Medizinische Puppe mit Gehirn

Veraltete medizinische Puppe mit Gehirn (Symbolbild)

© Foto von David Matos auf Unsplash

Science

Neuer MRT-Scanner zeigt Gehirn, wie wir es nie gesehen haben

Der bislang leistungsstärkste MRT-Scanner hat seine Arbeit aufgenommen. Er kann das menschliche Gehirn extrem hochauflösend darstellen, sodass neuartige Einblicke ermöglicht werden. Gleichzeitig verbessert das Gerät das Prozedere eines Scan-Vorgangs, wovon in erster Linie die Patient*innen profitieren.

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Der neue Iseult-Scanner kann Magnetfelder mit einer Stärke von bis zu 11,7 Tesla erzeugen. Herkömmliche MRT-Geräte erreichen derzeit üblicherweise 1,5 Tesla, höchstens 3 Tesla. Durch die extreme Magnetfeldstärke kann die Dauer für einen hochauflösenden Scan massiv reduziert werden. 

Mit den 11,7 Tesla lässt sich in nur 4 Minuten ein Scan des menschlichen Gehirns mit einer Auflösung von 0,2 Millimeter Gehirngewebe aufnehmen. Horizontal sind die "Scheiben" lediglich 1 Millimeter dick. Für solche Bilder mit herkömmlichen MRT-Geräten müssten Patient*innen mehr als 2 Stunden in der Röhre stecken, was in der Praxis nicht realisierbar ist. 

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Ein Scan eines Gehirns mit 3 Tesla, 7 Tesla und 11,7 Tesla

Hochkomplexes Gerät

Ein weiterer Vorteil des neuen MRT-Scanners ist der größere Durchmesser der Röhre. Üblicherweise sind die Röhren 60 bis 70 Zentimeter breit. Beim neuen Iseult-Gerät kommt die Röhre auf einen Durchmesser von 90 Zentimeter, wodurch das Prozedere weniger klaustrophobisch sein soll. 

Der neue Scanner ist ein äußerst komplexes und riesiges Gerät. Er ist 5 Meter lang, 5 Meter breit, wiegt 132 Tonnen und hat 182 Kilometer supraleitende Drähte verbaut. Um die Magnetspule auf die erforderliche Betriebstemperatur von -271,35 Grad Celsius kühlen zu können, sind 7.500 Liter flüssiges Helium notwendig. 

Die Wissenschaft erhofft sich, durch den extrem starken Scanner bislang unerreichte Informationen über die Funktionsweise des Gehirns - etwa welche neuronalen Signaturen mit dem Bewusstseinszustand verbunden sind, wie es in einer Aussendung heißt. Entwickelt wurde der MRT-Scanner übrigens vom französischen Kommissariat für Atomenergie und alternative Energien (CEA).

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Alzheimer, bipolare Störungen und Parkinson

Außerdem soll der Iseult-Scanner auch dabei helfen, an neue Erkenntnisse über neurodegenerative Krankheiten wie Parkinson und Alzheimer zu kommen. Auch die Früherkennung, Diagnose und Behandlung solcher Krankheiten könnte dadurch verbessert werden. 

Ermöglicht werden soll dies durch Erkennen chemischer Spuren im Hirnstoffwechsel, die von herkömmlichen MRT-Scannern nicht erkannt werden können - beispielsweise Glukose, Glutamat und die Verteilung von Lithium. Diese Stoffe spielen bei neurodegenerativen Krankheiten und bipolaren Störungen eine Rolle.

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