Zwei RadfahrerInnen mit EDDI-Bikes auf dem Donaukanal-Radweg

EDDI-Bikes sind weithin erkennbar. Der Dienst ist einer von vielen, die das Radfahren immer attraktiver machen

© Markus Frühmann

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Wie innovative Dienste das Fahrradfahren attraktiver machen

Radfahren wird als einer der Schlüssel für eine klimafreundliche Mobilitätszukunft gesehen. Infrastrukturausbau, Förderungen und auch die Corona-Krise haben die Verwendung von Fahrrädern in den vergangenen Jahren deutlich attraktiver gemacht. Aber auch neue Angebote und Dienste haben ihren Anteil an der Steigerung des Radverkehrs, die z.B. in Wien zuletzt 12 Prozent (2020 gegenüber 2019) betragen hat. Wir stellen drei Unternehmen vor, die mit innovativen Konzepten eine Steigerung des Radverkehrs zugunsten des Klimas anstreben.

Niederschwelliges Abonnieren

Das Start-up EDDI will Menschen mit einem Abo motivieren. Statt ein Rad zu kaufen, erhält man EDDI Bikes gegen eine monatliche Gebühr. "Unser Ziel ist es, das Fahrradfahren so niederschwellig wie möglich zu machen", meint Firmenmitbegründer Stephan Ziegler. "Wir wollen alle Sorgen wegnehmen, die man als Besitzer*in sonst hat. Wartung, Reparatur, der Ersatz bei Diebstahl, sind bei uns inbegriffen. Wenn du ein Loch im Reifen hast, kontaktierst du uns und fährst innerhalb kürzester Zeit wieder."

Die Reparaturen werden von Partnerwerkstätten durchgeführt, unter anderem jener des gemeinnützigen Vereins Jugend am Werk. Seit Mitte März ist EDDI in Wien aktiv. Wie sich gezeigt hat, gefällt die Idee sowohl jungen, an Abo-Dienste gewöhnten Personen, als auch älteren. Es sind auch viele Menschen darunter, die seit vielen Jahren radfahren, sich künftig aber damit verbundenen Aufwand ersparen wollen.

Die EDDI Bikes kommen derzeit noch in uniformem Aussehen daher. Durch ihre weißen Reifen sind sie klar erkennbar. Kaufen kann man sie nicht, was zum Diebstahlschutz beiträgt. "Sobald das jemand auf einer Online-Plattform verkaufen will, weiß man: Das ist gestohlen", erklärt Ziegler. Künftig soll es eine größere Bandbreite an Rädern geben, darunter auch E-Bikes. Außerdem wird an einer App gebastelt, die neben der Abo-Verwaltung auch Navigation und Fahrstatistiken bereithalten wird. Man soll darin etwa auf einen Blick sehen, wie viel CO2-Emissionen man auf Strecken im Vergleich zu einer Fahrt im Auto vermieden hat.

Alternative zum Firmenauto

Die Plattform Firmenradl.at versucht, den Umstieg von Firmenautos auf das Rad zu vereinfachen. In Österreich entfallen momentan zwei Drittel aller Neuzulassungen auf Firmenfahrzeuge. "Genau da müssen wir etwas tun. Wir sehen das sportlich", meint Marc Gerhardinger von Intersport. Das Handelsunternehmen hat Firmenradl.at gemeinsam mit dem IT-Dienstleister DCCS entwickelt. Über die Plattform können es Unternehmen ihren Mitarbeiter*innen ermöglichen, Fahrräder zu erhalten.

Die Kosten werden in Leasingraten als Sachbezug vom Gehalt abgezogen. Arbeitnehmer*innen profitieren von einer Ersparnis bei der Lohnsteuer, während Arbeitgeber*innen ihren Mitarbeiter*innen eine Annehmlichkeit verschaffen, ihre Gesundheit fördern und ein Zeichen für den Klimaschutz setzen. Die Fahrräder stammen sowohl von Intersport, als auch von Partnerfahrradhändlern. Dadurch ist die Bandbreite verfügbarer Fahrradmodelle sehr groß. "Egal ob Rennräder, Mountainbikes, Lastenräder, im Angebot sind alle Fahrradtypen - bis auf Kinderräder und Einräder", sagt Gerhardinger.

