Sonos Ace im Test: Sind die Kopfhörer etwas Besonderes?
Als Sonos erstmals breitflächig in Erscheinung trat, wurde das Unternehmen rasch zum Marktführer. Das war auch gar nicht allzu schwer, weil Sonos bei kabellosen Multiroom-Lautsprechern kaum Konkurrenz hatte.
Nun schickt Sonos erstmals einen Kopfhörer ins Rennen. Und hier sieht es komplett anders aus: Bei Kopfhörern gibt es unzählige Produkte in allen Ausführungen und von zahlreichen namhaften Herstellern, in allen Preisklassen - von wenigen Euros bis ins Grenzenlose.
Sonos muss schon einen besonders triftigen Grund liefern, warum man zu den teuren Sonos Ace greifen soll. Ich habe mir angeschaut, welche Besonderheiten die Sonos-Kopfhörer zu bieten haben, um aus der Masse herauszustechen.
Die Kopfhörer im Sonos-System
Gerüchte über Sonos-Kopfhörer geistern bereits seit einigen Jahren durch das Netz. Meist war dabei die Rede davon, dass sie sich in das Multiroomsystem von Sonos nahtlos einfügen würden. Dabei sind Erwartungen entstanden, wonach die Kopfhörer per WLAN angesteuert werden können.
All das ist nicht der Fall - kein WLAN, kein AirPlay, kein Chromecast. Das ist leider ziemlich enttäuschend, wenn man von den hohen Erwartungen ausgeht. Ohne solche Besonderheiten sind die Sonos Ace einfach nur kabellose Bluetooth-Kopfhörer, wie es sie bereits zuhauf gibt.
Die Übertragung der Musik findet also ganz gewöhnlich per Bluetooth statt. Auf einem Android-Phone ist man dabei im Vorteil, da die Sonos Ace unter anderem den HD-Codec aptX Lossless unterstützen.
Über weitere Codec-Kompatibilitäten schweigt sich das Unternehmen aus. Mit einem iPhone ist man jedenfalls auf den AAC-Codec bei der Bluetooth-Übertragung angewiesen.
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Wiedergabe per Kabel
Die Sonos Ace verfügen außerdem über einen USB-C-Port, der hauptsächlich zum Akkuladen verwendet wird. Es kann auch eine Kabelverbindung zu einer Abspielquelle hergestellt werden.
Sowohl auf einem iPhone als auch auf einem Google Pixel 8 hat die Verbindung von USB-C auf USB-C auf Anhieb geklappt. Im Lieferumfang befindet sich auch ein USB-C-auf-3,5mm-Klinke-Kabel.
Für die kabelgebundene Wiedergabe müssen die Kopfhörer allerdings eingeschaltet sein. Per Kabel weiterhören wenn der Akku leer ist, spielt es somit nicht.
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Das Alleinstellungsmerkmal
Auf der Suche nach Besonderheiten wird man am ehesten bei der Wiedergabe des TV-Sounds fündig. Per Tastendruck kann die Audioausgabe eines TV-Geräts von einer kompatiblen Sonos-Soundbar zum Sonos Ace wechseln. Zum Launch funktioniert das lediglich mit der Sonos Arc.
Dadurch sollen die Kopfhörer auch den TV-Sound in Dolby Atmos abspielen können. Ausprobieren konnte ich dieses Feature leider nicht, da ich über keine Sonos Arc verfüge.
Die Wiedergabe des TV-Audios oder Dolby Atmos in Kopfhörern ist jetzt aber auch nicht ganz so speziell. Wer nach Kopfhörern mit Dolby Atmos sucht, wird mit einer riesigen Auswahl konfrontiert.
