Symbolbild: Explosion einer Nuklearwaffe

Symbolbild: Explosion einer Nuklearwaffe

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Science

Nur Atomwaffen können uns vor Asteroiden retten, sagt China

Asteroiden haben eine gewaltige Zerstörungskraft. Ein Gesteinsbrocken aus dem All mit 100 Metern Durchmesser würde einen 1,2 Kilometer großen Krater auf der Erde hinterlassen. Der Aufschlag hätte eine kinetische Energie von 3,4 Megatonnen – also etwa 3x soviel wie die stärkste Atombombe, die sich derzeit im Arsenal der USA befindet.

Chinesische Forscher haben untersucht, wie wir einen solchen Asteroiden abwehren könnten. Die einzig valide Lösung sind Atomwaffen, berichtet SCMP.

Je mehr Vorwarnzeit, desto besser

Die gefährlichsten Asteroiden sind die, die wir spät oder gar nicht entdecken. Je früher man einen Asteroiden mit Kurs auf die Erde findet, desto höher die Wahrscheinlichkeit, ihn abwehren zu können. Trifft man ihn etwa im Weltall mit einer Rammattacke einer Raumsonde, 10 Jahre bevor er die Erde erreicht, kann schon eine kleine Kursabweichung reichen. Innerhalb der 10 Jahre wird diese nämlich immer größer und der Asteroid verfehlt schließlich die Erde.

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Je kürzer die Zeit bis zum Aufschlag auf die Erde, desto mehr Kraft ist auf einem Schlag nötig, um eine ausreichend große Änderung der Flugbahn zu bewirken. Wird ein Asteroid erst 7 Tage vor dem Einschlag entdeckt, seien Atomwaffen die letzte Hoffnung der Menschheit. Für die Abwehr eines hauptsächlich kohlenstoffhaltigen Asteroiden mit 50 Meter Durchmesser, müsste die Atomwaffe eine Sprengkraft von mindestens einer Megatonne haben – also in etwa 50x mehr als die Hiroshima-Bombe.

19 Meter Asteroid erreichte die Erde unbemerkt

Dass dieses Beispiel nicht völlig unrealistisch ist, zeigt der Meteor von Tscheljabinsk. Der explodierte am 15. Februar 2013 in der Luft über Russland. Die Druckwelle beschädigte 3.700 Gebäude. 1.500 Menschen wurden verletzt, die meisten durch splitterndes Fensterglas. Vor dem Eintritt in die Erdatmosphäre betrug der Durchmesser 19 Meter. Er wurde von keinem der Himmelsüberwachungsprogramme erkannt, traf die Erde also völlig unerwartet. Die Kraft, die durch die Luftexplosion entstand, wird auf 500 Kilotonnen geschätzt.

Die NASA geht davon aus, dass Asteroiden bis zu einer Größe von 200 Metern in der Atmosphäre explodieren könnten, also nicht in ihrer ganzen Form auf der Erde einschlagen. Das klingt zwar beruhigend, allerdings hätte ein so großer Asteroid eine Explosionskraft von 250 Megatonnen in der Luft, was zu einer gewaltigen, destruktiven Schockwelle führen würde.

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Zum Vergleich: der berühmte Meteor von Tunguska wird auf 50 bis 60 Meter geschätzt. Die Luftexplosion löste 1908 eine Druckwelle aus, die in einem Gebiet von 2.000 Quadratkilometern geschätzt 60 bis 80 Millionen Bäume umknicken ließ. Bis heute ranken sich teils wilde Theorien um das Ereignis, die YouTuber immer wieder gerne aufgreifen.

