Ein mit leuchtenden Sensoren gespickter Smart Ring von Oura

Ein mit leuchtenden Sensoren gespickter Smart Ring von Oura 

© Oura

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Ein Ring, sich zu knechten: Smart Rings erleben einen Boom

Fitnesswerte wie den eigenen Puls, Körpertemperatur, Sauerstoffsättigung bei Tag und bei Nacht zu erheben und zu analysieren, liegt schon länger im Trend. Am Körper tragbare Geräte (Wearables) wie Smartwatches und Fitnesstracker für das Handgelenk verkaufen sich gut. Die zunehmende Miniaturisierung ermöglicht es, winzige Mikrocontroller, Sensoren und Antennen in Ringen unterzubringen, die äußerlich von Modeschmuck kaum unterscheidbar sind.

Zum Trainieren und Bezahlen

Smarte Ringe können vieles, was größere Wearables auch können, fallen aber weniger auf und lenken Trägerinnen und Träger weniger leicht ab. Die meisten Produkte, die es derzeit am Markt gibt, dienen dem Überwachen der eigenen Gesundheit. Sie kommunizieren mit eigenen Apps für das Smartphone und protokollieren sportliche Aktivitäten, den Schlafverlauf, die Herzgesundheit und Stressniveaus. Aufgrund der vorliegenden Werte bekommt man bei vielen Anbietern individuelle Tipps, um die Trainingsleistung zu verbessern oder das mentale Wohlbefinden zu steigern. Mit smarten Ringen sind aber auch andere Dinge möglich, etwa die Integration von NFC-Chips zum kontaktlosen Bezahlen. Auch Zutrittskarten zu Gebäuden lassen sich so ersetzen.

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Es gibt Ringe, mit denen man Geräte im vernetzten Haushalt per Handgeste steuern kann. Eine Fingerbewegung reicht dann etwa, um das Licht daheim auszuschalten. Auch die Romantik kommt nicht zu kurz. Der in Tschechien entwickelte HB Ring zeichnet den eigenen Puls auf und überträgt ihn per Smartphone-App an geliebte Menschen. Die können dann auf dem Display oder durch Vibrationen des Mobiltelefons jederzeit den Herzschlag ihres Partners aufrufen. Auf Wunsch ist der HB Ring auch in echtem Gold erhältlich. Das hat natürlich seinen Preis. Je nach Design zahlt man bis zu 1375 Euro. Die Aufbewahrungsbox mit eingebautem Akku erscheint im Pianolack und bettet den smarten Ring auf Samt.

Smarter Ring von Ultrahuman am Finger einer Sportlerin am Rennrad

Fitnesstracker am Finger: Ein Einsatzbereich für smarte Ringe, aber nicht der einzige

Sensoren liegen enger an

Der wahrscheinlich bekannteste Hersteller von smarten Ringen ist das finnische Unternehmen Oura. Es hat schon früh als Start-up begonnen und bringt derzeit die dritte Generation seines Oura Ring heraus. Die Verkaufszahlen sind rasant gestiegen. 2019 wurden 150.000 Geräte verkauft, 2022 waren es bereits über eine Million. Der Hauptmarkt für smarte Ringe ist Nordamerika mit einem Anteil von 40 Prozent. Europa und China kommen zusammen auf 45 weitere Prozent des Weltmarktes für smarte Ringe.

Auf der jüngsten Consumer Electronics Show in Las Vegas, der weltgrößten Elektronikmesse, wurden im Jänner zahlreiche neue Produkte in der Kategorie vorgestellt. Im Wearable-Bereich nehmen smarte Ringe derzeit aber noch eine Nische ein. Die Konkurrenz sind vor allem Fitnessarmbänder. Sie sind wesentlich günstiger. Neue Geräte bekannter Marken erhält man schon um 40 Euro, während smarte Ringe 250 Euro und mehr kosten. Die Akkulaufzeiten sind ähnlich. Manche Produkte haben nach einer Ladung genug Strom für drei Tage, andere für bis zu sieben.

In Fitnessarmbändern und Smartwatches können potenziell mehr Sensoren untergebracht werden, bei der Pulsmessung haben smarte Ringe aber einen Vorteil: Sie liegen am Finger enger an der Haut und liefern dadurch genauere Werte. Manche Smart-Ring-Hersteller behaupten, mit eingebauten Sensoren auf nicht-invasive Weise Blutzuckerwerte ermitteln zu können. Die US-Arzneimittelbehörde FDA warnt aber davor, dieser Behauptung Glauben zu schenken. Kein Wearable für das Handgelenk oder den Finger sei derzeit dazu in der Lage.

Smartphone-Apps - wie hier von RingConn - zeigen an, welche Bedeutung die von Smart Rings gesammelten Daten haben

Smartphone-Apps - wie hier von RingConn - zeigen an, welche Bedeutung die von Smart Rings gesammelten Daten haben

Die Großen springen auf

Manche Hersteller visieren mit ihren smarten Ringen ganz spezifische Nutzergruppen an. Das US-Unternehmen Movano bietet mit dem Evie Ring etwa ein speziell für Frauen gemachtes Produkt an. Es soll etwa dabei helfen, Menstruationszyklen genau zu analysieren und fruchtbare Tage zu identifizieren. Umgekehrt verwenden Trägerinnen die Temperatursensoren von smarten Ringen auch dazu, um natürlich zu verhüten. Experten raten hier aber zur Vorsicht.

Die Einsatzmöglichkeiten von smarten Ringen sind jedenfalls vielfältig. Der Reiz der neuen Wearable-Kategorie ist offenbar so groß, dass sich auch Elektronikkonzerne um einen Einstieg bemühen. Samsung hat den Galaxy Ring angekündigt, die Google-Tochter Fitbit – bereits groß bei Smartwatches und Fitnesstrackern – soll an einem Ring tüfteln und auch Apple entwickelt angeblich ein Produkt für den Finger. Derzeit soll Apple verstärkt Patente beantragen. Branchenkenner halten es daher für wahrscheinlich, dass der Apple Ring bald vorgestellt wird.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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