eine Person in sommerlicher Bluse häkelt an einem türkisen Stück

Häkeln und Stricken macht auch im Sommer Spaß (Symbolbild).

© Jana Wiese

Produkte

Stricken und Häkeln: Warum ich auf Ravelry nie mehr verzichten kann

Auch im Sommerurlaub sind Stricken und Häkeln ein toller Zeitvertreib – ganz egal, ob man an luftiger Kleidung für die nächste Hitzewelle arbeitet oder schon Kuschelsocken für die kalte Jahreszeit vorbereitet. Die Plattform Ravelry bietet dabei von der Ideenfindung über die Projektplanung bis zur Fertigstellung beinahe alle erdenklichen digitalen Hilfsmittel fürs Handarbeiten.

2007 vom Ehepaar Cassidy und Jessica Forbes gegründet, hat Ravelry nach eigenen Angaben mittlerweile über 9 Millionen registrierte Accounts. In der Datenbank sind 1,4 Millionen Strick- und Häkelanleitungen – gut 120.000 davon auf Deutsch – sowie 294.000 verschiedene Garne gelistet. 

Für mich ist Ravelry mittlerweile unverzichtbar: Es hilft mir dabei, mit seiner detailreichen Suchfunktion genau passende Anleitungen für tolle Designs zu finden. Außerdem behalte ich damit den Überblick über meine derzeit 7 gleichzeitigen Projekte und meine vielen Kisten an Garnen. Und es versorgt mich mit interessanten Statistiken, zum Beispiel wie viele Kilometer ich pro Jahr verstricke und verhäkle.

Kostenlos nutzbar

Um Ravelry zu nutzen, muss man sich zuerst einen kostenlosen Account erstellen. Diesen kann man wie bei vielen anderen Sozialen Netzwerken mit persönlichen Informationen und Fotos füllen, muss das aber nicht tun. Ist das erledigt, kann man auf den vollen Funktionsumfang zugreifen: Datenbank und Suche, eigenes Projekt-Notizbuch und Garnvorrat, sowie Anleitungs-Bibliothek, Lieblings-Anleitungen und vieles mehr. 

➤ Mehr lesen: Neuartige Kleidung kühlt euch im Sommer

Standardsprache der Plattform ist Englisch. Für Menschen, die sich in einer anderen Sprache wohler fühlen, gibt es ein automatisches Übersetzungsfeature.

Datenbank für Strick- und Häkelanleitungen

Die Datenbank mit einer detaillierten Suchfunktion ist das Herzstück von Ravelry. Die über 800.000 Strick- und knapp 600.000 Häkelanleitungen lassen sich nach dutzenden Aspekten filtern, z.B. Kategorie (Kleidung, Accessoires, Dekoration, usw.), Schwierigkeitsgrad, Nadelstärke, Größe und Passform oder Technik und Konstruktion.

Besonders praktisch ist das, wenn man bereits Garn zur Hand hat und noch nicht weiß, was man damit anfangen könnte. Angenommen, man hat 1200 Meter Wolle in Sockenstärke in 2 Farben daheim und will daraus ein luftiges T-Shirt stricken. Mit den entsprechenden Filtern gibt einem Ravelry dafür passende Anleitungen aus.

Screenshot der Suchergebnisse bei Ravelry

In dieser Suche werden alle deutschsprachigen Anleitungen angezeigt, die mit 1200 Meter Wolle in Sockenstärke in 2 Farben ein T-Shirt ergeben.

Mit einem Klick auf die drei Punkte rechts unter dem Bild der entsprechenden Anleitung kann man diese in den Favoriten speichern oder merken und vergleichen.

Praktische Anleitungsübersicht

Wenn man auf das Bild einer Anleitung klickt, kommt man zur entsprechenden Übersichtsseite. Dort sind alle Informationen dazu gesammelt: Maschenprobe, Nadelstärke, Lauflänge, Größen, Sprachen, Fotos und ein Beschreibungstext der jeweiligen Designerin.

➤ Mehr lesen: Das ändert sich jetzt bei PayPal

Außerdem ist es möglich, die gewünschte Anleitung als PDF direkt über Ravelry zu kaufen und per PayPal zu bezahlen. Preislich bewegen diese sich üblicherweise zwischen 5 und 15 Euro, bei Magazinen mit mehreren Anleitungen auch mehr. Auch gratis Anleitungen sind auf der Plattform zu finden, dafür gibt es ebenfalls eine Filteroption in der Suche.

Screenshot einer Anleitungs-Übersichtsseite auf Ravelry

Auf der Übersichtsseite finden sich Informationen zur Anleitung, Bewertungen und Fotos.

Wertvolle Beiträge aus der Community

Was Ravelry im Vergleich zu analogen Anleitungen in Büchern oder Magazinen so hilfreich macht, sind die Beiträge der Community. Das umfasst einerseits Sterne-Bewertungen, wie man sie von vielen anderen Plattformen kennt. 

