Rotorenblätter von Windkraftanlagen.

Rotorenblätter von Windkraftanlagen.

© APA/AFP/STR / STR

Science

China will mit alten Windrädern die Verwüstung stoppen

Die Windkraft hat ein Problem: Die Anlagen können zwar zum Großteil recycelt werden, die Rotorblätter bestehen aber aus Verbundmaterialien, die sich nur schwer aufspalten lassen. Auf der ganzen Welt sucht man daher nach Möglichkeiten, alte oder beschädigte Rotorblätter anderweitig zu verwenden.

Die Ideen reichen von der Verwendung als Straßenbelag über Fahrradbrücken bis hin zur Herstellung von Gummibärchen. Chinesische Forscher haben nun einen weiteren Weg entdeckt, wie man die mehr als 100 Meter langen Blätter nutzen könnte: als Sandbarriere.

Sandbarrieren in Japan.

Sandbarrieren in Japan.

"Rotorblätter mit hoher Festigkeit und Langlebigkeit können direkt zugeschnitten und in Sandbarrieren eingebohrt werden", schrieben die Forscher in ihrer Studie. "Dieser Ansatz löst nicht nur die Recyclingproblematik ausgedienter Windturbinenflügel, sondern mildert auch den Mangel an Windschutz- und Sandstabilisierungsmaterialien in Wüstengebieten rund um die Wüste Gobi."

➤ Mehr lesen: Weltrekord: Start-up plant Windrad mit riesigen Flügeln aus Holz

Damit sich die Wüste nicht ausbreitet

In den trockenen bzw. sehr trockenen Gebieten ist der Wind dafür verantwortlich, dass sich die Wüste ausbreitet. Er bläst nicht nur Sand auf noch nicht verwüstete Gebiete, sondern führt durch Erosion auch dazu, neues Material für die Wüste zu gewinnen. Eine typische Sandbarriere besteht aus einer durchlöcherten Kunststofffolie, die an Pfählen befestigt ist. Auch Zäune aus Holzlatten, Ästen oder Schilf werden gerne verwendet, da sie einfach zu errichten, kostengünstig und umweltfreundlich sind.

Diese Barrieren haben aber nur eine kurze Lebensdauer. Sandschutz aus Metall, Zement oder Felsen sind langlebiger, müssen allerdings extra gefertigt werden. Bestehende Materialien wie die Rotorblätter von Windkraftanlagen bieten sich daher an.

➤ Mehr lesen: Altes Windrad aus Österreich wird zum Tiny House

Porosiät ist ausschlaggebend

"Zunächst haben wir die mechanischen Eigenschaften dieses Materials getestet, darunter die Beständigkeit gegen UV-Strahlung, die thermische Stabilität, die Biegefestigkeit und die Erosionsbeständigkeit", schreiben die Forscher in ihrer Studie. "Anschließend haben wir anhand von Windkanalversuchen und Computer-Simulationen die Schutz- und Sandstabilisierungseffekte der neuen Sandbarrieren mit unterschiedlicher Porosität im Vergleich zu herkömmlichen Sandbarrieren aus Nylonnetzen analysiert."

Die Barriere aus alten Rotorblättern schlug sich dabei deutlich besser als etwa Barrieren aus Holz, die optimale Porosität lag bei 20 Prozent. Wichtig bei Sandbarrieren ist nämlich, dass er die Windgeschwindigkeit verringert, den Wind aber nicht vollständig blockiert. Ein durchgängig massiver Zaun erzeugt nämlich starke Wirbel, die die Erosion verstärken können.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Marcel Strobl

marcel_stro

Ich interessiere mich vor allem für Klima- und Wissenschaftsthemen. Aber auch das ein oder andere Gadget kann mich entzücken.

mehr lesen
Marcel Strobl

Kommentare