Wasserstoff-Tankstelle

Auch 2 Wasserstoff-Zapfsäulen sollen entstehen.

© dpa-Zentralbild/Martin Schutt / Martin Schutt

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Grüner Wasserstoff kommt bald aus Wien-Simmering

Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Gasometer in Wien-Simmering erstmals mit Gas gefüllt. Nur einen Steinwurf weit entfernt wurde am Mittwoch der Spatenstich für die erste städtische Elektrolyseanlage zur Erzeugung von grünem Wasserstoff (H2) gesetzt. 

Auf der Fläche des Wiener-Netze-Campus soll die Anlage bereits ab Sommer 2023 bis zu 1.300 Kilogramm Wasserstoff am Tag erzeugen. Das reicht aus, um etwa 60 Wasserstoffbusse der Wiener Linien zu betreiben.

10 Millionen Euro Investition

10 Millionen Euro beträgt das Investitionsvolumen für die Anlage. “Wir haben auf dem Gelände die besten Voraussetzungen und verfügen über mehr als 100 Jahre Erfahrung im Umgang mit Energie in fester, flüssiger und gasförmiger Form”, sagt Wiener-Netze-Geschäftsführer Gerhard Frida.

So soll in Wien grüner Wasserstoff produziert werden.

So soll in Wien grüner Wasserstoff produziert werden.

Bei der Elektrolyse wird Wasser mithilfe von elektrischem Strom in Wasserstoff und Sauerstoff gespaltet. Kommt dieser Strom aus erneuerbaren Quellen, wie Sonnen- oder Windenergie, wird der entstandene Wasserstoff “grüner Wasserstoff” genannt. Dieser gasförmige Wasserstoff wird am Gelände verdichtet und in Tanks abgefüllt.

Tankstelle für Wasserstoffbusse

Außerdem sollen 2 Zapfsäulen mit 350 und 700 bar Druck am Gelände entstehen. “Hier sind sich die Hersteller noch nicht ganz einig, welche Technik sich in Zukunft durchsetzen wird”, erklärt Frida. Man werde sich daher für beide Betankungsarten rüsten. Vorgesehen ist, dass dort Lkw und Busse ihre Wasserstofftanks auffüllen, unter anderem jene der Wiener Linien.

Bei den Wiener Linien kommen grüne Wasserstoffbusse bereits zum Einsatz. Auf der Linie 39A zwischen Heiligenstadt und Sievering ist der erste im regulären Betrieb unterwegs. Bis 2025 soll die Linie komplett auf Wasserstoffbusse umgerüstet werden, 10 Fahrzeuge werden dazu angeschafft.

Der Wasserstoff wird dabei in einer Brennstoffzelle wieder in Strom umgewandelt, wobei er mit Sauerstoff zu reinem Wasserdampf reagiert. Klimaschädliche Emissionen, wie etwa CO2, gibt es nicht.

Beim Spatenstich wurden einige Spaten benötigt.

Beim Spatenstich für die Elektrolyse-Anlage wurden einige Spaten benötigt.

Noch sind nicht viele Elektrolyse-Anlagen zur Wasserstoffproduktion im Einsatz, dennoch ist die Technologie schon recht ausgereift. “Wir erreichen mit dieser Anlage eine Effizienz von bis zu 65 Prozent, das ist sehr hoch”, erklärt Ernst Höckner aus dem Projektteam der futurezone. Aus 10 Kilowattstunden Strom erhält man also Wasserstoff mit einem Energieäquivalent von 6,5 Kilowattstunden.

Abwärme kann künftig auch genutzt werden

Zukünftig kann der Wirkungsgrad der Gesamtanlage noch weiter erhöht werden, indem die im Prozess anfallende Abwärme genutzt wird. Dafür soll die im Prozess entstehende Abwärme über Wärmetauscher genutzt und in einem nahegelegenen Wärmenetz eingesetzt werden. Und auch der entstehende Sauerstoff könnte künftig industriell oder medizinisch verwendet werden.

Ebenfalls geplant ist, den Wasserstoff zum Erdgas beizumischen. Im Kraftwerk Donaustadt wird im Rahmen eines Versuchs bereits getestet, das Gaskraftwerk dadurch "grüner" zu machen. Allein mit 15 Prozent Wasserstoff-Beimischung könnten so jedes Jahr 33.000 Tonnen CO2 eingespart werden, rechnet Wien Energie vor. Auch in Simmering ist ein Anschluss der Elektrolyse-Anlage an das Gasnetz geplant.

Disclaimer: Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation mit Wien Energie.

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Marcel Strobl

marcel_stro

Ich interessiere mich vor allem für Klima- und Wissenschaftsthemen. Aber auch das ein oder andere Gadget kann mich entzücken.

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