© NASA/Jim Ross

Science

Aus für die fliegende Sternwarte SOFIA

Die NASA und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) haben das Ende der fliegenden Sternwarte SOFIA angekündigt. Der Betrieb des Stratosphären Observatorium für Infrarot Astronomie wird im September 2022 eingestellt. 

In einer umgebauten Boeing 747SP wurde das 2,7-Meter große Teleskop über die Troposphäre gebracht, in 12 bis 14 Kilometern Höhe. Dadurch waren Beobachtungen im fernen Infrarotbereich möglich, die sonst durch den großen Wasserdampfanteil von diesem Teil der Erdatmosphäre herausgefiltert wurden. 

Wasser auf dem Mond

Das Gemeinschaftsprojekt begann 2010, seit 2014 ist es vollständig funktionsfähig. Seither wurden jährlich rund 100 wissenschaftliche Flüge durchgeführt, insgesamt waren es 800.

Eine bedeutende Entdeckung war 2020 der Nachweis von Wassermolekülen auf der erdzugewandten Seite des Mondes (futurezone berichtete). Zudem untersuchte SOFIA, wie sich Galaxien entwickeln und wie Sterne und Planeten aus interstellaren Staubwolken entstehen. 2019 konnten Astronom*innen mit Daten des Teleskops erstmals das Molekül Helium Hydrid im All nachweisen. Es ist einer der Bausteine des frühen Universums.

Nicht relevant genug

Nun dreht man den Teleskop den Geldhahn zu. 2020 wurde eine Studie in Auftrag gegeben, die evaluieren sollte, ob der Betrieb von SOFIA verlängert werden soll (hier geht's zum Decadal Survey). Die Wissenschaftler*innen kamen zum Ergebnis, dass die hohen Betriebskosten nicht gerechtfertigt seien.

Lediglich 178 Studien wurden bis 2020 mithilfe von SOFIA verfasst. Sie wurden zudem nicht häufig genug zitiert, um einen wirklichen Einfluss auf den wissenschaftlichen Fortschritt zu haben, schließt die National Academies of Sciences, Engineering and Medicine. Das vergleichbare ESA-Teleskop Herschel brachte in den ersten 6 Jahren 900 Studien hervor. 

So teuer wie Hubble

Der Betrieb des Teleskops sei komplex und nur ein Bruchteil der Zeit, die für Flüge und Wartung aufgebracht wurde, könne tatsächlich für wissenschaftliche Arbeit genutzt werden, heißt es weiter. Die NASA ist mit 86 Millionen Dollar pro Jahr beteiligt, das entspricht 80 Prozent der Kosten. Deutschland war mit 20 Prozent beteiligt.

Insgesamt wurden für die fliegende Sternwarte bisher 1,5 Milliarden Dollar ausgegeben. Damit sind die Kosten vergleichbar mit Hubble und Chandra. Die wissenschaftlichen Ergebnisse von SOFIA würden diese Ausgabe aber nicht rechtfertigen und es gäbe kein Szenario, in dem die Produktivität des Teleskops verbessert werden könnte. So wird SOFIA ab 30. September 2022 endgültig eingestellt.

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