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Technische Spezifikationen
Sonos Ace
- Farben: Schwarz, Soft Weiß
- Gewicht: 312 Gramm
- Mikrofone: 8 Stück für Telefonie, ANC und Sprachassistenz
- Schallwandler: 40 mm
- Funktionen: Aktive Geräuschunterdrückung, Transparenzmodus, Sidetone für Telefonie, 3D-Sound Dolby Atmos, dynamisches Head-Tracking
- Play-Time, ANC on: mindestens 30 Stunden
- Akku: 1.060 mAh
- Wasserschutz: nein
- Konnektivität: Bluetooth 5.4, auch kabelgebunden per USB-C möglich
- Codecs: unter anderem aptX Lossless
- Preis: 499 Euro (UVP) hier auf Amazon
Wissen, woher der Sound kommt
Die Sonos Ace haben dynamisches Head-Tracking integriert, sodass das Audiosignal immer aus der richtigen Richtung kommt. Das dynamische Head-Tracking funktioniert allerdings auch ohne Koppelung mit einer Sonos-Soundbar.
Technisch ist diese Spielerei zwar einwandfrei umgesetzt, für mich wirkt die Funktion jedoch etwas fragwürdig. Wenn ich ein Video schaue, ist mein Blick die meiste Zeit ja ohnehin auf den Screen gerichtet.
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Die Kopfhörer in der Sonos-App
Die Sonos Ace werden in der Sonos-App als eigene Lautsprecher dargestellt. Sie können aber nicht mit anderen Sonos-Lautsprechern zusammengeschlossen werden. Ebenso wenig können die Kopfhörer über die Sonos-App mit Streaming-Services oder Radiosendern bespielt werden.
In der App am Smartphone lässt sich lediglich die Lautstärke regulieren, die Wiedergabe pausieren oder eine bereits zuvor gestartete Wiedergabe wiederaufnehmen. In der Desktop-App scheinen die Sonos Ace gar nicht erst auf. So viel dazu, wie gut die Kopfhörer in das Sonos-System passen und wie viele Berührungspunkte sie damit haben.
Sonos-App lediglich ein Einstellungsmenü
Die Sonos-Anwendung dient allerdings auch zum Verwalten der Kopfhörer. Dort kann die Geräuschunterdrückung de- oder aktiviert werden, die Tastenbelegung lässt sich einstellen und es gibt einen Equalizer.
Die Sonos-App wurde erst vor einigen Wochen grundlegend neu gestaltet - im Hinblick auf den Launch der Kopfhörer. Das Update kommt allerdings gar nicht gut an: Viel zu viele Bugs und unnötige Einschränkungen gibt es seither.
Dass die Kopfhörer in die Sonos-App integriert wurden, ist zwar nachvollziehbar, aber ziemlich sinnlos. Für die Kopfhörer ist die App nämlich nicht viel mehr als ein Einstellungsmenü. Bei der Sonos-App an sich stehen hingegen ganz andere Dinge im Vordergrund.
Sound-Qualität und Geräuschunterdrückung
An der Klangqualität habe ich nicht das Geringste auszusetzen. In dieser Hinsicht zählen die Sonos Ace bestimmt zu den besten Kopfhörern, die ich je verwendet habe. Der Klang der Kopfhörer ist so gestaltet, dass alle Töne und Frequenzen ausreichend Platz haben und klar im Ohr ankommen.
Die aktive Geräuschunterdrückung (ANC) funktioniert ebenso weitgehend einwandfrei. Für diesen Preis könnte man sich jedoch eine etwas bessere ANC erwarten. Meine Sennheiser-Kopfhörer, die die Hälfte kosten, können die meisten Umgebungsgeräusche besser unterdrücken als die Sonos Ace.
Bei der Geräuschunterdrückung ist es außerdem schade, dass sie nicht adaptiv funktioniert und es keine Abstufungen gibt. Man kann sie lediglich de- oder aktivieren.
Herausragend ist dagegen der Transparenzmodus. Dieser schafft es wie kaum ein anderer Kopfhörer die Umgebungsgeräusche in ihrer natürlichen Art und Weise an die Ohren weiterzureichen.