Andererseits kann man sich unter „Projekte“ („projects“) anschauen, wie andere Nutzerinnen und Nutzer die entsprechende Anleitung umgesetzt haben. Dadurch bekommt man schon im Vorhinein einen Eindruck, wie ein Kleidungsstück in verschiedenen Größen oder Farben wirkt, oder welche Abwandlungen möglich sind.

Screenshot der "Projekte"-Seite einer Anleitung auf Ravelry

Unter "Projekte" kann man sich anschauen, wie andere die entsprechende Anleitung umgesetzt haben.

Projekt anschlagen

Hat man sich für ein Design entschieden und die Anleitung heruntergeladen, kann man dieses mit einem Klick auf „anschlagen“ („cast on“) innerhalb von Ravelry starten. Auf dieser Seite kann man dann alle Details eintragen, die man sich merken will – etwa Startdatum, Größe, verwendete Nadeln und Garne oder Maschenprobe. 

Zusätzlich kann man in einem Textfeld freie Notizen eintragen und Fotos hochladen. Daraus speist sich die oben erwähnte „Projekte“-Ansicht mit den individuellen Umsetzungen der Nutzerinnen und Nutzer.

Screenshot eines eigenen Projekts bei Ravelry

Auf der eigenen Projekt-Seite kann man unzählige Details vermerken.

Notizbuch-Funktion

Wer sich beim Stricken oder Häkeln oft im Zettelchaos von Anleitungen und Mitschriften verliert, dürfte sich über das „Notizbuch“ („my notebook“) bei Ravelry freuen. Dort findet sich unter dem Punkt „Projekte“ eine Übersicht der eigenen Projekte.

Screenshot der eigenen Projektübersicht auf Ravelry

Die Abkürzung "WIP", die über manchen Projektbildern angezeigt wird, steht für "work in progress" (in Arbeit).

Unter dem Punkt „Planung“ („Queue“) kann man Anleitungen sammeln, die man in Zukunft umsetzen möchte. Unter „Favoriten“ finden sich alle Designs, die man in der Suche mit einem Herz versehen hat. In der „Bibliothek“ („Library“) sind alle PDFs, die man über Ravelry gekauft hat.

Eigenen Garn-Vorrat katalogisieren

Die Funktion „Vorrat“ („Stash“) ist ebenfalls enorm hilfreich. Hier kann man die eigenen Garnvorräte eintragen, deren Verbrauch in verschiedenen Projekten verfolgen und vermerken, wo man sie gelagert hat. Weil auch hier eine große Datenbank im Hintergrund steht, muss man i.d.R. nur Namen und Hersteller eintippen – Garnstärke, Material, Lauflänge und so weiter werden automatisch ergänzt.

Auf der Übersichtsseite des jeweiligen Garns kann man anhand der Projekte anderer Nutzerinnen und Nutzer sehen, wie es verarbeitet aussieht. Wenn man durch verschiedene Anleitungen stöbert, bekommt man dann auch immer angezeigt, ob man bereits passendes Garn im Vorrat hat.

Screenshot "Vorrat" auf Ravelry

Im Vorrat hat man alle daheim gelagerten Garne im Blick - sofern man sich die Mühe macht, sie alle einzupflegen.

Soziales Netzwerk

Ravelry hat außerdem noch viele Funktionen eines Sozialen Netzwerks. Man kann sich mit anderen Nutzerinnen und Nutzern anfreunden, ihre Projekte herzen und ihnen Nachrichten schicken

Zum weiteren Austausch gibt es Gruppen und Foren. Dort sind sogenannte „KAL“ („Knit-Alongs“, etwa „Strickmit“) beliebt, bei denen sich Nutzerinnen und Nutzer verabreden, in einem gewissen Zeitraum dieselbe Anleitung umzusetzen.

Basierend auf den Anleitungen und Projekten anderer, die man geherzt hat, liefert Ravelry persönliche Empfehlungen. Inspirieren lassen kann man sich zudem von den Anleitungs-Charts „Jetzt Gerade Angesagt“ („Hot Right Now“), wo die meistbesuchten Designs gelistet sind.

Mehr Apps und Webseiten für Handarbeiten

  • „KnitCompanion“ für Android und iOS kann PDFs von Anleitungen anzeigen und hilft beim Maschen- bzw. Reihenzählen. Die App ist besonders hilfreich, wenn man komplexe Loch- oder Farbmuster aus Strickschriften arbeitet.
  • Auf der Webseite „Chart Minder“ kann man im Browser selbst Strickschriften für bunte Muster erstellen. Das geht entweder händisch oder per Fotoimport. Außerdem kann man bestehende Designs herunterladen.
  • Die Web-App „Threadloop“ funktioniert so ähnlich wie Ravelry, nur fürs Nähen: Es gibt eine Schnittmuster-Datenbank, man kann Projekte tracken und den eigenen Stoff-/Materialvorrat katalogisieren.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Jana Wiese

interessiert sich besonders für die gesellschaftlichen Auswirkungen von Technologie und Wissenschaft. Mag das offene Web, Podcasts und Kuchen, (food-)bloggt seit 2009.

mehr lesen
Jana Wiese

Kommentare