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Science

SpaceX Starlink könnte ein neues Ozonloch verursachen

Forscher*innen warnen davor, dass die große Menge an Satelliten, die langfristig im Orbit um die Erde platziert werden sollen, die Ozonschicht schädigen könnte. Zudem könnte der verglühende Weltraumschrott zu unkontrolliertem Geoengineering führen.

Zwar treffen täglich mehr Objekte aus dem All auf die Erdatmosphäre und verglühen dort, als es verglühende Satelliten geben wird. Doch die chemische Zusammensetzung des Satelliten könnte Probleme mit sich bringen, so die Wissenschaftler*innen.

Wir haben 60 Tonnen Meteoritenmaterial, das täglich auf die Erde prallt“, sagt Mit-Autor der Studie Aaron Boley, von der University of British Columbia, in Kanada gegenüber Space.com. „Mit der ersten Starlink-Generation erwarten wir etwa 2,2 Tonnen an toten Satelliten, die täglich in die Erdatmosphäre eintreten.“

Meteoriten bestünden aber Großteils aus Gestein. Das setze sich aus Sauerstoff, Magnesium und Silizium zusammen. Satelliten hingegen bestünden hauptsächlich aus Aluminium.

Damit könnten Megakonstellationen, wie sie für Starlink, aber auch Satellitennetzwerke anderer Unternehmen geplant sind, die chemische Zusammensetzung der oberen Erdatmosphäre ändern. Das Verbrennen von Aluminium könnte Aluminiumoxid produzieren.

Laut Boley reflektiert diese Verbindung Licht auf einer bestimmten Wellenlänge. Befindet sich zu viel davon in der Atmosphäre, könne das Albedo der Erde, also das Rückstrahlvermögen, verändert werden.

Rückstrahlvermögen der Erde

Die Option, die Atmosphäre zu verändern, um das Rückstrahlvermögen der Erde zu erhöhen, wurde bereits 2017 von Wissenschaftler*innen vorgeschlagen. Dieses Geoengineering sei allerdings laut Boley wegen unberechenbarer Auswirkungen kritisch gesehen worden: „Jetzt sieht es so aus, als würden wir das Experiment ohne Aufsicht oder Regulierung durchführen“. Man wisse nicht, wie das die obere Atmosphäre verändern könnte.

Zudem könnte das Aluminium die schützende Ozonschicht beschädigen. Hinweis darauf fanden die Wissenschaftler*innen bei der Aerospace Corporation. Sie identifizierten Schäden durch Raketenstarts an bestimmten Stellen der Ozonschicht, an denen die Raketen durch die Atmosphäre brechen.

Temporäre Ozonlöcher

„Wir wissen, dass Aluminiumoxid bereits durch Raketenstarts Ozon abbaut, da Aluminiumoxid ein Nebenprodukt vieler Feststoffraketen ist. Dadurch entstehen kleine temporäre Ozonlöcher. Die Veränderung der Atmosphäre durch die Raumfahrt ist eines unserer größten Bedenken“, sagt Boley.

Satelliten verglühen in einer Höhe von 50 bis 90 Kilometern, während die Ozonmoleküle bis maximal 30 km Höhe gemessen werden, also in der unteren Stratosphäre. Allerdings könnten sich die entstandenen Partikel mit der Zeit absenken. Das Aluminiumoxid würde laut Boley eine chemische Reaktion in der Stratosphäre verursachen, die das Ozon wahrscheinlich beschädigt.

Zehntausende neue Satelliten

In ihrer Studie mahnen die Forscher*innen um Boley, dass insbesondere die 55.000 geplanten Starlink-Satelliten die Menge an Weltraumschrott erheblich steigen lassen. Bereits seit der Inbetriebnahme der ersten 1.700 Satelliten sei die Zahl aktiver und toter Objekte auf einer Höhe von 1.000 Kilometern um 50 Prozent gestiegen. Hinzu kämen Pläne von Amazons Kuiper, Chinas Starnet und OneWeb.

Boley vergleicht das mit der Plastikverschmutzung der Ozeane: „Menschen sind sehr gut daran ihre Fähigkeit zu unterschätzen, die Umwelt zu verändern. Es gibt die Wahrnehmung, man könne niemals so viel Plastik in den Ozean werfen, dass ein Unterschied bemerkbar würde. Nun haben wir ein Problem mit Plastikverschmutzung, wir haben den Klimawandel als Resultat unserer Taten.“

Die Situation mit der Veränderung der Zusammensetzung der Atmosphäre sei ähnlich, da man die gleichen Fehler wie zuvor bei der Plastikverschmutzung der Ozeane machen würde.

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