Masse der Milchstraße ist deutlich kleiner als angenommen

Masse der Milchstraße ist deutlich kleiner als angenommen

© APA/KEYSTONE/ANTHONY ANEX / ANTHONY ANEX

Science

Riesige extragalaktische Struktur im All entdeckt

Die Erde ist keine Scheibe – dafür aber die Milchstraße. Die Mehrheit der Sterne und Planeten der Milchstraße liegen auf einer Ebene, so wie bei vielen anderen Galaxien in Scheibenform.

Auch die Erde ist auf dieser Ebene. Das heißt wir können relativ gut nach oben und unten ins All schauen. Aber richten wir unsere Teleskope quasi zum Scheibenrand, sehen wir kaum etwas. Der viele Staub in der Milchstraße verhindert, dass Licht hindurchdringt.

Deshalb sind fremde Galaxien in 10 bis 20 Prozent des Himmels von der Erde aus nicht sichtbar. Dieser Bereich wurde „Zone of Avoidance“ (ZOA) getauft, zu deutsch: Zone der Vermeidung. Astronom*innen hielten sich früher nämlich von dort fern, weil aufgrund des geringen Lichts kaum Daten über Galaxien in diesem Bereich gesammelt werden konnten.

Jetzt ist es einem Team aber gelungen, durch die ZOA zu blicken. Was sie gefunden haben, ist riesig. Die Ergebnisse wurden in einer Studie veröffentlicht. Deren Überprüfung (Peer Review) ist noch ausstehend.

Cluster mit 58 Galaxien

Die Forschenden bezeichnen es als riesige, extragalaktische Struktur. Es ist ein Cluster, der 58 Galaxien beinhaltet. Er hat den Namen VVVGCl-B J181435-381432.

Gefunden werden konnte der Cluster mit VISTA. Das Infrarot-Teleskop in Chile scannt den Äquator der Milchstraße, also die ZOA, nach Infrarotlicht. Während sichtbares Licht durch den Staub der Milchstraße geblockt wird, kann das Infrarotlicht bis zur Erde vordringen. So konnten sie eine Region in der ZOA ausmachen, die auf das Vorhandensein von etwas großem hindeutete.

Auf diese Region wurde dann das Instrument FLAMINGOS-2 gerichtet, welches ebenfalls in Chile ist. Das Nahinfrator-Instrument kann genutzt werden, um die Distanz und Geschwindigkeit von Objekten im Weltraum zu messen. Das lieferte neue Daten zu 5 Galaxien, etwa 3 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt.

Weitere Untersuchungen nötig

Die Forschenden vermuteten schon früh, dass die 5 Galaxien Teil eines viel größeren Clusters sind. Mit den bisherigen Erkenntnissen fragten sie erneut um die Nutzung der Teleskope an, um die Spektren der Galaxien zu untersuchen. Entweder würde das die Vermutungen bestätigen, oder widerlegen.

Die Ergebnisse bestätigten schließlich das Forschungs-Team. Der Cluster hat vermutlich 58 Galaxien. Allerdings war es noch nicht möglich, seine genaue Masse und die Inhalte zu bestimmen. Dazu sind weitere spektroskopische Untersuchungen nötig.

Die eigentliche Sensation ist nicht der riesige Cluster, sondern dass es gelungen ist, ihn in der ZOA zu entdecken. Für die Weltraumforschung ist es wichtig, die gesamte Nachbarschaft der Milchstraße zu kennen. Das trägt wesentlich dazu bei zu verstehen, wie die Milchstraße entstanden ist und warum sie da ist, wo sie ist.

Der Große Attraktor

Es könnte auch ein entscheidender Schritt sein, um das Rätsel des „Großen Attraktor“ zu lüften. Dieser Galaxien-Supercluster ist etwa 150 bis 250 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt und hat eine Masse von 10 Billiarden Sonnen.

Irgendetwas im Großen Attraktor hält Galaxien-Cluster zusammen. Dadurch entfernen sie sich langsamer voneinander, als es aufgrund der Expansion des Universums eigentlich sein sollte. Das Zentrum dieser massiven Schwerkraft liegt aber in der ZOA, weshalb bisher noch nicht geklärt werden konnte, was hinter der Anziehungskraft dieses Superhaufens tatsächlich steckt.

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