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Samsung Galaxy Z Fold3 im Langzeittest: Die Vorzüge des Faltens

Das Samsung Galaxy Z Fold3 hat ein gewöhnliches Außendisplay und ein großes, faltbares Innendisplay.

Mit dem Galaxy Z Fold3 hat Samsung Mitte August die dritte Generation seiner Falt-Handys vorgestellt. Die bisherige Entwicklung dieser Gerätekategorie verlief für Samsung nicht ganz ohne Stolpersteine. So erinnern sich wahrscheinlich noch Viele an den Rollout der ersten Generation, wo Testgeräte für Journalist*innen schon nach wenigen Tagen den Dienst versagten. Es folgten Monate an Verzögerungen, bis ein einigermaßen haltbares Gerät veröffentlicht wurde.

Bei der zweiten Generation hat Samsung vieles besser gemacht. Die groben Kinderkrankheiten wurden ausgemerzt. Das Z Fold2 wirkte nicht mehr wie eine technische Demonstration, sondern tatsächlich wie ein fertiges Gerät, das im Alltag einige Vorteile mit sich bringt, wie ich auch im Fazit meines Tests festgehalten habe.

Das 3er setzt dort an, wo der 2er aufgehört hat und soll dank einiger Verbesserungen und einem gesunkenen Preis das Konzept der Falt-Handys noch stärker verbreiten. Ich durfte das Fold3 nun 2 Monate im Alltag verwenden. 

Kompaktere Klobigkeit

Auch die dritte Generation des Fold trägt noch ordentlich auf und in gefaltetem Zustand könnte man das Gerät immer noch relativ leicht mit 2 zusammengeklebten Smartphones vergleichen. Das Fold3 misst 158,2 x 67,1mm bei einer Dicke zwischen 14,4 und 16mm - je nachdem, wo genau man misst. Das ist im Vergleich zum Vorgänger etwas dünner, jener misst an der dicksten Stelle noch 16,8mm. Auch das Gewicht sank im Vergleich zum Fold2 von 282 auf 271 Gramm

Auf dem Papier erscheinen diese Unterschiede marginal, in der Praxis fühlt sich das Fold3 aber deutlich kompakter an sein Vorgänger. Es trägt auf, aber man kann angesichts der Klapp-Funktion darüber hinwegsehen. Apropos Klappen: Das Scharnier wirkt so stabil und langlebig wie noch bei keinem anderen Fold-Handy. Auch ist es so konstruiert, dass ich während dem langen Test nie irgendwelche Probleme hinsichtlich Schmutz oder Staub in diesem Bereich hatte.

Einziger Kritikpunkt ist, dass es sich etwas streng aufklappen lässt. Auch lassen sich die beiden Hälften mit den Daumen manchmal nur schwer fixieren, hier heißt es aufpassen, dass einem das Handy nicht aus der Hand fällt. 

Die Displays

Das Fold3 verfügt insgesamt über 2 Displays. Zusammengeklappt bedient man das Handy über das Außendisplay mit einer Diagonale von 6,2 Zoll und einem etwas gewöhnungsbedürftigen Seitenverhältnis von 25:9. Dieses Display ist also schmäler, als man es von anderen Smartphones gewohnt ist. Das hat unter anderem zur Folge, dass die Tasten der Bildschirmtastatur dadurch merkbar kleiner sind - man gewöhnt sich aber nach einigen Tagen daran. Nach ein bis 2 Wochen fiel mir das Seitenverhältnis gar nicht mehr auf. Zur Darstellungsqualität des Außendisplays lässt sich nicht viel Negatives sagen, mit einer Auflösung von 832 x 2.268 Pixel sorgt es für eine gute Optik - die Helligkeit genügt auch um im strahlenden Sonnenschein alles erkennen zu können.

Nun aber zum Star des Fold3, dem faltbaren Innendisplay. Jenes hat eine Diagonale von 7,6 Zoll bei einer Auflösung von 1.768 x 2.208 Pixeln. Wie schon bei den Vorgängern ist im Bereich der Falte eine kleine Unebenheit sicht- und spürbar, die mich aber gar nicht stört. 

Seine Stärken spielt das OLED vor allem bei der Farbdarstellung aus - jene ist kräftig und satt. Auch die Kontraste sowie das Schwarz sind OLED-typisch sehr gut. Die größte Schwäche das Falt-Displays ist die Spiegelung. Die Anzeige weist deutlich stärkere Reflexionen auf, als gewöhnliche Displays. Das ist schon in hellen Innenräumen bemerkbar - die Nutzung des Displays bei Sonnenschein im Freien ist dementsprechend auch keine Freude. 