Während der Leasing-Laufzeit ist das Rad versichert, wobei sich Kund*innen auch für eine Option mit inkludierten Verschleißkosten entscheiden können. Arbeitgeber*innen wiederum können auch einen Beitrag zum Kaufpreis leisten. Alle Vorgänge werden komplett digital abgewickelt. Die Resonanz auf das im März gestartete Angebot ist groß. Gerhardinger: "Jeden Tag kommt mindestens ein neuer Partner im Händler- oder Arbeitgeberbereich dazu."

Mobile Küchen für die Welt

Seit 2017 im Geschäft ist das Unternehmen Paul&Ernst, das sich auf "Food Bikes" spezialisiert - Lastenräder, die sich zu vollständigen Verkaufsständen für Eis und gekochte Snacks, zu Getränke-Bars oder Promotion-Ständen verwandeln lassen. Gegenüber motorisierten Fahrzeugen hätte das einige Vorteile, erklärt Mitgründer Paul Kogelnig: "Mit Food Bikes entstehen nur Kosten, wenn man es verwendet, sonst nicht. Außerdem sind sie viel flexibler und man kann sie das ganze Jahr einsetzen. Im Sommer etwa im Strandbad, im Winter im Hotel oder im Shopping Center. Und Nachhaltigkeit vermittelt man wesentlich glaubwürdiger als mit einem umgebauten Oldtimer, der nach 20 Liter Verbrauch aussieht."

Die Food Bikes von Paul&Ernst verfügen über Akkus, mit denen man etwa einen ganzen Tag lang einen eingebauten Kühlschrank für Eis betreiben kann. Zusätzlich kann man aber auch Gasflaschen für Kochfelder verstauen oder das Fahrrad per Kabel mit Strom versorgen. Das Interesse an den Produkten sei enorm. "Es gibt keinen Bereich, der nicht interessiert ist", sagt Kogelnig. "Wir haben bereits Palatschinkenräder für Darbo gemacht, Promotion-Bikes für Nintendo und Lego, für Ottakringer haben wir Bier-Räder gebaut, es gibt Jameson-Whiskey-Bikes. Unsere Einsatzfelder sind extrem breit."

Am besten verkaufen sich bisher Fahrräder für den Eisverkauf. Paul&Ernst hat seine Produkte bereits in 26 Ländern verbreitet und will zur weltweit führenden Marke bei Food Bikes werden. "Es gibt zwei, drei Firmen auf der Welt, die in gewissen Bereichen ähnlich sind wie wir, aber wir sind der Innovationsführer und wir versuchen, das weiter auszubauen." Die Corona-Krise habe dem Geschäft einen Schub verliehen, weil viele Gastronomiebetriebe mit Food Bikes auf Take-Away-Essen unter freiem Himmel umgestiegen sind. "Falls es wieder Beschränkungen für die Gastronomie geben sollte: Wir haben für so circa jeden Bedarf eine Lösung - und wenn wir sie nicht haben, sind wir sehr interessiert, gemeinsam mit Kund*innen eine zu entwickeln."

Kosten

EDDI

Ein EDDI-Bike bekommt man um 29,90 Euro pro Monat. Ein Jahresvertrag kommt auf monatlich 24,90 Euro. Inkludiert ist die Lieferung, ein Fahrradschloss und eine 48-Stunden-Mobilitätsgarantie. Wird das Rad gestohlen, zahlt man 80 Euro Bearbeitungsgebühr und erhält sofort ein neues Fahrrad.

Firmenradl.at

Kauft man sich über die Plattform z.B. ein 3000 Euro teures Rad und hat 3000 Euro Bruttoeinkommen im Monat (in etwa österreichisches Durchschnittsgehalt), werden einem 48 Mal monatlich 51,35 Euro vom Gehalt abgezogen. Gegenüber einem privaten Kauf, erspart man sich 535,34 Euro. Für individuelle Berechnungen gibt es einen Leasing-Kalkulator.

Paul&Ernst

Food Bikes sind in vielfältigen Ausstattungsvarianten ab ca. 6000 Euro erhältlich. Auf paulundernst.com finden Interessierte einen Konfigurator.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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