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China baut einzigartige Spezialschiffe für die Invasion von Taiwan

Dass sich China auf eine mögliche Invasion von Taiwan vorbereitet, ist kein Geheimnis. Die Nation hat offiziell den Plan ausgerufen, die Streitkräfte auszubauen, um bis zum Jahr 2030 fähig zu sein, Taiwan zu annektieren.

Satellitenfotos geben einen neuen Hinweis darauf, wie diese gewaltsame Übernahme stattfinden könnte. Rampenschiffe sollen Kampfpanzern die einfache Landung an der Küste ermöglichen.

Im Hafen von Guangzhou wurden 3 solche Schiffe gesichtet, die in dieser Form einzigartig sind. Keine andere Marine der Welt setzt auf solche Gefährte. Dabei handelt es sich um Schiffe, mit extrem langen Rampen.

Eines der 3 Schiffe im Hafen hat die Rampe ausgefahren. Anhand der Satellitenaufnahme dürfte die Rampe etwa 133 Meter lang sein, während das Schiff selbst 108 Meter lang ist. Daneben ist noch ein Schiff mit 185 Metern und eines mit 128 Metern angelegt. Diese haben die Rampen nicht ausgefahren. Geht man vom anderen Schiff aus, könnten die um die 200 Meter bzw. 150 Meter lang sein.

Guangzhou Werft baut Spezialprojekte

Die Werft in Guangzhou, Südchina war lange Zeit als Guangzhou Shipyard International (GSI) bekannt. Der aktuelle Name lautet COMEC - CSSC Offshore & Marine Engineering (Group) Company Limited. Das Unternehmen wurde 1954 gegründet und ist ein Tochterbetrieb des staatlichen Schiffbauers CSSC (China State Shipbuilding Corporation).

In der Werft wurden bisher hauptsächlich zivile Schiffe gebaut. Erst in den vergangenen Jahren wurde verstärkt für die chinesische Marine produziert. Auffällig ist, dass sich darunter viele Spezialprojekte befinden.

Dazu gehört das kürzlich vorgestellte größte Drohnen-Boot der Welt: Jari-USV-A. Auch der mysteriöse "zivile Flugzeugträger" Zhong Chuan Yi Hao wurde in dieser Werft gebaut.

Standbeine für den Meeresboden

Auf dem Foto sind 2 weitere Schiffe im Trockendock zu erkennen, die gerade im Bau sind. Diese dürften auch Rampenschiffe werden. Der Hinweis darauf sind die weißen Säulen, die auf dem Foto erkennbar sind.

Dabei handelt es sich um Standbeine. Nachdem das Schiff in der Wunschposition ist, werden diese hydraulisch oder elektrisch abgesenkt. Sie heben das Schiff an und ein paar Meter aus dem Wasser, sodass es durch sein eigenes Gewicht am Meeresboden verankert wird.

Mit diesem System ausgestattete Seefahrzeuge werden Jack-up-Schiffe genannt. Normalerweise kommen sie bei der Errichtung von Offshore-Windrädern zum Einsatz oder für andere Bauarbeiten im Meer. Daher kennt man solche Gefährte auch als Errichterschiffe.

Landebrücke für Panzer

Die langen Rampen der neuen chinesischen Schiffe zeigen aber, dass es sich hierbei nicht um Errichterschiffe handelt, sondern um Seefahrzeuge, die eine Landung ermöglichen sollen. Diese Schiffe fahren zur Küste von Taiwan. Mit der langen Rampe kann der Strand sprichwörtlich überbrückt werden. Panzer und andere Militärfahrzeuge können so direkt zu einer befestigten Straße fahren.

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Es ist auch denkbar, dass sich damit Felsen oder eine etwas steilere Küste überwinden lassen, ebenso wie Panzersperren am Strand. Das ermöglicht die Landung an Orten mit Kampfpanzern und anderem schweren Gerät, mit denen Taiwan womöglich nicht gerechnet hat und die deshalb auch weniger verteidigt sind.

Schwimmender Pier

So wie die Schiffe gebaut sind, werden sie vermutlich nicht direkt Truppen und Fahrzeuge transportieren. Stattdessen werden sie wie schwimmende Landungsbrücken eingesetzt, bzw. wie ein ein mobiler Pier. Diese Idee erinnert an die Mulberry-Häfen, die die Alliierten im Zweiten Weltkrieg an der Küste der Normandie errichtet haben.

