Europas Beitrag zur Mondmission
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Im Jahr 2024 sollen erstmals seit den 70er-Jahren wieder Menschen zum Mond fliegen. Ihr Transportmittel wird das Raumschiff Orion sein, das die USA und Europa gemeinsam kreiert haben. In den USA wird das Crewmodul für bis zu 4 Besatzungsmitglieder gebaut, Europa steuert das Servicemodul bei. Dieses enthält den Antrieb und die Energieversorgung des Raumschiffs, reguliert die Temperatur und versorgt die Crew mit Luft und Wasser.
Erster Flug 2021
Für das Raumfahrtprogramm Artemis, das die langfristige Eroberung des Mondes durch die Menschheit vorbereitet, ist das "European Service Module" (ESM) ein äußerst wichtiger Bestandteil. Die europäische Raumfahrtbehörde ESA gab am Dienstag bei einer Online-Pressekonferenz einen Einblick in die Fertigung des Raumfahrzeugs. Per Video wurde gezeigt, wie die Module ESM-2 und ESM-3 in einem Reinraum in Bremen fertiggestellt werden. ESM-1 wurde im Dezember bereits der NASA übergeben und mit dem Orion-Crewmodul verbunden.
Wenn alles gut geht, soll das Raumschiff mit ESM-1 noch 2021 in den Weltraum fliegen - zunächst ohne Besatzung. Ob der Termin hält, hängt hauptsächlich an weiteren Tests der Trägerrakete SLS. ESM-2 soll dann bereits mit Crew um den Mond fliegen.
Mit ESM-3 werden laut Plan 2024 die ersten Menschen, darunter auch erstmals eine Frau, zum Mond fliegen, um darauf zu landen. Auf die Mission sollen weitere Flüge zum Mond folgen. Airbus, der Generalunternehmer für die ESM-Fertigung, hat bereits den Auftrag zum Bau dreier weiterer Module erhalten.
Erstmals "Human Rating"
Das ESM ist das erste Raumfahrzeug mit "Human Rating" aus Europa, also das erste für die sogenannte "bemannte Raumfahrt". Der Begriff sei laut Jan Wörner, dem scheidenden ESA-Generaldirektor, der im Juli durch den Österreicher Josef Aschbacher ersetzt wird, nicht mehr zeitgemäß. Europa will es sich an die Fahnen heften, weiblichen Raumfahrerinnen den Weg zu ebnen. Vor 14 Jahren jedenfalls hätte man es laut Wörner noch nicht für möglich gehalten, dass Europa ein so kritisches Teil für Raumschiffe mit Menschen an Bord konstruiert.
Hervorgegangen ist das ESM aus dem ATV. Mit dem "Automated Transfer Vehicle" hat Europa einen Frachttransporter für die Versorgung der Internationalen Raumstation (ISS) entwickelt. Das Erbe des ATV sieht man dem ESM u.a. an seinen Solarpaneelen an, die sich im Weltraum zu einer X-Form entfalten. Die Komponenten für das Servicemodul stammen aus 9 europäischen Ländern. Die Endfertigung findet in Deutschland statt.
Fixplätze an Bord
100 Prozent europäisch ist das ESM allerdings nicht. Eine wichtige Komponente ist der Hauptantrieb des Moduls, die aus dem Space Shuttle der NASA stammt. In dem zuletzt 2011 eingesetzten Shuttle war es ein Manövriertriebwerk.
Ein eigenes europäisches Haupttriebwerk zu bauen, hätte zu viel Geld verschlungen, meint Nico Dettmann. Der ESA-Entwicklungsleiter bezeichnet das ESM als "Eintrittsticket" in die weitere Erforschung des Mondes. Durch den Beitrag zum Artemis-Programm hätte Europa fixe Sitzplätze an Bord des Orion-Raumschiffs erhalten. Welche europäischen Raumfahrer oder Raumfahrerinnen diese Plätze einnehmen werden, sei noch völlig unklar. Erfahrung im All sei bei den ersten Artemis-Flügen das Hauptkriterium, meinen die ESA-Vertreter.
Trittbrett zum Mars
Gewisse Chancen rechnet sich Alexander Gerst aus. Der deutsche Astronaut war zweimal im All und einmal davon Kommandant der ISS. Über die Gelegenheit wäre Gerst begeistert, wie er bei der ESA-Pressekonferenz sagt: "Vom Mond haben wir noch viel zu lernen." Wie die anderen ESA-Vertreter auch, sieht Gerst den Mond als wichtiges Trittbrett zu Missionen in den tieferen Weltraum, wie etwa zum Mars.
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