Wasserstoff-Tankstelle explodiert: Verkauf von Autos gestoppt
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
Am Pfingstmontag ist in der norwegischen Stadt Sandvika eine Wasserstoff-Tankstelle explodiert. Die Explosion ereignete sich am späten Nachmittag, gegen 17:30 Uhr, nahe einer Ausfahrt der Schnellstraße E18.
Zwei Personen wurden verletzt, allerdings nicht direkt durch die Explosion selbst. Offenbar war die Wucht der Explosion intensiv genug, dass Airbags ausgelöst wurden. Dabei soll es jedoch nur zu leichten Verletzungen gekommen sein. Direkt an der Tankstelle befand sich zum Zeitpunkt der Explosion keine Person.
Die Einsatzkräfte sperrte das Gelände im Umkreis von 500 Metern ab, wodurch auch die Schnellstraßen E16 und E18 vorübergehend blockiert waren. Erst am Dienstagmorgen, nachdem das Feuer gelöscht und erste Untersuchungen durchgeführt wurden, waren diese wieder befahrbar. Bei den Löscharbeiten kam unter anderem auch ein Löschroboter der Vorarlberger Firma LUF zum Einsatz, der beim Kühlen der Wasserstoff-Tanks half. Zudem wurden mithilfe einer Drohne Luftaufnahmen gemacht, um das Risiko für weitere Explosionen einzuschätzen.
Fünf Wasserstoff-Tankstellen in Österreich
Die Selbstbedienungs-Tankstelle wird von der norwegischen Reitangruppen unter der Marke Uno-X betrieben, die Komponenten wurden vom norwegischen Hersteller Nel und Praxair (heute Teil der Linde AG) produziert. Nel hat für mehr als 50 Wasserstoff-Tankstellen in neun verschiedenen Ländern Komponenten geliefert. Als Reaktion auf den Unfall gab man bekannt, dass man die Wasserstoff-Tankstellen schließe, bis die Ermittlungen abgeschlossen sind.
„Es ist noch zu früh, um über die Ursache zu spekulieren“, so Nel-Geschäftsführer Jon André Løkke in einer Telefonkonferenz am Montagabend. „Unsere oberste Priorität ist der sichere Betrieb unserer Stationen. Wir haben daher aus Sicherheitsgründen vorübergehend zehn unserer Stationen geschlossen, bis wir mehr wissen.“ Das Unternehmen hat infolge der Nachrichten vor allem an der Börse stark verloren, da zwei Großinvestoren ihre Anteile kurzfristig verkauft haben.
In Österreich betreibt die OMV insgesamt fünf Wasserstoff-Tankstellen – in Wien, Wiener Neudorf, Asten, Innsbruck und Graz. In Deutschland sei man zudem an der H2 Mobility GesmbH beteiligt, einem Gemeinschaftsunternehmen von Air Liquide, Daimler, Linde, OMV, Shell und Total, das zahlreiche Wasserstoff-Stationen in Deutschland betreibt. An einem Standort in München kam dabei auch Technologie von Nel zum Einsatz. "Sicherheit steht bei uns an erster Stelle. Deshalb wurde auch eine OMV Wasserstoff-Tankstelle in München, welche als einzige der OMV Wasserstoff-Tankstellen mit dieser Technik ausgestattet ist, vorübergehend außer Betrieb genommen", so die OMV auf Anfrage der futurezone. "Tankstellen von anderen Technologieanbietern sind im Betrieb"
Betroffene bekommen Leihautos
Die Situation bringt vor allem die Fahrer von Wasserstoff-Autos in Norwegen und Dänemark in eine Zwickmühle, da Uno-X die Mehrheit der Wasserstoff-Tankstellen betreibt und diese vorerst geschlossen bleiben. Sowohl Toyota als auch Hyundai haben bereits angekündigt, betroffenen Kunden Leihfahrzeuge zur Überbrückung bereitzustellen. Zudem haben die beiden japanischen Auto-Hersteller vorübergehend den Verkauf ihrer Wasserstoff-Fahrzeuge in Norwegen eingestellt.
Die Sicherheit der Wasserstoff-Technologie zweifle man dennoch nicht an, wie Toyota in einer Aussendung betont: „Die Wasserstoff-Tanks selbst sind so robust, dass man sie anschießen könnte ohne diese beschädigen.“ Auch die OMV wolle weiterhin am Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur festhalten: "OMV geht davon aus, dass Wasserstoff im Energiemix der Zukunft eine Rolle spielen wird – vor allem im Bereich des Lastenverkehrs, der sich nur schwer mit herkömmlicher Batterietechnologie elektrifizieren lässt."
Die Zahl der Betroffenen ist überschaubar. In Norwegen sind 160 Wasserstoff-Autos angemeldet, dieses Jahr verkaufte Toyota bislang sieben Fahrzeuge mit dem alternativen Antrieb. In Österreich sieht die Situation ähnlich aus: Im Vorjahr wurden sieben Wasserstoff-Autos registriert, insgesamt gibt es 24 gemeldete Stück in ganz Österreich. Größte Abnehmer sind Japan und die USA. Allein im US-Bundesstaat Kalifornien, in dem es hohe steuerliche Anreize für den Kauf der Fahrzeuge gibt, sind rund die Hälfte der derzeit 11.000 aktiven Wasserstoff-Autos unterwegs.
Durch die Verwendung von Wasserstoff als Energieträger sind Fahrzeuge deutlich schneller wieder einsatzfähig als bei klassischen Elektroautos mit Lithium-Ionen-Akku. Doch Wasserstoff hat einige wesentliche Nachteile, unter anderem dass dieser oftmals aus fossilen Energieträgern gewonnen werden muss und die Lagerung des leicht entflammbaren Gases mit einem höheren Risiko verbunden ist. Zuletzt wurde mit Skai auch ein erstes Flugtaxi mit Wasserstoff-Antrieb vorgestellt.
Kommentare