Die chinesische Variante ist aber schneller errichtet und durch die Standbeine flexibler und wetterfester. Einer der 2 Mulberry-Häfen wurde noch vor der Fertigstellung bei einem Sturm zerstört.

Am Heck der chinesischen Schiffe sind Plattformen zu erkennen. An diese docken die Transportschiffe an, die Panzer und Truppen an Bord haben. Der Vorteil dieses Systems: China kann hierfür nicht nur militärische Transportschiffe nutzen, sondern auch zivile. Die chinesische Armee hat bereits in der Vergangenheit Truppenversuche mit zivilen Fähren durchgeführt und offen gesagt, dass diese bei einem Angriff auf Taiwan militärisch genutzt werden.

Zivile Ro-Ro-Fähren für den Militäreinsatz

Solche Roll-on-Roll-off-Fähren (Ro-Ro) haben zwar eine gute Transportfähigkeit und stehen in ausreichender Menge zur Verfügung, sind aber für das Anlegen in Häfen gedacht – sie können nicht direkt am Strand aufsetzen. Taiwan wird seine strategisch wichtigen Häfen aber stark verteidigen. Drohen diese zu fallen, könnten sie vermint oder die Einfahrt durch das absichtliche Versenken von Frachtschiffen blockiert werden. Daher werden die Rampenschiffe benötigt, um an anderen Orten mit Ro-Ros anlegen zu können.

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Die chinesische Armee besitzt auch richtige Landungsschiffe, die direkt am Strand auflaufen, um Truppen um Fahrzeuge abzusetzen. Laut dem US-Verteidigungsministerium würden die Kapazitäten dieser Schiffe aber nicht für eine erfolgreiche Invasion von Taiwan ausreichen, weshalb man damit rechne, dass China in den nächsten Jahren zusätzliche Ro-Ro-Schiffe bauen wird. Die aktuelle Sichtung der Rampenschiffe dürfte diese prognostizierte Strategie Chinas bestätigen.

Chinas Landungsschiffe

Um Panzer direkt an Land zu bringen, nutzt China die Landungsschiffe der Type-072-Reihe. Das sind die Type 072II, Type 072III und Type 072A. Jedes hat eine Transportkapazität von 250 Truppen oder 10 Panzer. Aktuell hat China 28 dieser Schiffe in seiner Flotte.

Type 072

Die Type 072A hat eine Verdrängung von 4.800 Tonnen bei voller Beladung und ist 120 Meter lang. Zum Vergleich: Die BH Ferry Group betreibt in China zivile 36.000-Tonnen-Ro-Ros, die 178 Meter lang sind und bis zu 2.300 Passagiere und über 300 zivile Fahrzeuge aufnehmen können.

Die Transportfähigkeit überschreitet die der Type 072A also bei Weitem. Seit 2010 werden die Fähren mit von der chinesischen Armee gewünschten Modifikationen gebaut, wie etwa Hubschrauber-Landeplatz, erweiterte Brandbekämpfungs- und Ventilationssysteme für den Transportbereich und verstärkte Laderampen, die für Panzer geeignet sind.

Zivile chinesische Ro-Ro in militärischer Nutzung

Mit der Type 074 hat China noch 23 kleinere Landungsschiffe, die jeweils 2 Panzer zum Strand bringen können.

Weiters gibt es 15 Hovercrafts Type 726 (70 Soldaten oder ein Kampfpanzer) und 6 Zubr-Hovercrafts (500 Soldaten oder 3 Kampfpanzer).

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Ebenfalls für die Invasion kann China seine amphibischen Angriffsschiffe (Type 075, Type 076) und amphibische Transport Docks (Type 071) nutzen. Diese Schiffsarten laufen nicht am Strand auf, sondern haben ein flutbares Welldeck.

Damit werden zB. die Type 726 zu Wasser gelassen, die dann Panzer an Land bringen. Außerdem können die Amphibienfahrzeuge ZTD-05 und ZBD-05 aus dem Welldeck starten.

Diese sind mit einer 105mm- bzw. 30mm-Maschinenkanone leichter bewaffnet und schlechter gepanzert als Chinas Kampfpanzer Type 99. Und von diesem will China bei der Invasion möglichst viele an Land bringen. Aktuell hat China um die 1.300 Stück des Type 99.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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