Wie man Meteoriten ihre Geheimnisse entlockt
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Die Theorie, Meteoriten könnten vor langer Zeit die Grundlagen für das Leben auf die Erde gebracht haben, ist weit verbreitet. Erst kürzlich fanden Forscher Tausende organische Verbindungen auf einem 2018 eingeschlagenen Meteoriten. Die Objekte aus dem Weltall sind daher nicht nur ein schönes Artefakt, sondern liefern wichtige Erkenntnisse über das Sonnensystem und die Geschichte unseres Planeten.
Die meisten Meteoriten, die auf der Erde gefunden werden, stammen vom Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter. In seltenen Fällen stammen sie vom Mond oder vom Mars. Um die Herkunft eines Meteoriten zu bestimmen, werden verschiedene Verfahren angewandt.
In den seltenen Fällen, in denen ein Meteorit erst kürzlich aufgeschlagen ist, zählt für Forscher jede Stunde. „Meteoriten besitzen kosmogene Nuklide durch die kosmische Strahlung im Weltraum. Diese winzige Menge an Radioaktivität kann im Labor gemessen werden. Das verrät, woher der Asteroid stammt, wie sein Orbit verlief und wie große er ursprünglich war“, erklärt der Geologe Ludovic Ferrière, Kurator der Meteoriten- und Impaktitsammlung im Naturhistorischen Museum Wien (NHM). Bereits nach einigen Jahrzehnten sind die kosmogenen Nuklide aber zerfallen. Die Informationen über Reise und Zeitpunkt eines Meteoritenfalls sind dann verloren.
Glänzende Steine
Das ist bei den meisten Meteoriten der Fall. Um etwas über ihre Herkunft zu erfahren, muss ihre Zusammensetzung analysiert werden. Schon die schwarze Schmelzkruste, sofern sie noch erhalten ist, kann Aufschluss über ihren Ursprung geben, erklärt Ferrière. So haben etwa Meteoriten vom Mars eine besonders glänzende Oberfläche.
Genauere Informationen erhält man aber durch die chemische Analyse. Dafür wird der Meteorit in Scheiben geschnitten und es wird ein Dünnschliff erstellt. Dieser ist nur 30 Mikrometer dick und wird unter verschiedenen Mikroskopen betrachtet. Polarisiert man das Licht, mit dem der Dünnschliff durchleuchtet wird, werden die verschiedenen eingeschlossenen Mineralien sichtbar. Sie ähneln dann farbenfrohen Mosaiken aus Glas.
Olivin und Metall
Die meisten Meteoriten sind sogenannte Chondriten, bzw. eine Unterart dieser Klasse. In ihrer Grundmasse sind Chrondren eingeschlossen, also Silikatkügelchen. Die Grundmasse enthält Metall, wie die meisten Meteoriten. Dazwischen finden sich Mineralien wie Olivin, Pyroxen und Feldspat.
Seltener haben Meteoriten eine so besondere Struktur wie der Winonaite NWA 13679 aus Nordwest-Afrika. Der Neuzugang des NHM kann seit Dienstag zwischen den über 1.100 Exponaten betrachtet werden (wer es genau wissen will, sucht in der Ausstellung die Nummer 88). Bei diesem seltenen Objekt sind die Mineralien in eine Eisen-Nickel-Legierung eingeschlossen.
Der Winonaite-Meteorit weist eine sogenannte Widmanstätten-Struktur auf. Sie wird sichtbar, wenn Eisenmeteorite poliert und mit Salzsäure behandelt werden. Benannt wurde die Struktur nach dem österreichischen Wissenschaftler Alois von Beckh-Widmanstätten, der sie 1808 in Wien entdeckte.
Lukratives Geschäft
Dieser Meteorit wurde einem Händler im Marokko abgekauft. Es ist inzwischen häufig der Fall, dass Museen sich nach solchen Angeboten umsehen müssen, erklärt Ferrière. Die meisten neuen Fundstücke werden schnell von privaten Sammlern zu teils horrenden Summen aufgekauft. Erst kürzlich versteigerte das Auktionshaus Christies mehrere Meteoriten, 2 erreichten Preise von 500.000 USD (419.000 Euro). "Wenn heute ein Meteorit gefunden wird, ist er meist morgen schon auf dem Weg in eine private Sammlung. Das ist das Schlimmste für die Forschung", so Ferrière.
Meteoriten-Gesetz
Da der Geologe mit einem neuen Kameranetzwerk versucht, mehr Meteoriten in Österreich zu finden, setzt er sich für eine gesetzliche Regelung von Meteoritenfunden ein. Er möchte verhindern, dass die Objekte der Wissenschaft vorenthalten werden und möglicherweise auf einem Kaminsims landen. "Jeder Meteorit könnten neue Informationen über die Entstehung unseres Sonnensystems und die Bausteine des Lebens auf der Erde liefern", so Ferrière.
Sein Vorschlag ist es, Findern nur einen Anteil am jeweiligen Meteoriten zuzusprechen. Der Rest soll für die Forschung freigegeben werden und an Museen gehen. Das soll Menschen motivieren, sich an der Suche nach Meteoriten in Österreich zu beteiligen.
Wie man Meteoriten sucht und findet, lest ihr in Teil 1.
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