Zigarettenstummel werden zu Biodiesel
Forscher*innen aus Litauen haben einen Weg gefunden, Zigarettenstummel in Biodiesel umzuwandeln. Dazu nutzen sie in der Herstellung ein Nebenprodukt, das beim Recycling von Zigarettenabfällen entsteht. In den Filtern von Zigaretten finden sich nämlich große Mengen des Weichmachers Triacetin.
Triacetin wird bereits Treibstoffen zugesetzt
Triacetin wird bereits heute als Antiklopfmittel bei Verbrennungsmotoren eingesetzt. Der Zusatzstoff verbessert auch die Kälte-, Fließ- und Verbrennungseigenschaften von Biodiesel, wodurch die Motoren effizienter werden. Bislang wurde Triacetin chemisch hergestellt, was jede Menge Chemikalien verbraucht sowie Abfälle und giftige Überreste verursacht.
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Samy Yousef, leitender Forscher an der Technischen Universität in Kaunas, Litauen, ist in Zigaretten auf eine wertvolle Triacetinquelle gestoßen. "In unserer Forschungsgruppe befassen wir uns mit den Themen Recycling und Abfallwirtschaft, daher sind wir immer auf der Suche nach Abfall, der in großen Mengen vorhanden ist. Zudem sind Zigarettenstummel leicht zu sammeln, da es zahlreiche Systeme und Unternehmen gibt, die diese Abfälle bereits einsammeln", erklärt Yousef in einer Aussendung.
Weltweit werden jedes Jahr 6,5 Billionen Zigaretten geraucht. Auch wenn das Gewicht eines Zigarettenstummels nur minimal ist, fallen jährlich 1,1 Millionen Tonnen davon an.
Die Forscher*innen setzten die Stummel bei der sogenannten Pyrolyse in einem sauerstoffarmen Raum hohen Temperaturen aus (etwa 750 Grad Celsius). Die Stummel verkohlten dabei und spalteten sich in ihre Ausgangsstoffe auf. Etwa 40 Prozent davon ist triacentinhaltiges Öl, 25 Prozent ist calziumreiche Kohle und 35 Prozent sind Gase.
Bis zu 25 Prozent Triacetinöl in Biodiesel
"All diese Produkte haben reale Anwendungen. Die Kohle kann als Düngemittel, zur Abwasserbehandlung als Absorptionsmittel und zur Energiespeicherung verwendet werden. Die Gase können zur Gewinnung von Energie verbrannt werden. Und das Triacetinöl kann als Zusatz zu Biodiesel verwendet werden, um die Kosten zu senken", sagt Yousef.
Das Triacetinöl könnte bis zu 25 Prozent des Biodiesels ausmachen, da der Anteil von reinem Triacetin nicht mehr als 10 Prozent überschreiten darf. Bislang besteht Biodiesel hauptsächlich aus pflanzlichen und tierischen Fetten. Wie stark die Zugabe von Triacetinöl den Preis von Biodiesel drücken soll, sagen die Forscher*innen nicht.
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