Strobl

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Nothing Ear und Ear (a) im Test: Müssen es die teuren In-Ears sein?

Die Nothing Ear und Nothing Ear (a) gibt es seit Anfang Mai in Österreich im Handel

Nach den Nothing Ear (1) und den Nothing Ear (2) kommen... Richtig, die Nothing Ear und das günstigere Modell Nothing Ear (a). Das britische Tech-Start-up Nothing bricht zwar mit seiner Namenstradition, bleibt seinen Design-Prinzipien allerdings treu. Äußerlich sind die In-Ear-Kopfhörer kaum zu unterscheiden - sowohl von ihren Vorgängern, als auch zwischen Top- und Billig-Modell. 

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Ist man also auf der Suche nach neuen In-Ear-Kopfhörern und findet man Gefallen an Nothings Designsprache, stellt sich die Frage: Welche Kopfhörer soll ich mir zulegen - die Nothing Ear oder die Nothing Ear (a)? Eine Kaufberatung.

Design

Die In-Ear-Kopfhörer selbst sind wie gesagt kaum zu unterscheiden. Die Verarbeitung ist bei beiden sehr gut, beim Ear (a) wird ein matteres Plastik für den Ohrknopf verwendet, während das des Nothing Ear eher glänzt. Der Stab ist bei beiden Geräten transparent gehalten, mit minimalen Unterschieden, etwa bei der Platzierung der Mikrofone

Geht es nur nach dem Aussehen der Kopfhörer, kann man keine Vor- und Nachteile zwischen den einzelnen Versionen erkennen. Beide Kopfhörer gibt es in Schwarz und in Weiß, die Ear (a) gibt es in einer Limited Edition auch im ansprechenden Gelb.

Nothing Ear (a)

Tragegefühl

Auch beim Tragegefühl sind Nothing Ear und Nothing Ear (a) ident. Beide Kopfhörer liegen stabil in meinem Ohr, auch wenn ich nicht der Typ bin, der In-Ear-Kopfhörer ohne Ohrbügel kaufen würde. Zum Joggen eignet sich meiner Meinung nach keine der beiden Kopfhörer. Nach kurzer Zeit lockern sich die Geräte, sodass ich wieder nachdrücken muss. Für die Verwendung in der Wohnung, am Arbeitsplatz oder auch beim Spazierengehen reicht der Halt aus.

Die Nothing-Kopfhörer kommen mit insgesamt 3 Aufsätzen (S, M und L), in der App lässt sich auch ein Test machen, ob die Kopfhörer richtig sitzen. Dabei wird ein leiser Ton abgespielt, der von den Außenmikrofonen aufgenommen wird, wenn die Aufsätze nicht dicht mit dem Gehörgang abschließen. Bei mir wurde allerdings mit allen 3 Größen angezeigt, dass die Kopfhörer passen.

Nothing Ear

Ladecase

Einen großen, vielleicht sogar kaufentscheidenden Unterschied macht das Ladecase aus. Während man bei den Nothing Ear auf ein quadratisches Case setzt (52 Gramm), erhalten die Nothing Ear (a) nur ein abgespecktes Case des Typs "Pillendose" (40 Gramm). In beiden ist ein 500 mAh-Akku verbaut, die Verarbeitungsqualität ist bei den Ear (a) allerdings deutlich schlechter. Schüttelt man das Case etwa, klackert es hörbar. Beide Cases lassen sich per USB-C laden, das Nothing-Ear-Case hat zusätzlich die Möglichkeit, kabellos geladen zu werden.

Weder das Case der Nothing Ear (a) noch das der Nothing Ear lassen sich einhändig öffnen, bei den Nothing Ear (a) wird es allerdings auch zweihändig schwierig. Wer große Finger hat, tut sich schwer, mit einer Hand den schmalen unteren Teil des Cases festzuhalten, während die andere den Deckel anhebt. Das ist ein großes Manko der Nothing Ear (a), der Punkt geht eindeutig an die Nothing Ear.

Kletterer mögen ihn kennen: Um das Ladecase zu öffnen, braucht es einen Klemm-Griff.

Kletterer mögen ihn kennen: Um das Ladecase zu öffnen, braucht es einen Klemm-Griff.

App

Die Nothing-X-App bietet Einstellungsmöglichkeiten für beide Geräte, die Nothing Ear, die laut Nothing für audiophile Menschen konzipiert sind, lassen sich allerdings weitläufiger anpassen. Vor der ersten Nutzung lässt sich etwa ein personalisiertes Soundprofil erstellen. Dabei werden Töne in verschiedener Lautstärke und Höhe vorgespielt, die man unter “hörbar” und “Nicht hörbar” kategorisiert. Aufgrund dieser Daten passt die App den Equalizer an. 

Nothing X App

Wer damit nicht zufrieden ist, kann auch einzelne Frequenzen nach dem eigenen Geschmack anpassen. Wer sich damit nicht auseinandersetzen will, kann zwischen den 4 voreingestellten Equalizer-Modi “Balance”, “Mehr Bass”, “Mehr Höhen” und “Stimme” auswählen. Zudem gibt es die Extra-Option “Bass Enhance”, die den Bass nochmals in 5 Abstufungen verstärken lässt.