15 Jahre Vorlaufzeit sind ideal

Sollte der abzuwehrende Asteroid größer sein oder sich aus siliziumhaltigem Gestein zusammensetzen, wäre ein größerer Atomsprengkopf oder der Beschuss mit mehreren Atomraketen nötig. Die Forscher warnen, dass es unter den vielen unentdeckten Asteroiden, die der Erde gefährlich nahekommen könnten, auch einige „Riesen“ mit mehr als ein Kilometer Durchmesser gibt. Um solche Brocken abzuwehren, seien 15 Jahre Vorlaufzeit ideal. Dann könnte man so ziemlich jeden Asteroiden, unabhängig von Größe und Zusammensetzung, auch mit einer kleineren Atomwaffe vom Crashkurs mit der Erde abbringen.

Wirkliche Alternativen zu Atomwaffen sehen die Forscher nicht. Mit der Rammmethode, die die NASA bei der DART-Mission erprobt hat, würden sich nur Asteroiden mit einer Größe von weniger als 140 Meter abwehren lassen. Selbst, wenn man den Asteroiden schon 50 statt 15 Jahre vor dem Einschlag entdeckt, müsste er kleiner als 350 Meter sein. Der Chicxulub-Asteroid, der für das Aussterben der Dinosaurier verantwortlich gemacht wird, soll einen Durchmesser von etwa 10 Kilometer gehabt haben.

Anforderungen an das Abwehrsystem

Anhand dieser Berechnungen kommen die Forschenden zu den Anforderungen, die ein nukleares Asteroiden-Abwehrsystem erfüllen muss. Die Raketen müssen innerhalb von 7 bis 30 Tagen gestartet werden können. Sie müssen präzise genug sein, um nach einem möglicherweise jahrelangen Flug das Ziel mit einer Genauigkeit von weniger als 100 Metern zu treffen. Nuklearwaffen sollten idealerweise im Weltraum für eine Dauer von mehr als 10 Jahren sicher geparkt werden können.

Besonders der letzte Punkt sei wichtig. Derzeit hätte kein Land auf der Erde die Möglichkeit, Atomwaffen innerhalb von 7 bis 30 Tagen tief ins Weltall zu schießen. Befinden sich die Atomraketen schon im All, zB. beim Lagrange-Punkt, bei dem sich die Anziehungskraft von Sonne und Erde aufheben, müssten nicht erst Trägerraketen gebaut, zusammengesetzt, zur Startrampe gebracht und betankt werden.

Allerdings gibt es derzeit keine Raumschiffe bzw. Sonden, die für das Parken eines Atomsprengkopfs im All geeignet sind und dann bei Bedarf losstarten, um den Asteroiden im Weltraum zu treffen. Hier seien die Länder der Erde gefragt, um rechtzeitig solche zu entwickeln.

Outer Space Treaty verbietet Atomwaffen im Weltraum

Ein Umdenken müsse auch bei der Atomwaffen-Strategie und deren Regulierung erfolgen. So haben nahezu alle Länder der Welt den Outer Space Treaty von 1967 unterschrieben, der das Stationieren von Atomwaffen im Weltraum verbietet. Dazu gehören alle derzeitigen Atommächte, inklusive USA, Russland und China.

Die Forschenden sagen auch, dass beim Einsatz von Atomwaffen zur Asteroidenabwehr der nukleare Fallout bedacht werden muss. So sollte nicht nur die Erde vor möglicher Strahlung geschützt werden, sondern auch andere Planeten unseres Sonnensystems und der Mond.

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Plasmatriebwerke und Laserwaffen

Außerdem solle man sich nicht auf Nuklearwaffen alleine verlassen. Im Rahmen der Studie wurden viele Möglichkeiten zur Kursänderung von Asteroiden untersucht, inklusive Rammattacken, das Anbringen von Raketen- oder Plasmatriebwerken am Asteroiden und Energie- und Laserwaffen.

Nur, weil die Technologie noch nicht so weit ist, dass diese Möglichkeiten jetzt schon genutzt werden können, solle man sie nicht fallen lassen. Es sei notwendig, diese und andere Technologien als Alternative zur atomaren Asteroidenabwehr zu erforschen und weiterzuentwickeln.

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