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Bedienelemente an den Kopfhörern
Touch-fähige Flächen haben die Sonos Ace keine. Es gibt an den Ohrmuscheln einen Schieberegler für die Volume und Play/Pause sowie eine Taste, um zwischen Aware-Mode, aktiver Geräuschunterdrückung und dem neutralen Modus zu wechseln.
Die Tasten an den Ohrmuscheln sind intuitiv zu erreichen und leicht zu bedienen. Die Belegung der Tasten kann in den Einstellungen leider nur sehr eingeschränkt personalisiert werden.
Akkulaufzeit
Sonos gibt an, dass der Akku bei aktivierter ANC mindestens 30 Stunden durchhalten soll. Das scheint sich auszugehen: Nach nahezu 6 Stunden ununterbrochener Musikwiedergabe über ein iPhone - Geräuschunterdrückung die meiste Zeit aktiviert - sank der Akkustand von 100 auf 85 Prozent.
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Der Look
Das Design der Sonos Ace lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Einerseits überzeugt mich der weitgehend minimalistische Look mit den flachen, ovalen Ohrmuscheln. Andererseits sind mir die Bedienelemente an den Ohrmuscheln zu auffällig gestaltet.
Ich bin grundsätzlich kein Fan einer glänzenden Chrom-Optik. Solche Elemente gibt es bei dem Modell in Weiß leider einige. Beim Modell in Schwarz sind dieselben Elemente glücklicherweise abgedunkelt gestaltet.
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Hoher Tragekomfort
Der Tragekomfort der Sonos Ace ist richtig richtig hoch. Die Ohrpolster schmiegen sich an, ohne dass sie zu weich oder zu hart sind. Allein durch die Bauform schirmen sie deutlich von Umgebungsgeräuschen ab.
Sie sind bequem zu tragen, sitzen aber gleichzeitig fest am Kopf, sodass man nicht das Gefühl hat, sie würden gleich runterfallen. Dennoch sind die Sonos Ace nicht als Sportkopfhörer konzipiert.
Fazit
Von den Sonos-Kopfhörern wurde eigentlich erwartet, dass sie irgendwelche Besonderheiten im Hinblick auf das Sonos-Multiroomsystem haben. Diese Erwartungen konnten leider ganz und gar nicht erfüllt werden.
Irgendwie drängt sich nun die Frage auf, warum Sonos überhaupt Kopfhörer an den Start schickt, wenn sie nicht im Sonos-System integriert sind. Am besten zeigt sich das an der Sonos-App, in der die Kopfhörer eher wie ein Fremdkörper wirken.
Sie haben eine extrem hohe Klangqualität, eine weitgehend passable Geräuschunterdrückung, eine beachtliche Akkulaufzeit und einen hohen Tragekomfort. Wirklich herausragend ist allerdings nichts davon.
So gesehen sind die Sonos Ace gewöhnliche Kopfhörer, die per Bluetooth angesteuert werden. Das reicht nicht aus, um sich von der Masse an Kopfhörern abzuheben.
Am ehesten ist noch der Preis herausstechend: Mit 499 Euro (hier auf Amazon) spielen die Sonos Ace nämlich in der obersten Liga der gängigen Kopfhörer mit. Auch wenn die Sonos-Kopfhörer kein Killer-Feature haben, wird man die Investition nicht bereuen.
Die Konkurrenz
In dem Preisbereich von 500 Euro messen sich die Sonos Ace unter anderem mit den Apple AirPods Max (rund 524 Euro), den Sennheiser HD 660S2 (rund 435 Euro) und den Bang & Olufsen Beoplay HX (rund 454 Euro).
Günstiger, aber mit einer ähnlich langen Akkulaufzeit, gibt es beispielsweise die Sony WH-1000XM5 für 298 Euro. Sie kommen auf 40 Stunden bei aktivierter ANC. Noch länger geht es bei den Sennheiser Momentum 4 für 269 Euro. Sie laufen bei eingeschalteter Geräuschunterdrückung bis zu 60 Stunden durch.
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