Gammablitz von explodierendem Stern beeinflusst die Erde
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Am 9. Oktober 2022 traf ein Gammablitz die Erde. GRB 221009A dauerte 800 Sekunden lang und war der stärkste Gammablitz, der jemals auf der Erde gemessen wurde.
Ein Gammablitz entsteht, wenn ein Stern in einer Supernova explodiert. In diesem Fall konnte der Ursprung in eine Galaxie zurückverfolgt werden, die 2 Milliarden Lichtjahre entfernt ist. Das heißt, dass die Strahlung 2 Milliarden Jahre lang durchs All geflogen ist, bevor sie die Erde erreicht hat.
Enorme Stärke
Umso beeindruckender ist, dass die Strahlung so stark auf der Erde ankam. Nicht nur das ESA-Weltraumteleskop Integral, das speziell für diese Messungen ausgelegt ist, registrierte die Gammastrahlung: Zahlreiche andere Satelliten nahmen sie wahr. Die Strahlung war so stark, dass in Indien Sensoren zur Blitzmessung anschlugen. In Deutschland registrierten Instrumente Hinweise darauf, dass die Ionosphäre der Erde dadurch für mehrere Stunden beeinflusst wurde.
Schon früher wurde vermutet, dass Gammablitze Auswirkungen auf die Ionosphäre haben können. Bisher konnte das aber nicht konkret nachgewiesen werden, da die Gammablitze zu schnell vorbei oder zu schwach waren. Laut der ESA würde ein Gammablitz mit der Stärke von GRB 221009A statistisch gesehen nur alle 10.000 Jahre die Erde treffen.
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Erstmals Auswirkung auf Ionosphäre nachgewiesen
Die Stärke und Dauer von GRB 221009A ließ Instrumente anspringen, mit denen üblicherweise die Folgen von Sonnenstürmen gemessen werden. Auch der chinesische Satellit CSES hat die Wirkung des Gammablitzes registriert. Er wurde 2018 gestartet, um Auswirkungen von seismischen Aktivitäten und Sonnenstürmen auf die Ionosphäre zu erforschen. Gammablitze wurden damit bisher nicht aktiv ausgemacht – weil die Forschenden nicht wussten, wann und wo in den Messdaten sie danach suchen sollten.
Durch den Abgleich mit den Messungen von Integral gelang das aber. So konnte jetzt erstmals nachgewiesen werden, dass ein Gammablitz das elektromagnetische Feld der Ionosphäre beeinflusst hat. Die Studie dazu wird im Nature Communications veröffentlicht werden.
Massensterben auf der Erde
Laut den ESA-Forschenden, die an der Studie beteiligt waren, lässt dies vermuten, dass eine Supernova in unserer eigenen Galaxie ernsthafte Folgen haben könnte. Durch die vergleichsweise nahe Explosion könnte nicht nur die Ionosphäre beeinflusst werden, sondern auch die Ozonschicht. Gefährliche ultraviolette Strahlung könnte dann verstärkt die Erde treffen.
In der Vergangenheit gab es bereits Theorien, dass dies die Ursache für Massensterben auf der Erde gewesen sein könnte. Die aktuelle Studie bestätigt dies zwar nicht, gibt aber jedenfalls Denkanstöße in diese Richtung. Laut der ESA wären viel mehr Daten nötig, um diese Theorie zu vertiefen. Die Teams von CSES und Integral haben bereits begonnen zusammenzuarbeiten, um durch den Abgleich der Messungen weitere Auswirkungen von Gammablitzen auf die Ionosphäre nachzuweisen.
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