In Zukunft könnte man sich bei Hitze an- statt ausziehen.

In Zukunft könnte man sich bei Hitze an- statt ausziehen.

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Science

Neuartige Kleidung kühlt euch im Sommer

Hitzewellen werden durch den Klimawandel immer häufiger und erschweren Arbeiten oder Spaziergänge in der prallen Sonne. US-Forscher entwickelten daher eine Beschichtung für Kleidung, die die Träger aktiv kühlen können.

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Die Idee dahinter: Die Kleidungsstücke sollen nicht nur Sonnenlicht reflektieren, sondern Körperwärme aktiv abführen - ein Prozess, der als Strahlungskühlung bekannt ist. Materialien, die Sonnenlicht reflektieren, um sich nicht aufzuheizen, gibt es bereits. Sie enthalten sehr oft synthetische Partikel wie Titandioxid oder Aluminiumoxid, die in die Fasern eingebettet sind. Andere werden mit sogenannten Ewigkeitschemikalien behandelt, um Licht zu reflektieren.

Die Herstellung dieser Materialien ist allerdings nicht nachhaltig, weshalb Forscher der University of Massachusetts Amherst nach einer natürlicheren Lösung suchten. Sie fanden sie in Kalkstein. Ein Putz aus zerkleinertem Kalkstein wurde etwa bereits in der Vergangenheit verwendet, um Häuser in sonnigen Gegenden kühl zu halten.

Natürliche Partikel reflektieren Strahlung

Der Hauptbestandteil von Kalkstein, Kalziumkarbonat, ist sehr gut darin, sichtbares Licht und kurzwellige infrarote Strahlung zu reflektieren. Bariumsulfat, das auch in Farben und Lacken als "Malerweiß" oder "Puppenweiß" zum Einsatz kommt, sorgt dafür, dass auch UV-Strahlen reflektiert werden.

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Die Forscher behandelten Stofffetzen mit der Mischung, indem sie die Stoffe in eine Lösung mit Bariumsulfat und Kalziumkarbonat tauchten. Die Partikel haften sich an den Stoff, weil dieser zuvor mit einem Polymer beschichtet wurde. Durch die Behandlung wurden die Stoffe leicht cremefarben.

Der behandelte Stoff (rechts) hat sich gegenüber dem Original etwas verfärbt.

Der behandelte Stoff (rechts) hat sich gegenüber dem Original etwas verfärbt.

Der Stoff wurde dann an einem 32 Grad heißen Tag in die Sonne gelegt. Verglichen mit unbehandelten Stoffen war ihre Oberfläche um 8 Grad kühler, die Luft unter dem Stoff war immerhin noch um 4,5 Grad kühler als die Umgebungsluft. "Wir sehen einen echten Kühleffekt", sagt Evan Patamia, der die Technik mitentwickelt hat. "Was sich unter dem Stoff befindet, fühlt sich kühler an, als wenn man es bloß in den Schatten stellt."

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Stoffe sind auch waschbar

Durch die Vorbehandlung des Stoffs mit dem Polymer ist das Material auch in einer Waschmaschine waschbar, ohne dass die Kühleigenschaften verloren gehen. Laut den Forschern könnten fast alle kommerziell verfügbaren Stoffe mit der Beschichtung behandelt werden und somit Menschen aktiv kühlen. 

Die Chemikerin Trisha Andrew, die mit Patamia an dem Projekt arbeitet, ist bereits Teil eines Start-ups, die die Technologie im großen Stil auf Stoffbahnen übertragen will. Dadurch könnten die kühlenden Kleidungsstücke theoretisch bald im Handel verfügbar sein. Praktisch wird es vermutlich noch einige Jahre dauern.

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