Die Therme Wien im Stadtteil Oberlaa

Die Therme Wien im Stadtteil Oberlaa

© Therme Wien

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Mit altem Badewasser aus der Therme die Wohnung heizen

Das Heizen von Gebäuden macht rund die Hälfte des Energieverbrauchs in Städten aus. Es ist für etwa 40 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Schafft man es, klimaneutral Wärme zu produzieren, hat man einen wichtigen Hebel in der Hand, um klimafreundlicher zu werden.

Wien Energie hat am Donnerstag in der Therme Wien ein Projekt präsentiert, das genau dort ansetzt. Aus dem Badewasser, das in der Therme Wien über den Beckenrand schwappt, soll Wärme entstehen. Damit wiederum sollen Haushalte im Bezirk Favoriten versorgt werden.

Wasser umwandeln

Insgesamt 1.900 Haushalte in Oberlaa sollen ab 2022 mit der Restwärme des Thermalabwassers versorgt werden. Das 30 Grad warme Wasser wird dabei von 2 Wärmepumpen umgewandelt und weiter erhitzt, bevor es über das Fernwärmenetz an Wiener Haushalte weitertransportiert wird. „Wir nutzen damit das warme Wasser aus der Therme, das ansonsten verschwendet werden würde“, sagt Michael Strebl, Geschäftsführer von Wien Energie, im Gespräch mit der futurezone: „Das ist besonders energieeffizient.“

Michael Strebl, Ulli Sima und Edmund Friedl in der Therme Wien

Mit dieser Methode sollen jährlich 2.600 Tonnen CO2 eingespart werden. Wien Energie investiert 3 Millionen Euro in das Projekt, das auch vom Nachhaltigkeitsministerium gefördert wird. „Die 2 Wärmepumpen werden direkt im Technik-Raum der Therme Wien untergebracht sein“, erklärt Strebl. Die dort gewonnene Wärme wird in umliegende Haushalte verteilt.

Auch in der Therme Wien selbst wird ein Großteil des Wärmebedarfs mit den beiden Thermalwasserquellen abgedeckt. Laut Edmund Friedl, Geschäftsführer der Therme Wien, sind das 70 Prozent: „Ab 2022 werden wir von einem wichtigen Gesundheitsanbieter auch zum lokalen Energieproduzenten für den Stadtteil Oberlaa.“

Vorzeigeprojekt

Das Projekt in der Therme Wien könnte zum Vorbild für andere Städte in Österreich werden. „Alle Städte, die über ein Fernwärmenetz verfügen, können davon lernen“, sagt Strebl. Es ist zudem nicht das erste Projekt, bei dem Wien Energie die Abwärme nutzt. In der Manner-Fabrik in Wien ist bereits seit 2016 eine Anlage in Betrieb, mit der rund 900 Haushalte mit Fernwärme versorgt werden können.

An einem Projekt in der UNO City und im Wiener Kanalnetz werde zudem gearbeitet, ergänzt Strebl. „Wir schauen uns das Potenzial von Wien noch genauer an, aber natürlich ist das Thermalwasser besonders günstig.“

Weitere Maßnahmen

Für die Wiener Umweltstadträtin Ulli Sima ist das Projekt ein Teil eines großen Gesamtpakets für ein CO2-neutrales Wien. Andere Projekte umfassen umweltfreundliche Mobilität, Abfallvermeidung und den Ausbau erneuerbarer Energien. Ziel ist es, dass in Zukunft nicht mehr CO2 produziert wird, als in der Stadt durch Bäume gebunden werden kann. Für Wien Energie ist neben der Abwärme vor allem die Geothermie ein wichtiges Projekt am Weg zur vollständigen Dekarbonisierung.

Neben Paris und München ist Wien die dritte Stadt Europas, in der es unterirdische Heißwasserquellen gibt. Wo genau diese liegen, weiß man bisher noch nicht. Im Zuge eines Forschungsprojekts hat man dies in den vergangenen Jahren mit 3D-Seismik-Messungen untersucht. „Derzeit wird das Datenmaterial ausgewertet“, sagt Strebl. Die Wärme der Quellen kann künftig ebenfalls ins Fernwärmenetz gespeist werden.

 

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation mit Wien Energie.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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