Fotos zeigen schwerbeschädigtes Atom-U-Boot der US Navy
Die US Navy hat neue Bilder der USS Connecticut (SSN-22) veröffentlicht. Das U-Boot wurde 2021 bei einer Kollision schwer beschädigt.
Die aktuellen Fotos zeigen das U-Boot im Hafen von Bremerton, Washington. Darauf sind die Aufbauten für die geplanten Reparaturen zu erkennen, sowie der Hauptschaden. Es fehlt die „Nase“ der Connecticut.
Dabei handelt es sich um die Abdeckung des Bugsonars. Möglicherweise wurde die Sonarsphäre, also das eigentliche Sonar unter der Abdeckung, bereits abgenommen. Eindeutig ersichtlich ist das in den Fotos nicht. So sieht die Sonarsphäre ohne der Abdeckung aus:
Keine Ersatzteile vorhanden
Laut der Navy gibt es Schäden an den Ballasttanks und der Sonarsphäre. Die Sonar-Abdeckung muss komplett ersetzt werden. Das gestaltet sich schwierig, da es für die Connecticut keine Ersatzteile gibt.
Sie ist ein Jagd-U-Boot mit Atomantrieb der Seawolf-Klasse. Und von der Seawolf-Klasse wurden lediglich 3 Stück gebaut, das letzte 2005. Da die übrigen 26 geplanten Stück storniert wurden, haben die Werften schon lange ihren Produktionen auf andere Projekte verlagert. Und weil alle 3 Seawolf-U-Boote noch aktiv sind, kann man keines ausschlachten, um Teile davon in die Connecticut einzubauen.
Spionage-U-Boot Jimmy Carter
Eines der U-Boote der Seawolf-Klasse ist die USS Jimmy Carter – eines der geheimsten U-Boote der US Navy. Im Vergleich zu den normalen Seawolfs wurde eine 30 Meter lange Mittelsektion hinzugefügt. Diese wird als „Multi Mission Platform“ für „Spezialoperationen“ bezeichnet. Der Bereich kann als Aus- und Einstieg für Taucher und Unterwasser-Roboter genutzt werden.
Außerdem wurden zusätzliche Geräte an Bug und Heck angebracht, um präzises Manövrieren zu erleichtern. All das deutet darauf hin, dass die Jimmy Carter für Seabed Warfare genutzt wird, also etwa das Manipulieren und Anzapfen von Unterseedatenkabeln.
Zusammenstoß mit Tiefseeberg
Die Schäden an der Connecticut sind durch eine Kollision mit einem Tiefseeberg entstanden. Der Zusammenstoß ereignete sich am 2. Oktober 2021 im Südchinesischen Meer. Danach verbrachte sie mehrere Wochen in Guam, wo in einer Navy-Basis die Schäden analysiert wurden.
Am 12. Dezember 2021 kam sie unangekündigt im Hafen von San Diego an. Das ist aus mehreren Gründen ungewöhnlich. Üblicherweise werden U-Boot-Ankünfte vorab angekündigt. Zudem ist San Diego nicht der Heimathafen der Seawolf-Klasse, sondern Bremerton, Washington. Außerdem ist Bremerton näher an Guam als San Diego (9.000 Kilometer zu 10.000 Kilometer).
Der Kurs nach San Diego führt aber an mehreren Inseln vorbei, darunter auch Hawaii. Vermutlich wurde deshalb San Diego als Ziel gewählt, da die Connecticut so, falls es während der Fahrt Probleme gibt, im Notfall eine Insel anlaufen kann.
Beschwerliche Reise im kaputten U-Boot
Marine-Expert*innen gehen davon aus, dass das U-Boot aufgrund der Schäden die komplette Strecke aufgetaucht zurückgelegt hat. Die Überwasserfahrt hat vermutlich an die 20 Tage gedauert. Laut Expert*innen muss das für die Besatzung extrem unangenehm gewesen sein.
Ein U-Boot an der Wasseroberfläche rollt ständig zu den Seiten, selbst bei ruhigem Seegang. Ohne die Nase wird das Rollen noch schlimmer, da das Wasser nicht mehr ausreichend um den Bug herumgeleitet wird. Selbst, wer nicht seekrank wird, hat vermutlich Probleme zu schlafen, weil man aufpassen muss, nicht aus der Koje geschleudert zu werden.
Die Müdigkeit und Erschöpfung führt zu Konzentrationsmangel, was bei einer Fahrt mit einem beschädigten U-Boot sehr schlecht ist. Vermutlich mussten zusätzliche Wachen eingesetzt werden, die die Connecticut nicht nur von innen, sondern auch von außen rund um die Uhr beobachten, um schnell zu sehen, falls sich die Schäden verschlimmern. Das erhöht den Druck auf die Besatzung zusätzlich.
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Begleitschutz gegen Zusammenstöße mit Tankern
Eine weitere Gefahr sind Zusammenstöße mit anderen Schiffen. Ein U-Boot ist darauf ausgelegt, möglichst wenig sichtbar zu sein, auch an der Wasseroberfläche. Außerdem sind U-Boote langsam und manövrieren schwerfällig an der Oberfläche, können also nicht rasch ausweichen.
Es ist davon auszugehen, dass das U-Boot deshalb mindestens ein Navy-Schiff als Begleitung dabeigehabt hat. Dieses Begleitschiff ist sichtbarer und kann Tanker und Frachtschiffe warnen, deren Kurs den der Connecticut kreuzen würde. Womöglich konnte auch ein Teil der Besatzung auf dem Begleitschiff schlafen, um dann einigermaßen erholt die übrige Crew abzulösen.
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Reparatur dauert bis 2026
Die Navy selbst hat sich nicht über die Details dieser Fahrt geäußert. Sie sagte lediglich 3 Monate später: „Basierend auf den Schäden bestand kein Risiko für die Schwimmfähigkeit oder Stabilität des U-Boots.“
Nachdem die Connecticut in San Diego eingelaufen war, fuhr sie weitet zum Heimathafen in Bremerton. Dort sind auch die aktuellen Fotos entstanden. Laut der Navy wird es mindestens bis 2026 dauern, bis das U-Boot wieder einsatzbereit ist.
Zuvor musste das Trockendock Nummer 5 in Bremerton modifiziert werden, damit die Reparaturarbeiten überhaupt begonnen werden können. Die Modifikationen wurden am 12. Juli fertiggestellt.
Bremerton ist nicht der einzige Hafen der Navy, der Upgrades benötigt. Mit Stand November 2022 befinden sich 18 der insgesamt 50 Jagd-U-Boote der Navy in Wartung oder warten darauf gewartet zu werden. Der Grund sind veraltete und deshalb teilweise nicht für U-Boote geeignete Docks und Personalmangel.