Innenleben des ITER

Ein Modul im Inneren des International Thermonuclear Experimental Reactor (ITER) in Südfrankreich wird zusammengebaut

© APA/AFP/NICOLAS TUCAT / NICOLAS TUCAT

Science

ITER: Internationales Kernfusions-Projekt verzögert sich um Jahre

Kernfusion gilt als große Hoffnung für die grüne Energie der Zukunft. Eines der bedeutendsten Forschungsprojekte ist der International Thermonuclear Experimental Reactor (ITER) in Südfrankreich. In Betrieb gehen bzw. das erste Plasma entstehen sollte dort eigentlich im Jahr 2025, bevor er 2035 seine volle Leistung erreichen könnte. 

Doch dieser Zeitplan ist in dieser Form nicht mehr zu halten. Das erklärte der Projektdirektor Pietro Barabaschi nun gegenüber der französischen Nachrichtenagentur Agence France-Presse (AFP). Davon berichtet France24.

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ITER-Projektdirektor Pietro Barabaschi

Das Datum sei "von vornherein nicht realistisch", sagte Barabaschi. Erschwerend hinzu kommen nun 2 Probleme, die jüngst aufgetreten sind. Ein Problem liege bei der Konstruktion der Plasmakammer. Die Verbindungen jener sind in falscher Größe zusammengeschweißt worden. Das zweite Problem waren Korrosionsspuren in einem Hitzeschild, das die Außenwelt vor der enormen Hitze schützen sollte, die während der Kernfusion entsteht.

Die Behebung dieser Probleme “ist keine Frage von Wochen, sondern von Monaten oder Jahren”, sagt Barabaschi. Ein neuer Zeitplan für ITER soll bis Ende des Jahres ausgearbeitet werden, erklärt der Projektleiter. Er stellt aber zumindest in Aussicht, dass der Vollbetrieb doch bis 2035 möglich sei, wenn man bis dahin Verzögerungen aufholen könnte.

Durchbruch in den USA

Anfang Dezember ist US-Forscher*innen ein Durchbruch bei der Kernfusion gelungen. Erstmals wurde ein Energieplus aus einer Fusion verzeichnet. Etwa 2 Megajoule (0,5 Kilowattstunden) brauchte es, um die Fusion in Gang zu setzen, rund 3 Megajoule (0,8 Kilowattstunden) wurden bei der Fusion selbst freigesetzt. Damit gelang es den Forscher*innen der National Ignition Facility, diesen wichtigen Break-even-Punkt - den “Heiligen Gral der Fusionsforschung” - zum ersten Mal zu überschreiten.

Angesprochen auf den Erfolg sagte Barabaschi: „Ein bisschen Wettbewerb ist in jedem Umfeld gesund“, so der Projektleiter und weiter: “„Wenn morgen jemandem ein weiterer Durchbruch gelingt, der meine Arbeit überflüssig machen würde, wäre ich sehr glücklich.“

35 Länder beteiligt

An dem Milliarden Euro teuren ITER-Projekt sind 35 Länder beteiligt: neben sämtlichen EU-Mitgliedstaaten auch Großbritannien, die Schweiz, Russland, China, Indien, Japan, Südkorea und die USA.

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