Das Raumschiff von Inversion im Orbit.

Das Raumschiff von Inversion im Orbit.

© Inversion

Science

Eine Stunde Lieferzeit: Raumschiff soll Güter überall auf der Welt liefern

Am Mittwoch präsentierte das kleine Start-up Inversion in Los Angeles ein neuartiges Raumschiff. "Arc" wurde speziell für Lieferungen auf die Erde entwickelt, die zu jeder Zeit und an fast allen Orten in nur einer Stunde abgewickelt werden. Künftig soll es wie ein fliegendes Lager bis zu 225 kg Fracht für das US-Militär im Orbit bereitstellen und sie im Bedarfsfall innerhalb einer Stunde auf einen beliebigen Punkt der Erde ausliefern.

Arc ist ein sogenanntes Wiedereintrittsfahrzeug. Es wird mit einer Rakete in den Orbit gebracht und kann dann selbstständig in Hyperschallgeschwindigkeit an den gewünschten Wiedereintrittspunkt fliegen. Nach dem Wiedereintritt in die Erdatmosphäre öffnet es Fallschirme. Es braucht daher keine Landebahn und kann fast überall landen.

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Tausende Arcs geplant

Ein Raumschiff soll einmal bis zu 5 Jahre im All bleiben können. Es misst ca. 2,44 m Länge x 1,22 m Breite. Das Unternehmen will künftig Tausende Arcs im Low Earth Orbit für den Einsatz positionieren.

Das Raumschiff mit Fallschirm.

Das Raumschiff mit Fallschirm.

Mensch nimmt Lieferung entgegen

Beim Antrieb hat Inversion auf ungiftige Materialien gesetzt, damit Menschen die Fracht ohne Schutzkleidung ausladen können. Das Raumschiff soll im All dauerhaft eine Art Versorgungslager für Missionen sein. 

„Wir beschreiben das gerne als missionsrelevante Ladung oder Effekte“, sagte Fiaschetti laut Ars Technica. „Das können ganz verschiedene spezielle Nutzlasten sein, von medizinischer Ausrüstung bis zu Drohnen und Ähnlichem. Entscheidend ist, ob es in dem Moment, in dem es am Boden ankommt, wirklich einen Unterschied macht. Für das Militär und die nationale Sicherheit ist es wichtig, die Ladung vor dem Ende eines Kampfes zu bekommen.“

Anders als für viele andere Raumfahrtunternehmen, ist das All für Inversion nur eine Zwischenstation: "Raumfahrt ist als Ziel spannend", sagte Fiaschetti. "Der wahre wirtschaftliche Wert des Weltraums besteht aber darin, den Globus zugänglich zu machen. Wir haben erkannt, dass wir das mit physischen Gütern erreichen können, nicht nur mit Daten."

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Vorgängermodell ist noch im Orbit

Mit einem zweiten Raumfahrzeug namens "Ray" hat Inversion bereits bewiesen, dass sie Raumschiffe bauen können. Im Jänner 2025 wurde es im Rahmen einer Transporter-12-Mission von SpaceX in den Orbit gebracht. Dort kreist das 90-kg-Test-Raumschiff seither um den Globus. Inversion testet damit seither seine Subsysteme. Es soll für längerfristige Software-Tests im Weltraum bleiben.

Ursprünglich sollte "Ray" dann mit einem Bipropellant-Raketentriebwerk ein Deorbit-Manöver durchführen und an der kalifornischen Küste landen. Obwohl die Manöver im Orbit erfolgreich verlaufen sind und "Ray" erfolgreich angehoben und abgesenkt werden konnte, entschied sich Inversion schließlich gegen die kontrollierte Landung.

Space Force sieht großes Potenzial

Inversion wurde 2021 von den damaligen Studenten Austin Briggs und Justin Fiaschetti gegründet. Letzterer machte unter anderem Praktika bei SpaceX und Relativity Space, wo er an Antriebssystemen arbeitete. Wichtige Partner sind u. a. die US Space Force und Lockheed Martin.

Die Space Force ließ bereits 2021 mit der Idee aufhorchen, dass man wichtige Güter über das All ausliefern könnte. Damals startete sie ein Projekt namens "Rocket Cargo", bei dem insgesamt 50 Mio. Dollar an Unternehmen vergeben wurden, die Raumfahrzeuge entwickeln. Sie sollten damit Raketen bauen, mit denen man 100 Tonnen in den Orbit befördern und dann an einen beliebigen Ort auf der Welt bringen kann. Also ein Vielfaches von dem, was Arc ausliefern könnte.

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