Ein Problem der faltbaren Displays zieht sich ebenfalls schon seit längerem durch, nämlich die fehlenden Härte und die Beschichtung. Man kann sich die Oberfläche des Falt-Displays so vorstellen, als hätte man eine Displayschutzfolie aufgetragen - die man aber keinesfalls entfernen darf. Zwar wird Samsung nicht müde zu behaupten, dass es Glas ist, das ändert an der Haptik allerdings wenig. Positiv anzumerken ist, dass das Display weit nicht so weich ist, wie das der früheren Fold-Smartphones. 

Kratzer steckt das Falt-Display immer noch nicht so gut weg, wie Gorilla-Glas. Das führte auch dazu, dass sich im Rahmen des Langzeittests sich nach einigen Wochen kleinere Kratzer auf dem Display bemerkbar machten, trotz erhöhter Vorsicht.

Innenleben, Fingerabdrucksensor

Im Unterschied zu Samsungs Flaggschiff-Serie kommt das Fold in keiner Variante mit dem hauseigenen Exynos-SoC, sondern lediglich in einer Qualcomm-Version. Konkret ist es der Snapdragon 888 mit einer Octa-Core-CPU (1x2.84 GHz Kryo 680 & 3x2.42 GHz Kryo 680 & 4x1.80 GHz Kryo 680). Bei der GPU handelt es sich um eine Adreno 660, der Arbeitsspeicher beträgt 12 GB. Die Ausstattung genügt jedenfalls, um das Handy - egal mit welchem Screen - flüssig zu betreiben. Auch Multitasking macht dem Fold keine Probleme.

Samsung hat sich beim Fold gegen einen Fingerabdrucksensor unter dem Display entschieden und ihn stattdessen in die längliche Power-Taste integriert. Das hat den Vorteil, dass man ihn immer erreicht, egal ob das Handy auf- oder zugeklappt ist. Und es zeigt mir eindrucksvoll, wieso ein physischer Sensor den Unter-Display-Varianten haushoch überlegen ist. So schnell, präzise und problemlos kann ich sonst kein Handy entsperren - auch nicht mit denneuesten Generationen der Under-Display-Fingerprint-Sensoren. 

Akkuleistung

Das Fold ist mit 2 Li-Po-Akkus mit einer Gesamtkapazität von 4.400 mAh ausgestattet. Aufgrund der Bauweise war es für die Ingenieure wohl einfacher 2 kleinere Akkus anstelle eines großen unterzubringen. Das ist natürlich auch positiv für das Gleichgewicht. 

In Sachen Laufzeit darf man sich bei dieser Kapazität und dem großen Display keine Wunder erwarten. Das Fold hält - auch wenn man das große Display nur ab und zu benutzt - merkbar kürzer durch als aktuelle, gewöhnliche Handys. Bei intensiver Nutzung kommt man ohne zwischenzeitliches Laden nicht durch einen ganzen Tag. 

Im Arbeitsalltag hat mich das eigentlich nie gestört, da die nächste Steckdose in der Regel nicht weit ist. Wenn man die ganzen Tag unterwegs ist, muss man mit dem Fold ein Akkupack dabei haben, um nicht am frühen Abend schon ohne Saft dazustehen. 

Die Kameras: Das Übliche mit exotischem Extra

Das Galaxy Fold3 verfügt insgesamt über 5 Kameras: 3 auf der Rückseite (Normal, Ultraweitwinkel und Tele, alle mit 12 Megapixel), eine Punch-Hole-Kamera über dem Sekundärdisplay und eine Under-Display-Kamera unter dem faltbaren Hauptdisplay.

Die Hauptkamera liefert großteils eine Leistung ab, wie man es sich von einem aktuellen Spitzen-Smartphone erwartet. Sowohl bei guten als auch bei suboptimalen Lichtverhältnissen schafft es das Handy, ansprechende Fotos zu machen. Etwas enttäuschend ist die Leistung der Tele-Linse, die aufgrund ihrer eher geringen Maximalauflösung von ebenfalls nur 12 Megapixeln relativ wenig Spielraum beim Digitalzoomen hat. 

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Fotos des Fold Samsung-typisch sehr kontrastreich und farbstark sind.

Eine erwartbar gute Leistung liefert auch die Selfie-Kamera des Außen-Displays ab, die in einem Loch oberhalb der Anzeige sitzt. Mit maximal 10 Megapixel gelingen mit ihr auch ansprechende Selfies.

Besonders spannend ist die Kamera unter dem faltbaren Hauptdisplay. Ihre Leistung ist allerdings erwartungsgemäß bescheiden. Während bei (richtig!) guten Lichtverhältnissen - also im Freien - ihre Leistung gerade noch als passabel durchgeht, ist es in Innenräumen und bei etwas schummrigen Licht eine andere Geschichte. Dann rauscht es ohne Ende, die Fotos sind kaum zu gebrauchen.

Wirklich schlimm ist das allerdings nicht, denn zum Selfiesschießen wird man die Kamera unter dem Falt-Display in der Regel ohnehin nicht verwenden. Sie dürfte wohl in erster Linie für Videotelefonie gedacht sein - und dafür reicht sie eigentlich allemal. 

