Ein Nashorn steht im Gras.

Symbolbild Nashorn 

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Science

Radioaktive Nashörner sollen Wilderern das Handwerk legen

Vor mehr als 100 Jahren streiften noch 500.000 Nashörner auf der Erde. Heute sind es nach Angaben der Weltnaturschutzunion nur noch etwa 27.000 Tiere. Nashörner werden wegen ihrer wertvollen Hörner immer noch von Wilderern verfolgt, womit das Überleben der Art gefährdet wird.

Südafrikanische Forscher begegnen dem Problem mit einer ungewöhnlichen Idee. Sie setzen radioaktive Substanzen in ihre Hörner ein und können so den Schmuggel der gewilderten Hörner unterbinden, berichtet der Guardian.

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Das Rhisotope-Project 

Die Kampagne zur Überführung von Wilderern hat am Donnerstag in Südafrika begonnen. Dabei wurden 5 Nashörner betäubt. In ihre Hörner wurden kleine Löcher gebohrt, in die Kapseln mit dem radioaktiven Material eingelegt wurden. 

Dieses kann dann an Flughäfen, Zoll- und Grenzbehörden mit bereits vorhandenen Strahlungsdetektoren nachgewiesen werden. Man kann sich das so vorstellen, wie die Diebstahlsicherung an Kleidung in Geschäften. Durchschreitet man mit dem Horn im Gepäck die unsichtbare Schranke, bzw. durchfährt man sie mit dem Horn im Kofferraum, geht der Alarm los. Der Schmuggler kann so gleich vor Ort festgenommen werden.

Laut der University of the Witwatersrand, die das Rhisotope-Projekt initiiert hat, ist die geringe Menge des radioaktiven Materials für die Tiere harmlos. Sie haben im vergangenen Jahr 20 Nashörnern diese radioaktiven Isotope implantiert und für 6 Monate lang, 2-mal täglich, untersucht. Insgesamt läuft die Forschung schon seit 6 Jahren.

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Ungefährlich, aber wirksam

„Wir haben wissenschaftlich zweifelsfrei nachgewiesen, dass das Verfahren für das Tier völlig ungefährlich ist und das Horn durch die nuklearen Sicherheitssysteme der internationalen Zollbehörden nachweisbar macht“, sagt James Larkin, der wissenschaftliche Leiter des Projekts. Schon geringe Mengen der radioaktiven Isotope können laut ihm selbst in großen Containern nachgewiesen werden. So soll auch der Schmuggel auf dem Post- und Seeweg unterbunden werden.

Simulation der Menge an Radioaktivität im Horn.

Simulation der Menge an Radioaktivität im Horn 

Um zu testen, wie gut das System funktioniert, haben die Forscher 3D-gedruckte Nashorn-Hörner verwendet. Diese haben ähnliche Eigenschaften, wie die echten Hörner, die aus Keratin bestehen. Dass die radioaktiven Isotope unbedenklich für die Nashörner sind, wurde von Wissenschaftlern der Universität Ghent in Belgien überprüft und bestätigt. 

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500 Nashörner in Südafrika pro Jahr getötet

Zwar gibt es in Südafrika mit rund 16.000 Nashörnern die größte Nashorn-Population. Doch gleichzeitig ist dort die Wilderei-Quote sehr hoch. Pro Jahr werden 500 Nashörner in Südafrika getötet, weil Wilderer ihre Hörner zu Geld machen wollen.

In manchen Kulturen ist das Horn auf dem Schwarzmarkt mindestens so wertvoll wie Gold. Dort gelten die Hörner als Statussymbol oder werden in der traditionellen Medizin verwendet. Wissenschaftlich ist eine Wirkung nicht nachgewiesen. Allein im ersten Viertel des Jahres 2025 wurden 103 Nashörner in Südafrika getötet. 

Den Wilderern den Geldhahn zudrehen

Der Gedanke hinter dem Projekt: Wenn die Hörner nicht bei den Käufern ankommen, bezahlen diese nicht dafür. Die Wilderer verlieren ihre Einnahmequelle und haben keinen Grund mehr, die Nashörner zu töten. Wurden die Hörner per Post oder Container verschickt, kann man zudem die Empfänger bzw. Käufer zur Verantwortung ziehen. Außerdem sollen in den Reservaten Schilder aufgestellt werden, die darauf hinweisen, dass die Nashörner mit dem radioaktiven Material behandelt wurden. Das soll den Wilderern klarmachen, dass es sinnlos ist, diese Tiere wegen ihrer Hörner zu töten.

Ab August 2025 ist das Rhisotope-Projekt voll einsatzfähig. Die Initiatoren des Projekts, zu dem auch die Internationale Atomenergie-Behörde (IAEA) und Naturschützer gehören, hoffen, dass auch private Wildpark-Besitzer und Naturschutzbehörden die Nashörner mit radioaktiven Isotopen impfen lassen.

„Durch die Nutzung der bestehenden Infrastruktur für nukleare Sicherheit können wir dazu beitragen, eine der bekanntesten und am stärksten gefährdeten Tierarten der Welt zu schützen“, sagt Mariano Grossi von der IAEA. Auch andere gefährdete Tierarten, wie das Schuppentier (Pangolin) oder Elefanten, könnten mit dieser Methode geschützt werden. 

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