Die Nothing Ear (a) lassen sich ebenso personalisieren. Ein personalisiertes Soundprofil, frequenzbasierten Equalizer oder “Bass Enhancer” gibt es allerdings nicht. Stattdessen kann man nur zwischen den 4 voreingestellten Equalizer-Modi wählen, bzw. Bässe, Mitten und Höhen auf einer Skala von -6 bis +6 selbst einstellen. Hier kriegt man bei den Nothing Ear also einiges mehr geboten.

ANC

ANC-technisch darf man sich von beiden Kopfhörern keine Wunder erwarten. Die Geräuschunterdrückungsstufen sind unter hoch, mittel und niedrig aufgeteilt, ein adaptiver Modus wählt automatisch zwischen den Stufen aus - je nach Umgebungslärm. Alternativ kann man auch manuell eine Stufe auswählen.

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Beide Kopfhörer sollen laut Nothing maximal 45db Geräuschunterdrückung aufweisen. Bei höchster Einstellung ist ein leichtes Rauschen zu hören, ein Gespräch in etwa 2 Metern Entfernung ist zwar abgedämpft, aber immer noch deutlich zu hören. Das Tippen auf der eigenen Tastatur wird deutlich leiser, aber nicht lautlos

Bei tieferen Frequenzen funktioniert die Geräuschunterdrückung generell besser als bei höheren Frequenzen, Unterschiede zwischen den einzelnen Modellen lassen sich meiner Meinung nach nicht ausmachen. Vielleicht ist das ANC bei den Nothing Ear ein wenig besser, die Kaufentscheidung sollte das allerdings nicht beeinflussen.

Ein Transparenz-Modus ist ebenfalls bei beiden Kopfhörern inkludiert, wobei man bei diesem ein deutliches Rauschen wahrnehmen kann. 

Sound

Der vielleicht wichtigste Aspekt, der Sound, ist auch der am schwierigsten bewertbare. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, und das gilt auch bei Klängen. Laut Nothing sind die Ear speziell für audiophile Personen gedacht (ich bin keiner davon), die Ear (a) sollen die Gen Z ansprechen (da bin ich auch knapp vorbei). Gefühlt sind die Nothing Ear (a) von Haus aus bassbetonter als die Nothing Ear. Bei den Nothing Ear treten die Höhen allerdings in den Vordergrund und werden klarer wiedergegeben. 

Das bedeutet allerdings nicht, dass es sich bei den Nothing Ear (a) um grässliche Kopfhörer handelt. Man gewöhnt sich schnell an das Soundprofil der Ear (a), die für einen Durchschnittshörer (so wie mich) vollkommen ausreichend sind. Das personalisierte Soundprofil der Nothing Ear macht für mich aber den Unterschied aus.

Akku und Laufzeit

Bei der Akkulaufzeit bewegen sich die Kopfhörer im Mittelfeld, laut Nothing soll man damit 9,5 Stunden (Ear (a)) bzw. 8,5 Stunden (Ear) am Stück Musik hören können (ohne ANC). Realistisch sind zwischen 5 und 6 Stunden mit aktivierter Geräuschunterdrückung. Mit dem Ladecase kann man die Kopfhörer zusätzlich gut 3-mal aufladen.

Verbindungen und Codecs

Ich bin kein großer Freund von Codec-Vergleichen, aber es soll an dieser Stelle trotzdem erwähnt werden. Während beide Geräte AAC, SBC und LDAC unterstützen, sind nur die Nothing Ear auch LHDC-5.0-kompatibel. Wem das nichts sagt: Es geht um hochauflösendes Audio-Streaming über Bluetooth. Auf Auracast und Spatial Audio muss man hingegen bei beiden Kopfhörern verzichten.

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Was interessanter ist, ist das Multi-Pairing. Damit lassen sich die Kopfhörer mit 2 Geräten gleichzeitig verbinden und können nahtlos dazwischen wechseln. Die Funktion muss allerdings zuerst in der App unter “Einstellungen → Doppelte Verbindung” aktiviert werden, bevor man sie nutzen kann. 

Preis und Fazit

Der letzte und nicht unwichtige Unterschied zwischen den Nothing Ear und den Ear (a) ist der Preis. Die Ear (a) kosten knapp 100 Euro (etwa hier), für die Ear muss man 50 Euro mehr hinlegen (etwa hier). Das sind 50 Prozent mehr. 

Ist die Soundqualität also um 50 Prozent besser? In meinen Ohren nicht. Ist mir kabelloses Laden 50 Prozent mehr wert? Sicher nicht. Ärgert mich die flapsige Hülle der Ear (a), die sich nur schwer öffnen lässt? Auf jeden Fall! Wer sich damit abfinden kann, sollte zu den Ear (a) greifen, zumal sie auch eine bisschen bessere Akkulaufzeit aufweisen. 

Für mich ist die klapprige, fummelige Hülle, die mich in den Wahnsinn treibt, allerdings ein Dealbreaker. Auch wer umfangreichere Einstellungsmöglichkeiten sucht, ist mit den Nothing Ear besser beraten. 

Zu haben gibt es die Kopfhörer direkt auf der Nothing-Website (nur hier gibt es die Ear (a) in Gelb), auf Amazon und bei Mediamarkt und Electronics4you in Österreich.

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Marcel Strobl

marcel_stro

Ich interessiere mich vor allem für Klima- und Wissenschaftsthemen. Aber auch das ein oder andere Gadget kann mich entzücken.

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