Hier ein Vergleich der gewöhnlichen Selfie-Kamera im Loch über dem Sekundärdisplay und der Under-Display-Camera des faltbaren Hauptdisplays:

links: © Thomas Prenner

rechts: © Thomas Prenner

Kamera unter dem Display vs Front-Selfie-Kamera

Die Software

Samsung hat nicht nur die Hardware des Fold verbessert, sondern auch die Software. In erster Linie betreffen die Anpassungen Multitasking. Man kann man den großen Screen aufteilen und wahlweise eine, 2, 3 oder 4 Apps gleichzeitig anzeigen. In der Praxis ist das Multitasking durchaus praktisch, wirklich oft habe ich es jedoch nicht verwendet. Stattdessen habe ich das große Display vorwiegend für Anwendungen genutzt, wo mehr Platz einfach Sinn macht - also Lesen, Browsen oder Ansehen von Fotos oder Videos.

Etwas nervig ist ein Software-Feature, nämlich die geteilten Homescreens. So sind die Homescreens des äußeren und des großen Hauptdisplays getrennt. Legt man sich also am Außenscreen ein Icon auf den Screen, ist es am großen Display nicht da - außer man legt es manuell dort nochmal an. 

Einer der wenigen Punkte, an die ich mich beim großen Display auch nach 2 Monaten nicht gewöhnt habe, ist das Tippen. Hier steht man in der Praxis vor folgendem Problem: Verwendet man eine Tastatur abseits von Samsung (etwa Gboard), erstreckt sie sich über das gesamte große Display. Das ist wenig komfortabel, da die Tasten hier schon zu groß sind, um bequem damit zu tippen. Lediglich die Samsung-Standard-Tastatur hat die Tasten in aufgeklappter Form rechts und links an den Rändern positioniert: So sind alle zu erreichen. Dennoch tippe ich in der Praxis immer noch lieber (und schneller) auf dem Sekundärdisplay. 

In der Praxis und Fazit

In den vergangenen 2 Monaten habe ich das Fold3 - die meiste Zeit - als primäres Gerät verwendet und ich dabei die Vorzüge des Faltens sehr zu schätzen gelernt. Egal, ob man jemandem die letzten Urlaubsfotos zeigen möchte, oder im Wartezimmer einfach bequemer seine Mails durchgehen möchte: Das große Display macht etwas her.  

Es ist nicht so, dass man in vielen dieser Situationen dafür nicht auch einfach ein Tablet hätte mitnehmen können: Aber das hat man natürlich genau dann nicht mit, wenn es praktisch wäre. Und das Smartphone hat man heutzutage sowieso immer dabei.

Pro und Contra

Pro

  • Immer ein Tablet dabei
  • Aktuelles Innenleben
  • Gute Kamera
  • Langlebiger Faltmechanismus

Contra

  • Akkulaufzeit eher mau
  • Display anfällig für Kratzer

Für die Annehmlichkeit, immer ein Tablet eingesteckt zu haben, kann ich auch darüber hinwegsehen, dass das Fold3 für ein Smartphone dick und schwer ist. Und ich sehe dafür sogar über die eher maue Akkulaufzeit hinweg. Zuhause habe ich mit dem Fold außerdem beobachtet, dass ich wesentlich seltener zum iPad greife. Vor allem für Dinge wie Fotos oder Browsen kann das Fold ein Tablet ersetzen.   

Das große Problem der Haltbarkeit dürfte Samsung nun tatsächlich in den Griff bekommen haben. Trotz hundertfachem Auf- und Zuklappen hat das Fold im Rahmen des Tests keine Schwächen gezeigt. Die einzigen Abnutzungserscheinungen sind ein paar kleinere Kratzer, aber damit muss man offenbar leben, wenn man bei den Falt-Handys vorne mit dabei sein möchte. 

Es geht noch besser

Unterm Strich zeigt sich, dass es sich trotz der Rückschläge ausgezahlt hat, dass Samsung bei den faltbaren Handys drangeblieben ist. Ich hoffe auch, dass sie weiter dranbleiben. Denn obwohl das Fold3 das bisher alltagstauglichste Falt-Handy ist, ist noch Raum für Verbesserungen gegeben - Stichwort Kratzfestigkeit des Displays. Und auch das Spiegeln bei hellem Umgebungslicht sollte man bei künftigen Generationen reduzieren. 

Preislich muss man für das Falt-Handy immer noch deutlich mehr hinlegen als für ein gewöhnliches Smartphone. Das relativiert sich aber, wenn man dadurch die Anschaffung eines eigenen Tablets aussparen kann. Immerhin ist das Fold3 das bislang günstigste der Fold-Serie. 

Das Galaxy Z Fold3 ist zu einem Preis von 1.799 Euro (256 GB, UVP) erhältlich. Die 512-GB-Variante kostet 1.899 Euro (UVP).

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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